Worms WMD - Test
Zurück zu altem Glanz.
Mal ganz ehrlich: Wüsstet ihr spontan, wie viele Worms-Spiele seit 1995 veröffentlicht wurden? Da muss ich auch passen. Es waren jedenfalls recht viele, was für den Erfolg der beliebten Reihe spricht, selbst wenn man manche Teile und Ableger am liebsten doch unter den Teppich kehren würde. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Über die Jahre hinweg hat Entwickler Team17 dabei viel experimentiert, ob nun mit Spielfeatures oder verschiedenen Genres. Manches funktionierte, manches weniger gut. Also, was tun? Noch weiter im Labor Ideen austüfteln? Oder doch auf Nummer sicher gehen?
Worms WMD vereint im Grunde beide Ansätze. Einerseits vertraut man auf klassisches Worms-Gameplay ohne unnötigen Schnickschnack und kehrt zu den 2D-Wurzeln der Reihe zurück. Aber gleichermaßen lässt man einige neue Ideen mit einfließen, die sich nicht als unnötige Gimmicks, sondern als sinnvolle Ergänzungen erweisen. Alleine schon die Rückkehr zur zweidimensionalen Darstellung weckt angenehme Erinnerungen an Worms Armageddon, das von vielen als bester Teil der Reihe angesehen wird.
Mit Armageddon kann WMD locker mithalten. Es ist unkompliziert, für Einsteiger leicht zu verstehen, die Mechaniken wirken für Veteranen sofort vertraut und unmittelbar nach dem Start setzt der gleiche Spielspaß ein, den ihr aus den besten Worms-Tagen gewohnt seid. Kurz gesagt: Das klassische Worms-Gameplay ist am Start. Würmer bekriegen sich mit allerlei mal mehr, mal weniger verrückten Waffen untereinander, ob nun in der Kampagne, Herausforderungen und Bonusmissionen oder im lokalen beziehungsweise Online-Multiplayer-Modus.
Trotz des relativ simplen Spielablaufs werden euch Fehler passieren. Und das ist das, was den Charme des Spiels ausmacht, worüber man selbst oder mit Freunden am meisten lacht. Zum Beispiel, wenn ihr Flugbahnen eurer Geschosse oder Granaten falsch einschätzt, sie bei euren eigenen Würmern landen oder euch zurück fliegen. Oder wenn ihr euch schon wie ein sicherer Sieger fühlt, euch einem gegnerischen Wurm nähert, dann aber dummerweise die falsche Taste drückt und selbst ins Wasser springt anstatt ihm einen Schlag zu verpassen. Wie immer bietet Worms viel Potenzial für Schadenfreude.
Neu ist, dass es erstmals Fahrzeuge in der Serie gibt. Dabei handelt es sich um Panzer, Mechs und Helikopter. Beim richtigen Umgang mit ihnen können sie ordentlich Schaden verursachen oder womöglich das Blatt einer Partie wenden, wenn ihr Zugriff auf sie erhaltet. Sie erfordern aber das richtige Maß an Kontrolle, damit ihr überhaupt erst in die Position kommt, um dem Gegner einen empfindlichen Schlag zu versetzen, zum Beispiel verlangt der Helikopter einiges an Kontrolle, um maximalen Schaden auszuteilen. Und es versteht sich von selbst, dass die Vehikel nicht unzerstörbar sind. Ein paar Treffer und sie sind nur noch rauchender Schrott.
Ebenfalls neu sind Gebäude, die ihr betreten könnt. Sofern ihr euch nicht selbst direkt dort befindet, seht ihr nicht, was drinnen vonstatten geht. Sie dienen einerseits als Schutz für eure Würmer, zumindest bis sie in Stücke geschossen werden, aber ihr könnt zum Beispiel auch Geschütztürme aufstellen und einen Hinterhalt legen oder Feinde von dort aus aufs Korn nehmen. Ansonsten erwarten euch noch einige neue Waffen, etwa der OMG Strike, der großen Schaden anrichten kann, oder die Dodge Phone Battery, die elektrischen Schaden verursacht und zwischen Würmern in Reichweite hin- und herspringt. Um Feinde könnt ihr euch darüber hinaus mit stationären Geschützen wie einem Scharfschützengewehr, einem MG oder einem Granatwerfer kümmern, die euch weitere taktische Optionen bescheren.
