WRC 3 FIA World Rally Championship - Test
'Wie ein Hovercraft' ist keine Formulierung, die man bei einer Rallye-Sim hören möchte.
Eine rennspiellastige Woche geht zu Ende und ich hatte gehofft, dass ich sie mit einem kleinen, aber feinen Schmankerl für die seit den goldenen Zeiten von Colin McRae darbenden Rallye-Freunde beenden könnte. Aber leider… nein. WRC 3 FIA World Rally Championship ist nicht der Sprung geworden, den die Serie so langsam mal nehmen sollte. Es bleibt bei Halbherzigkeiten.
Der eigentliche Rallye-Modus bietet 13 offizielle Rallyes - Schweden, Monte Carlo, Deutschland, Portugal, wo halt so gefahren wird. Die Einsteigerfahrzeuge, die weitestgehend ihren Straßenäquivalenten entsprechen, machen den Anfang, dann geht es weiter, wenn ihr in mit weniger Zurückhaltung aufgebohrte Modelle steigt und schließlich zu den echten WRC-Fahrzeugen kommt. Fast alle aktuellen Fahrer, mit fast allen aktuellen Fahrzeugen. Wenn was fehlt, kann man es wahrscheinlich bei DiRT unter Vertrag finden. Freigeschaltet muss in diesem Modus davon nichts werden. Solange ihr die undurchsichtig sortierten Menüs durchdringt, findet ihr alles, was ihr sucht und das vom Start weg. Ein lobenswerter Zug, kann ich mich mit anfreunden.
Dann habt ihr euch durch die Optionen für eine erste Runde geklickt und startet, nur um festzustellen, dass das Fahrverhalten von WRC sich immer noch nicht wirklich gebessert hat. Egal ob feste Straße oder Schlamm, egal ob Mini oder Citroën, sie rutschen immer fast gleich weg, brechen immer fast gleich aus und egal, was unter euch ist, der gefühlte Unterschied im Feedback, visuell oder in der Steuerung ist praktisch gleich null. Es wackelt halt auf dem Asphalt etwas weniger, aber sonst gab es da schon ganz andere Spiele des Genres, die es mitunter Ende der 90er weiter brachten als das.
Selbst die Einstellmöglichkeiten ändern daran nicht viel. Das Fahrverhalten ändert sich, sobald ihr an den Reglern für Fahrwerk und Getriebe herumspielt, nur wird es insgesamt nicht besser. Es fehlt einfach der Bezug zwischen Auto und Straße, nichts fühlt sich nach etwas an, und während man über Schnee oder Schotter identisch driftet, fragt man sich schon, ob sich wohl so ein Hovercraft anfühlt. Mit einem Pad markt man die Defizite übrigens am Deutlichsten, aber selbst mit einem halbwegs anständigen FF-Lenkrad ändert sich jetzt nicht so viel am Grundproblem. Das pure Fahren ist in WRC 3 keine Freude und das ist keine gute Ausgangslage für ein Rennspiel.
Mit ein wenig (viel) Eingewöhnung spielt es sich gerade noch ok, aber noch ok ist alles andere als Enthusiasmus und es kommt nie wirklich der Wunsch auf, dieses halbherzige Modell zu meistern, weil es einfach nicht so viel Spaß macht, das zu tun. Die KI-Konkurrenz hat offenbar deutlich weniger Probleme, vielleicht verhalten sich ihre Autos, wie sie es sollten. Und so müsst ihr kämpfen, um ihre Zeiten zu erfahren, jeden noch so banalen Abschnitt mehrmals hinter euch bringen, nur um herauszufinden, wie sich denn dieses kaum fühlbare Verhältnis zwischen Straße und Reifen in den Kurven wohl auswirken könnte. Es gab Schlimmeres, aber echter Enthusiasmus ist definitiv was anderes.
Angesichts dessen ist es vielleicht gar nicht mal so schlecht, dass eine Rallye aus sechs Abschnitten eine Netto-Fahrzeit von etwa 20 Minuten bedeutet. Das heißt, dass ihr etwa alle vier, maximal fünf Minuten eine Pause aus Ladebildschirmen und Reparaturoptionen seht. Zu kurz, um wirklich in einen Flow zu kommen. Wo beispielsweise ein Forza keine Probleme bekommt, wenn seine Rennen nicht übertrieben lang ausfallen, da der Aufbau mit gegnerischen Fahrern ein ganz anderer ist, stößt es hier sauer auf, weil bei Rallyes nun mal auch Ausdauer ein Faktor sein sollte. 20 Minuten? Zu wenig.
