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WRC soll das größte Rallyespiel werden, das Codemasters je gemacht hat – wird es auch das beste?

Eindrücke einer Probefahrt und ein Überblick.

Rallye: eigentlich nicht so mein Fall. Aber als Abwechslung vom Umkurven dedizierter Rennstrecken auch immer für ein paar Runden gut. Und besonders Dirt Rally hatte es mir vor einigen Jahren angetan – auch deshalb, weil es als vermeintlicher Nischentitel mit überschaubarem Budget und dem Feedback der Fans im Early Access fertiggestellt wurde, als das gerade bei namhaften Produktionen noch lange nicht üblich war.

Das stieß samt seinem Nachfolger zum Glück auf große Gegenliebe und so ist es nicht verwunderlich, dass Entwickler Codemasters nun auch das neue EA Sports WRC entwickelt. Wie es dazu kommt? Weil EA Sports nicht nur das traditionsreiche Studio, sondern auch die entsprechende Lizenz übernommen hat.

WRC soll das größte Rallyespiel werden, das Codemasters je gemacht hat. Das Studio stieg dafür auf die Unreal-Engine um.

Das größte Rallyespiel aus dem Hause Codemasters soll damit entstehen, was in Zahlen so aussieht: Mit den zehn Fahrzeugen der WRC, WRC2 und Junior WRC geht man an 17 Austragungsorten mit jeweils 35 Kilometer Strecke an den Start. Die Kurse sind nämlich auch länger als in Dirt Rally 2, weil Codemasters von der eigenen Ego-Engine auf Unreal umgestiegen ist. 86 historische Vehikel sind samt dazugehöriger Kategorien (Gruppe A und B, um nur zwei der zahlreichen Klassen zu nennen) ebenfalls von der Partie und wer will, der baut einfach seinen eigenen Boliden.

Ganz recht: In einem Baukasten wählt man da zuerst die Position des Motors, um anschließend verschieden teure Motoren, Getriebe und so weiter einzubauen. Sogar das Innenleben kann man vom Sitz über das Display bis zum Schalthebel frei gestalten, die Lackierung natürlich sowieso. Ich habe mich kurz an einem Eigenbau probiert – der geht spielend leicht von der Hand –, bin aber noch mit keinem gefahren. Codemasters hat nach eigenen Aussage allerdings sichergestellt, dass die DIY-Wagen das gleiche Leistungsniveau haben wie ihre lizenzierten Pendants.

Ein VR-Modus für PC soll übrigens Anfang nächsten Jahres hinzugefügt werden. Außerdem soll demnächst eine weitere Strecke hinzukommen sowie ein kompetitiver Online-Modus.

Was sonst noch drin ist? Ein Rallyemodus, bei dem es nicht darum geht als schnellster über die Piste zu rauschen, sondern möglichst genau eine vorgegebene, sehr moderate Zeit zu treffen, sowie eine Rallyeschule, in der man sowohl auf Schotter, Asphalt als auch Schnee beziehungsweise Eis die Grundlagen erlernt – falls man das möchte. Gezwungen wird man dazu glücklicherweise nicht.

Abgesehen davon erstellt man binnen Sekunden eigene Rallyes oder Meisterschaften, die man zudem weltweit teilen kann, und nimmt als Mitglied eines Clubs an Online-Wettbewerben teil. Auch tägliche Herausforderungen wird Codemasters anbieten, wobei die diesmal dauerhaft dem Programm zugefügt werden, sodass sich auch Späteinsteiger noch an früheren Aufgaben versuchen dürfen. Nicht zuletzt gibt es natürlich Zeitrennen, deren Ghosts man online teilen kann.

Wer nicht gleich eine ganze Karriere erleben will, kann auch eine Meisterschaft ohne das Team-Management bestreiten und sich so ganz aufs Fahren konzentrieren.

Und dann ist da selbstverständlich eine große Karriere, die man entweder gleich in der WRC, in der WRC2 oder in der Junior-Kategorie der WRC startet, um sich langsam an die Spitze zu fahren. Der Anspruch hält sich dabei in den ersten Läufen und falls man den Schwierigkeitsregler nicht auf Anschlag schiebt in sehr überschaubaren Grenzen, sodass man selbst mit sehr leichtem Gasfuß sowie Ausflügen abseits der Fahrbahn mindestens auf einem vorderen Platz landet. Wenn die Entwickler erklären, dass sie diesmal auch ein Auge für weniger erfahrene Spieler haben wollen, werden sie diesem Anspruch dem ersten Eindruck nach jedenfalls gerecht.

Der Verlauf der Karriere erinnert sehr an andere Sportspiele von EA, denn in jeder Woche hat man die Wahl, was man tun will. Zum einen finden meist mehrere Rallyes statt, an denen man teilnehmen kann, falls ein entsprechendes Auto in der Garage steht. Zum anderen kann man neue Mechaniker anheuern, neue Autos kaufen oder der Crew auch einfach mal Ruhe gönnen. Nur eins davon ist jeweils möglich, weshalb man bei der Planung durchaus strategisch denken sollte.

