Worms: Odyssee im Wurmraum
Lost in Space
"Maaan! Zurück, zurück mit dir", rufe ich, doch die Anzeige verharrt träge weit außerhalb des für mich interessanten Bildschirmbereichs und Sekunden später läuft meine Rundenzeit ab. Nur mit Mühe und viel Selbstbeherrschung hindere ich mich selbst daran, die Wiimote in die Ecke zu feuern. So frustrierend kann die Spielerfahrung bei Worms: Odyssee im Wurmraum nicht nur gelegentlich sein, der störrischen und oft nervigen Steuerung zum Dank. Doch dies ist nicht das einzige Manko der neuen Worms-Folge, die es nun auch auf die Wii geschafft hat und auf der Nintendo-Konsole für gesellige Stunden sorgen soll.
Seit die auf "Artillery" basierende Serie von Team 17 1994 aus der Taufe gehoben wurde, erblickten bereits mehr als ein Dutzend Ableger das Licht der Software-Welt. Und nur wer seitdem hinter dem Mond gelebt hat, wird noch nie eine Runde gespielt haben oder zumindest wissen, wie das rundenbasierte Actionspiel funktioniert. Diesmal wird die Singleplayer-Kampagne mit einigen Search & Destroy-Missionen aufgelockert, bei denen Ihr nicht ausschließlich gegen computergesteuerte Feinde antretet, sondern auch in der Gegend verteilte Gegenstände aufsammelt.
Nicht immer waren die Worms-Neuentwicklungen tatsächlich auch gleichbedeutend mit spielerischem Fortschritt. Spätestens mit der Einführung des 3D-Modus hatte die Würmer-Schlacht für mich den Tiefpunkt erreicht. Glücklicherweise haben sich die Entwickler bei Odyssee im Wurmraum wieder dem 2D-Ambiente zugewandt, was den gesamten Spielablauf deutlich flüssiger und übersichtlicher macht. Allerdings nur, wenn die eingangs beschriebenen Handling-Probleme Euch nicht einen Strich durch die Rechnung machen.
Das ist schade, denn eigentlich ist die Steuerung, die nur mit der Wiimote vorgenommen wird, durchaus gelungen. Mit dem Steuerkreuz bewegt Ihr beispielsweise Eure krabbelnden Mini-Soldaten über und durch die mit Hindernissen und Kratern übersäten Levels, der A-Button löst die Sprünge aus. Doch sobald man diesen simplen Pfad verlässt, beginnen die Probleme: Während Ihr den Winkel zum Abfeuern der Waffen noch mit dem Steuerkreuz bestimmt, legt Ihr die Weite des Abschusses via Gestensteuerung fest. Dabei neigt Ihr die Wiimote entweder nach vorne oder nach hinten und beeinflusst auf diese Weise den Stärke-Balken.
Bereits hier fällt es aufgrund der Erkennungs-Trägheit jedoch zu oft schwer, das geeignete Maß zu treffen. Zwar habt Ihr die Möglichkeit, vor dem Auslösen des Projektils beziehungsweise der Aktion beliebig oft den Schuss zu simulieren. Allerdings treibt Euch auch diese Funktion regelmäßig zur Weißglut, weil die dafür benötigte Geste einfach nicht erkannt und daher nicht ausgeführt wird. Ihr könnt Euch denken, wie ärgerlich das ist, wenn die Zeit unaufhörlich abläuft und die Aktion in letzter Sekunde nicht mehr ausgeführt wird ...
Noch ärgerlicher und störender ist jedoch die ziemlich vermurkste Ausrichtung der Kamera-Perspektive, die für den Überblick auf dem Schlachtfeld immens wichtig ist. Ausführen soll man das mit dem Drücken der Plus-Taste und dem gleichzeitigen Verschieben des Bildschirmausschnitts mit der Wii-Fernbedienung. Allerdings geschieht selbiges derart schwammig und schwerfällig, dass man solchen Situationen möglichst aus dem Weg geht - was natürlich auf Dauer nicht machbar ist. Leider wird auch das Classic-Pad nicht unterstützt oder das Nunchuk zu diesem Zweck eingesetzt - beides wären sicherlich bessere Möglichkeiten gewesen.
Nicht weniger unverständlich ist die Beschneidung des Waffenarsenals. Das wurde zwar an die "spacige" Umgebung angepasst und bringt Euch zum Beispiel als Luftangriff ein UFO mit Laserstrahlen, doch gerade einmal 15 Wummen sind dann doch arg wenig. Das schränkt zwar nicht grundsätzlich das Spielgeschehen ein, mehr Auswahl könnte aber trotzdem nicht schaden. Enttäuschend ist zudem der eingesparte Online-Modus: Auch wenn der Fokus vieler Spieler auf Mehrspielerpartien mit Freunden auf der eigenen Couch liegen dürfte, ist es einmal mehr unverständlich, warum die anfänglich angekündigte Online-Unterstützung doch noch weggefallen ist.
Unter Strich ist Worms: Odyssee im Wurmraum eine Enttäuschung. Zwar bietet Team 17 auch diesmal die gewohnt witzige Würmer-Schlacht, die hat es aber schließlich schon oft genug gegeben und eine Weiterentwicklung des Formats hat auch bei jetziger Wii-Umsetzung praktisch nicht stattgefunden. Wenn - und die Betonung liegt hier wirklich auf "wenn" - die Wii-Steuerung sich nicht gerade bockig und störrisch zeigt, wird gewohnt-solide Worms-Kost geboten, die durchaus unterhaltsam sein kann. Allerdings muckt das Wiimote-Handling viel zu oft herum und stört damit nicht nur den Ablauf, sondern sorgt auch für den einen oder anderen Wutausbruch des Spielers, der keine Lust hat, sich allzu lange damit abzuplagen.
Wenn man dann noch das zusammengekürzte Waffenarsenal und den komplett gestrichenen Online-Modus in die Rechnung mit einbezieht, hat dieses Spiel eigentlich nur bei Die Hard Worms-Fans eine Daseinsberechtigung.
Worms – Odyssee im Wurmraum ist im Handel erhältlich.