World of Warships ist das große Thema bei Wargaming
Weil über Flugzeuge keiner mehr redet.
Nach Panzerkrieg und Luftschlachten jetzt nun virtuelles Schiffe versenken. Mehr als 110 Millionen registrierte Nutzer tummeln sich auf den Servern von World of Tanks, bereits drei Millionen sind es bei dem im September gestarteten Nachfolger World of Warships. Mit sichtlicher Freude präsentiert Victor Kislyi, Gründer und Firmenchef des Free-to-Play Schwergewichts Wargaming.net, die aktuellen Zahlen seines stetig wachsenden Software-Imperiums. Mit dem maritimen Kriegstreiben in World of Warships soll nun neben dem erfolgreichen World of Tanks ein weiterer Leistungsträger entstehen. Sozusagen Krieg zu Lande, zu Wasser und... ja eigentlich auch in der Luft.
Aber auf das im November 2013 gestartete World of Warplanes wird auf der Präsentation nur ganz am Rande eingegangen. Keine beeindruckenden Zahlen werden genannt, keine Neuankündigungen in Aussicht gestellt. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass der Fokus jetzt eben auf der Einführung der MMO-Seeschlachten liege, bei denen ab Oktober auch Schiffe der deutschen und russischen Kriegsmarine zur Auswahl stehen.
Und die Betätigung als Online-Admiral macht Laune. Schiffe aus vier Klassen stehen zur Verfügung: Schnelle und wendige Zerstörer, mittelschwere Kreuzer, waffenstarrende Schlachtschiffe und Flugzeugträger. Alles Modelle, die auch im zweiten Weltkrieg ihren Dienst verrichteten. In Schlachten von zwölf gegen zwölf Spielern im PvP oder in einer Flotte von bis zu acht gegen die künstliche Intelligenz des Spiels gilt es, den Gegner auf den Grund des Meeres zu schicken oder ein Gebiet einzunehmen.
Eine übergreifende Handlung gibt es nicht, einfach "Leinen los und drauf auf den Feind" ist angesagt. Klingt simpel, hat aber so seine taktischen Tücken. Mit einem Schlachtschiff mitten auf dem Ozean zu campieren und auf die Stärke der Bewaffnung zu setzen, ist der beste Weg sein mühsam erworbenes Kriegsgerät zu schrotten. Die flotten Kreuzer und Zerstörer können mit ihren Torpedos und Kanonen ordentlich Schaden anrichten und schneller als man glaubt, geht der Stolz der eigenen Flotte in Flammen auf. Also, immer schön in Bewegung bleiben und die größere Reichweite der eigenen Bordbewaffnung ausnutzen. Mit Übung und Augenmaß, versenkt man mit dem entsprechenden Vorhalten des Fadenkreuzes und dem Beachten der Nachladezeit die kleinen Nervtöter. Ein Stein, Schere, Papier-Prinzip, dass jeder Klasse seine Vor- und Nachteile zuweist und mit jedem Schiffstyp einen Sieg möglich macht.
Grafisch machen die spaßigen Seekriege durchaus was her. Die Schiffe sind angenehm detailliert gestaltet, Wetter- und Wassereffekte gelungen. Hier hat das zuständige Entwicklerstudio Lesta aus St. Petersburg ganze Arbeit geleistet und aus der Wargaming-eigenen BigWorld-Engine alles herausgeholt. Und das gilt nicht nur für High-End-Rechner, sondern auch für mittelprächtig ausgestattete Office-PCs. Besonders gelungen sind die historisch korrekten Umsetzungen der Marineeinheiten, da stimmt jeder Aufbau, jedes Geschütz hat das richtige Kaliber.
Hier haben sich die Entwickler keine Blöße gegeben und erst einmal akribisch recherchiert, bevor der digitale Stapellauf anstand. Gut sieben Monate Sammeln von Informationen in Archiven und Beratung mit Fachleuten verschlingt jedes neue Modell. Nicht nur für Kriegshistoriker spannend: Im Spiel werden sich auch realitätsnahe Modelle von eigentlich nur auf dem Reißbrett existierenden Schiffen befinden. Anhand von Blaupausen wurde so beispielsweise in Zusammenarbeit mit Marine-Experten eine virtuelle Version des Schlachtschiffs Hindenburg erstellt.
Die einsteigerfreundliche Steuerung unterstützt das actionlastige Spielprinzip, das in den Gefechten eher an einen Ego-Shooter, denn an ein behäbiges Manövrieren tausender Bruttoregistertonnen erinnert. Strategisch wird es erst, wenn die spät im Spielverlauf erreichbaren Flugzeugträger ins Spiel kommen. Diese sind im Nahkampf eine fette und leichte Beute für die anderen Klassen, verfügen aber über Jäger- und Bomberstaffeln, die dem Gegner einheizen. Apropos Spielverlauf: Neue Schiffe, Verbesserungen in Bewaffnung oder Panzerung, Tarnanstriche und Anbauten müssen hart verdient werden. Und jedes im Gefecht angeschlagene Schiff verlangt nach einer Reparatur, das kostet zusätzlich. Bezahlt wird das mit in Kämpfen erworbenen Zahlungsmitteln. Recht schnell gelangt man aber in einen Bereich, bei dem es sehr zäh wird, sich auf die nächste Entwicklungsstufe vorzuarbeiten.
Klar, wie auch bei World of Tanks ist der Einsatz von Echtgeld nicht zwingend notwendig, aber die Zeitersparnis ist eben eklatant. Und so lohnt es sich für Online-Kapitäne durchaus, den ein- oder anderen Euro in ein Premium-Schiff zu investieren, das dann direkt in der höchsten Ausbaustufe auslaufbereit ist. Definitiv ist World of Warships aber Free-to-Play und keinesfalls Pay-to-Win. Und von irgendwas muss Wargaming.net ja auch leben.