Abseits der Standardwaffen erweitert ihr mittels eines einfachen Crafting-Systems euer Arsenal. Die Komponenten dafür erhaltet ihr, indem ihr spezielle Kisten einsammelt, die an zufälligen Punkten des Schlachtfelds auftauchen, oder indem ihr vorhandene Waffen auseinandernehmt. Für jedes hergestellte Objekte braucht ihr verschiedene vorgegebene Rohstoffe, für die stärksten Varianten natürlich entsprechend mehr und seltenere Bauteile. Mit dem Crafting könnt ihr euch über das Waffenmenü jederzeit beschäftigen, auch wenn gerade der Gegner am Zug ist. Und genau dann solltet ihr es tun, um während eurer Runde nicht wertvolle Zeit zu verlieren und damit das gewünschte Objekt fertig ist, wenn ihr wieder an der Reihe seid.
Herzstück des Spiels ist alles in allem mal wieder der Multiplayer-Modus, den ihr lokal und via Internet spielen könnt. Bis zu sechs Spieler pro Match sind möglich, was für eine ganze Reihe von Würmern auf den Schlachtfeldern sorgt. Hier dürft ihr alles nach Herzenslust anpassen. Wenn ihr etwa auf die neuen Features wie das Crafting-System oder Fahrzeuge verzichten wollt, deaktiviert sie. Oder wenn ihr allen Spielern nur Superwaffen geben wollt, um für möglichst viel Chaos zu sorgen, dann tut das doch einfach. Stellt einfach das ein, wonach euch gerade der Sinn steht.
Die Tutorials führen euch wiederum näher an besagte Neuerungen wie die stationären Waffen heran, ansonsten sind die Kampagne und die zusätzlichen Herausforderungen nicht essenziell, aber eine nette Beigabe, durch die ihr etwa weitere Anpassungsoptionen für eure eigenen Wurmteams freischalten könnt. Die Missionen sind kurzlebig und geben euch zum Beispiel die Möglichkeit, die Vehikel oder neue Waffen offline auszuprobieren. Insofern erfüllen sie durchaus einen Sinn, obwohl ihr jetzt nicht großartig etwas verpasst, wenn ihr sie nicht spielt. Und apropos Individualisierung: Es hätten gerne noch weit mehr Hüte, Grabsteine und dergleichen sein können. Items aus anderen Titeln wie Payday 2 oder Yooka-Laylee bleiben Vorbestellern und Besitzern des All-Stars-Pakets vorbehalten.
Technisch gesehen gibt sich Worms WMD keine Blöße. Die handgezeichneten 2D-Landschaften sehen wunderschön aus, alles läuft wunderbar und ohne irgendwelche Ruckler, Bugs oder sonstige Schwierigkeiten. Lediglich die Kamera hat manchmal ein paar kleinere Macken. Ordnet ihr zum Beispiel einen Luftangriff an, folgt die Kamera dem Flugzeug, aber wenn ihr dabei den rechten Stick bewegt, tut sie das nicht mehr und manuell kommt ihr dann nicht mehr hinterher, wodurch ihr oft den Einschlag verpasst, wenn ihr nicht schnell hinauszoomt. Also Finger weg vom Stick. Das passiert auch bei normalen Geschossen gelegentlich, wenn ihr nicht aufpasst. Ein bisschen nachträglicher Feinschliff würde der Kamera jedenfalls nicht schaden.
Worms war schon immer eines der besten Couch-Koop-Spiele und Worms WMD drückt genau die richtigen Knöpfchen, um die Erinnerungen daran wieder aufleben zu lassen. Diese Reminiszenz an die besten Zeiten der Reihe sieht nicht nur wunderschön aus, sondern spielt sich gleichermaßen fantastisch. Es ist ein echter Spaßgarant, vor allem im Zusammenspiel mit Freunden. Ärger, Glücksgefühle und Schadenfreude liegen hier so dicht beieinander, Unterhaltung ist stets gewährleistet. Mit Ausnahme von ein paar Kleinigkeiten hat Team17 wirklich alles richtig gemacht. Worms WMD ist eines der besten Worms-Spiele seit Jahren.
Entwickler/Publisher: Team17/Sold Out - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 30 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Nein