In der Meisterschaft geht man neue Wege. Oder zumindest welche, die man sich bei Codemasters abguckte. Die Simulation des Aufstiegs eines Rallye-Stalls wurde komplett gekickt. Stattdessen dreht es sich um den Spieler als Fahrer, der der beste Rallye-Fahrer werden soll. Eine schwache Prämisse ohne viel spielerisches Element und so bleibt die Meisterschaft eine nette Variante, um alle Kurse abzufahren, ohne sie neu im Menü herauszusuchen. Aber eine Verbindung zu dem, was man im Laufe der Zeit versucht zu erreichen, etwa ein Team zu perfektionieren, bleibt auf das gleiche reduziert wie eine simple Einzelfahrt: Erster zu sein. Dazu kommen ein paar Drift-Runden, Stunt-Touren und ähnliche Spielereien. Juhu, was für eine fantastische Idee, an den Mainstream-Racer DiRT anzubiedern, sowohl in Aufbau als auch Substanz. Schade nur, dass der das wirklich kann, dass es dort Spaß macht, die Events unterhaltsam entworfen wurden und die einzige Kritik ist, dass die Rallyes fehlen. WRC 3 hat dagegen zeitweilig wohl sogar Probleme, die Drift-Punkte richtig zu zählen. In den weit häufigeren, aber hier meist noch kürzeren, Rallye-Events - selten mal eine ganze 6-Runden-Rallye - schaltet ihr nach und nach neue Autos und Modifikationen frei und das ist auch alles ganz nett. Nur halt weder etwas Besonderes noch etwas, das andere nicht besser hinbekämen.
Online-Runden sind natürlich möglich und bis zu 16 Leute können sich eine eigene Meisterschaft bauen und dann ihre glücklicherweise ausschaltbaren, weil sonst sehr nervigen Ghosts gegeneinander antreten lassen. Offline fehlt leider der Split-Screen, dafür gibt es als schwache Alternative einen Hotseat-Modus für vier Leute.
Auf der technischen Seite wirkt WRC 3 wie in allen anderen Punkten: wenn überhaupt, dann leicht über Durchschnitt, selten ein Gewinner. Das ist bei 30 Frames auf den Konsolen jetzt kaum eine Heldentat, zumal diese Rate sogar von Zeit zu Zeit ein wenig einzuknicken scheint. Auf dem PC gibt es dieses Problem mit doppelter Framerate nicht und die Landschaft wirkt sogar schön, nur das alibianimierte Papp-Aufstellerpublikum sticht hier sogar noch mehr hervor als auf den Konsolen. Es wirkt alles so leblos, so ... langweilig. Wetter ist nun vorhanden, dynamisch ist es nicht, nicht mal wirklich realistisch, sondern künstlich und steril. Technische Kompetenz reicht nicht immer, um ein ansprechendes Spiel zu gestalten. Sehen wir es zum Abschluss einmal positiv: Es sieht besser aus als WRC 2.
Dass WRC 3 FIA World Rally Championship nicht den durchgestylten Anstrich der "großen" Rennspiele hat, geht angesichts der Nische und auch des kleinen Studios in Ordnung. Echte Rallye ist derzeit so selten, dass ich sogar die kurzen Strecken, die praktisch nicht vorhandene Simulations-Karriere - nein, Einzelevents abfahren ist keine Simulation einer Karriere - und ähnliche Dinge verzeihen könnte. Wo es dann aber nicht hapern darf, das ist die Verbindung von Straße und Auto und hier versagt WRC 3 in vielem einfach. Kein Gefühl für unterschiedlichen Boden zu haben, kein glaubwürdiges Gefühl für eigentlich auch nur einen davon … mit solchen Qualitäten kann man immer noch ein guter Fun-Racer sein, aber nicht eine gute Rallye-Simulation. Ich kann nur hoffen, dass das die Talsohle des Genres darstellt, denn theoretisch geht es sicher noch viel weiter nach unten. WRC 3 ist keine Katastrophe und es wird ein paar Rallye-Freunde finden. Hauptsächlich, weil es im Augenblick so ziemlich alles ist, was sie haben.