Wer will, baut einfach seinen eigenen Boliden. Zusätzliche Lackierungen und Ähnliches werden im so genannten Rally Pass enthalten sein.

Eine müde Crew bringt immerhin schlechtere Leistung bei den Reparaturen zwischen den Läufen eines Wettbewerbs, während eingefahrene Siegprämien überlegt ausgegeben werden wollen, um Fahrzeuge für weitere Kategorien zu beschaffen oder neue Teammitglieder anzuheuern. Deren Wochenlohn ist teilweise nämlich nicht von ohne und nur, wenn der Geldgeber am Ende der Saison erstens mit dem Erreichen der ausgeschriebenen Ziele und dem möglichst genauen Einhalten des Budgets zufrieden ist, erhält man im kommenden Jahr ein höheres Budget oder das Cockpit in einer höheren Kategorie.

Mit dem Verwalten des Teams habe ich mich in der Vorschaufassung aber nur am Rande befasst. Denn was mir zunächst mal wichtig war, das ist das Fahren. Und es dürfte niemanden überraschen, dass Codemasters das erneut hervorragend hinbekommt! Nun ist WRC keine Hardcore-Simulation – aber doch eine, in der man ein sehr gutes Gefühl für das Zusammenspiel von Fahrzeug und Fahrbahn bekommt. Dabei ist es völlig egal, ob man mit Lenkrad oder Gamepad an den Start geht.

Das Fahrgefühl bekommt Codemasters klasse hin. Die Wagen fühlen sich agil, aber immer kontrollierbar an.

Das gute Force Feedback am Lenkrad ist vielleicht nicht das Beste seiner Art, weil es manche Feinheiten für mein Gefühl ignoriert. Und besonders mit dem Controller habe ich deutlich gespürt, dass die meisten Wagen ein extrem leichtes Heck zu haben scheinen. An der Stelle hätte ich nichts dagegen, wenn Codemasters die Hinterachse der Boliden noch etwas spurtreuer fahren lässt.

Doch was die Entwickler dafür ausgesprochen gut hinbekommen haben, ist ganz allgemein dieses Gefühl des ständigen Kampfs mit dem Vehikel, während man gleichzeitig immer die volle Kontrolle über das Fahrzeug hat – vom gelegentlichen Wegrutschen des Hecks mal abgesehen. Die verschiedenen Beläge beziehungsweise Böden fühlen sich sehr unterschiedlich an und auf Asphalt hat man zumindest ein etwas besseres Gefühl fürs Auto, als das bei Dirt Rally noch der Fall war.

Oder um es anders zu formulieren: Es macht verdammt viel Spaß, die Untersätze über den holprigen Boden zu zwingen, während man versucht die Anweisungen der Beifahrer in eine schnelle Linie umzusetzen.

Das recht ausführliche Tuning ist sicherlich nichts für Einsteiger, erlaubt dafür aber ein genaues Einstellen der Fahrzeuge.

Dass man deren Anweisungen verkürzen kann, versteht sich dabei von selbst, zumal WRC ohnehin eine Menge an Optionen enthält, um das Fahren, die Ansicht, die Steuerung und mehr an individuelle Vorlieben anzupassen. Das betrifft diverse Fahrhilfen ebenso wie die Bildschirmanzeigen und vieles mehr. Ambitionierte Piloten nehmen außerdem auf jeder Strecke relativ ausführliche Setup-Einstellungen vor.

Die sind Einsteigern womöglich eine Idee zu viel des Guten, da man zum Beispiel nicht nur grob das Verhalten der Federung einstellt, sondern deren genaue Festigkeit sowie die der Dämpfer. Die Grundeinstellungen dürften weniger ambitionierten Fahrern dank des moderaten voreingestellten Schwierigkeitsgrads aber ohnehin ausreichend sein.

WRC hinterlässt sofort einen guten Eindruck. Am 3. November erscheint es dann für PC, PS5 und Xbox Series X/S.

Wie gesagt: Eine ausgewachsene Simulation wird WRC genauso wenig sein wie seine geistigen Vorgänger, denn es ist ganz klar als größeres Dirt Rally zu erkennen, nachdem Codemasters die Entwicklung der Serie von Kylotonn Games übernommen hat. Die Expertise des Studios, das sich seit Jahren durch seine gelungene Gratwanderung zwischen Simulation und Kurzweil auszeichnet, merkt man dem Spiel jedenfalls an. Es steckt fast alles drin, um voll in die virtuelle WRC-Welt einzusteigen und vor allem fährt es sich hervorragend. Ich denke daher, das wird ein hervorragender Einstieg für Codemasters und ein gelungener Umstieg für die langjährige Serie.

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