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WWE SmackDown vs. RAW 2010

Was zum Würgen

Apropos gut aussehen: Meine Eigenkreation, ein gewisser Harald „The Amazing“ Fränkel, ist natürlich besonders attraktiv. Wenngleich auch andere Meinungen existieren: „Hast du dir die Klamotten selber ausgesucht?“, fragte etwa mein Herzblatt, als es mir bei mir meinem Treiben kurz über die Schulter blickte.

„Ja. Sieht cool aus, gell?“, erwiderte ich mit Begeisterung in der Stimme. „Nö. Schwul“, lautete das Urteil. Pfff! Mann, das muss doch so sein, dabei hatte ich bei meinem Modellathleten sogar auf Leggings verzichtet! Naja, Frauen...

Meine Freude trübte besagter Zwischenfall nicht. The Amazing fand sich zunächst als Zuschauer am Ring wieder und beobachtete aus der Ich-Perspektive, wie ein gewisser Santino Marella gerade seinen Kontrahenten platt machte und anschließend in Englisch und mit deutschen Untertiteln ins Publikum pöbelte: „Ich bin der größte Intercontinal Champion aller Zeiten! Das hier ist eine Arena voll mit Losern!“

Der italienischstämmige Kanadier provozierte sogar den einen oder anderen unschuldigen Zuschauer. Mich mit den Worten „Du bist wohl vom Baum der Hässlichkeit gefallen und hast alle Äste mitgenommen? Komm doch her und kämpfe!“ zu verhöhnen, war dann aber keine gute Idee. Ein paar Bodyslams, Dropkicks und vergnügliche Verknotungen später hatte ich den Meisterschaftsgürtel an mich gerissen.

Gefährliche Schieflage.

Doch damit beginnt die Geschichte erst: WWE-Chef Vince McMahon erkennt den Spieler nämlich nicht als Titelträger an. In der Folgezeit müsst ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes zunächst einen Vertrag erkämpfen – inklusive launiger Raufereien in Umkleidekabinen und Büroräumen, wo gerne auch mal Stühle, Gitarren und Gemälde als Argumentverstärker zum Einsatz kommen.

Letztlich lautet das Ziel, sich für das Ereignis des Jahres zu qualifizieren: WrestleMania. Wie gesagt, das ist nur eine von sechs Storys, und natürlich wird das alles sehr überzogen dargestellt, fast kitschig. Man muss diese Art von US-Humor samt Overacting mögen, dann warten einige unterhaltsame Stunden.

Spaß kann das Spiel auch Neueinsteigern machen, denn WWE SmackDown vs. RAW enthält in dieser Saison auch einen Übungsmodus. Der bringt einem mit eingeblendeten Hinweisen die Steuerung näher. Im interaktiven, als Hauptmenü verpackten Trainingszentrum steht ein Prügelknabe bereit, dem ihr auf die Glocke geben dürft, weil er sich in der Standardeinstellung nicht wehrt. Das lässt sich aber ändern, wie auch einige andere Parameter. Aufgebohrt haben die Macher das Royal-Rumble-Match, hinzugekommen ist Championship Scramble. Natürlich sind dank WWE-Lizenz auch die ganz großen Kerle wie der Undertaker mit von der Partie.

Beim Royal-Rumble-Match gilt es, Gegner übers oberste Ringseil zu bugsieren.

Die komplexe Steuerung erlaubt wieder gut drei Dutzend Griffe, Würfe und Sprungattacken. Sie ist aber dennoch verhältnismäßig leicht zu verinnerlichen – viele Manöver ergeben sich aus der Position zum Gegner. Nachteil: Man muss die hin und wieder störrischen Athleten pixelgenau bewegen und immer wieder genau zum richtigen Zeitpunkt ein Knöpfchen drücken, um sie zu bestimmten Aktionen zu animieren. Auch das ist eine Altlast. Punktuell kam es zu Vereinfachungen, beispielsweise gibt es nur noch einen Konter-Knopf. Das macht die Klopperei etwas flüssiger.

Wrestling ist alles andere als realistisch, insofern wundert mich nicht, dass bei WWE SmackDown vs. RAW 2010 ominöserweise nur die männlichen Recken bluten können. Die Frage nach dem Realismusgrad entscheidet, wenn ihr zwischen diesem Kampfspiel und dem ähnlichen UFC Undisputed schwankt. Während sich der Martial-Arts-Konkurrent hübscher, ernster und moderner präsentiert, bleibt SmackDown vs. RAW wegen des spektakulären Show-Charakters und besonders für Bastelfreunde auf Augenhöhe. Ihr Geld wert sind beide Titel.

PS3/Xbox 360:

Wii:

WWE Smackdown vs. Raw 2010 ist für PlayStation 3 und 2, Xbox 360, Wii, Nintendo DS und Sony PSP erschienen.

8 / 10

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