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WWE SmackDown vs. Raw 2011

Größe ist nicht alles

Dass ich mich persönlich intensiv mit dem Thema Wrestling beschäftigt habe, ist schon ein paar Jahre her. Damals schaute ich jede Woche gespannt die aufregenden Matches und freute mich darüber, wenn der aktuelle Lieblingskämpfer seinem Rivalen einen ordentlichen Denkzettel verpasste.

Mittlerweile verfolge ich den Sport eher unregelmäßig und auch meine Euphorie für das jährliche Lizenzprodukt schrumpft mit jedem Update, da mich der Bezug zur Show nicht mehr über die vielen Mängel hinwegsehen lässt, die jedes Jahr mitgeschleppt werden.

Damit will ich das Grundprinzip auf gar keinen Fall schlecht reden. Es bereitet mir weiterhin große Freude, halbnackten Muskelpaketen in engen Outfits die Schädel zu verbeulen. Fans der Serie können sich wieder wochenlang mit dem Editor auseinandersetzen, um ihre Traumkämpfe zu perfektionieren, die den zentralen Reiz der Serie bilden. Bei den ganzen Optionen würde es mich nicht wundern, wenn ihr demnächst selbst Blutgruppe und Krankheitsgeschichte der Familie eingeben könnt, damit euer erstellter Recke nach einem eingesteckten Schlag wegen Herzversagen frühzeitig aufgibt.

Neben den verfeinerten Editoren stellt die neue WWE-Welt die große Neuerung dar, die erst nach einigen Stunden ihr volles Potential entfaltet. Im ersten Moment fühlte sich dieser Modus wie ein ausführlicher Terminkalender an, der auf den echten Veranstaltungen basiert. Hier tretet ihr jede Woche gegen mehrere Kontrahenten an, was zunächst vollkommen willkürlich erscheint.

Den Zusatz „Welt" trägt der Modus hingegen nicht ohne Grund. Egal ob ihr euch nun mit einem Freund vor der Konsole gegenseitig im Exhibition Modus verprügelt oder alleine gegen die CPU in einem selbst erstellten Match antretet. Jede Aktion hat einen Einfluss auf die WWE-Welt. Falls ihr nun mehrmals mit John Cena gegen den Undertaker spielt, steigt er mit hoher Wahrscheinlichkeit zu eurem Erzrivalen auf.

Extremes Bauchmuskeltraining.

Spielt ihr anschließend wieder die Auseinandersetzungen aus eurem Kalender, greift euch der Mann mit der Riesenstirn während des Kampfes an oder halbiert eure Ausdauerleiste bereits zu Beginn beim Einlauf. Wer nur bei gewissen Shows selber agieren möchte oder auf bestimmte Events wartet, simuliert die restlichen Austragungen per Knopfdruck. Dafür kassiert ihr keine Strafe, müsst euch aber mit dem errechneten Ergebnis abfinden.

Ansonsten sucht ihr die Änderungen mit der Lupe. Okay, bis zu zwölf Personen dürfen sich nun online im Royal-Rumble gegenseitig die Körperteile verrenken. Wenn es dazu keine Vebindungsprobleme geben würde, hätte ich sogar meinen Spaß gehabt. Lags sowie Abbrüche sind an der Tagesordnung, falls ihr überhaupt einem Spiel beitreten könnt. An dieser Stelle eine kurze Anmerkung für alle Gebrauchtkäufer. THQ hat dem Spiel einen Code zur Online-Aktivierung beigelegt, für den ihr sonst zehn Euro berappen dürft.

Nach den erfreulichen Neuerungen folgen nun die Ärgernisse, die der Serie schon die letzten Jahre anhaften. Zum einen wäre das die ungenaue Kollisionsabfrage, die euch besonders in kniffligen Kämpfen auf 180 bringt. Sichere Schläge treffen den Gegner nicht, euer Recke springt aus Trotz an seinem Ziel vorbei und teilweise scheint euer Gegenüber unverwundbar, da jeder Treffer an ihm abprallt. Selbiges gilt für die fragwürdigen Konter. Durch zeitigen Druck auf die rechte Schultertaste solltet ihr im Normalfall jeglichen Angriffen ausweichen. Leider wirkt das gefragte Timing äußerst seltsam. Mal müsst ihr den Knopf in dem Moment treffen, in dem die Faust des Kontrahenten eurer Gesicht bearbeitet.

Das Publikum steckt technisch noch im Jahr 2006 fest.

Bei der nächsten Attacke verlangt das Spiel wieder einen früheren Tastendruck. Richtig fies gestaltet sich das Geschehen bei mehreren Kontrahenten. Trifft euch während des Ausweichmanövers ein weiterer Tritt des Kollegen, seid ihr dem Schmerz schonungslos ausgeliefert.

Solche Situationen erlebt ihr vor allem im Road-to-Wrestlemania-Modus des Öfteren. Hier verfolgt ihr die Geschichte von fünf verschiedenen Kostümträgern auf dem steinigen Pfad zum ersehnten Titel. Hier hätte ich an einer Stelle fast das Handtuch geschmissen, als ich mich mit fünf weiteren Testosteronmonstern um einen Koffer zankte, der über dem Ring hing. Um an das Objekt der Begierde zu gelangen, stellt ihr eine der Leitern auf, klettert diese nach oben und zieht solange an dem Koffer, bis er fest zwischen euren gierigen Griffeln liegt. Wenn sich dabei jedoch fünf CPU-Vollidioten hin- und herschmeißen, die Leiter dadurch ständig zu Fall bringen und euch nur selten in Ruhe lassen, kann mein Pad froh sein, dass es nach einer halben Stunde Frust nicht zerdeppert in der Ecke kauert.

Dass die Technik nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist und nach einer Überarbeitung schreit, kann sicher jeder anhand der Screenshots sehen. Was ihr hingegen nicht erkennt, sind die grauenhaften Sprachanimationen der Muskelberge, die dem Niveau eines Puppentheaters unterlegen sind.

Trotz meiner verloren gegangen Affinität zum Sport bereiten mir die Spieleversoftungen immer noch großen Spaß. Da ich persönlich aber keinen Reiz in den vielen Editormöglichkeiten sehe und mir nicht die Mühe mache, das perfekte Match nachzustellen, fallen die negativen Aspekte umso mehr ins Gewicht. Wrestling-Fans wird mein Nörgeln sicherlich nicht interessieren. Habt ihr euch in den vergangenen Titeln verloren, dürft ihr auch dieses Jahr zugreifen, da es trotz der Mängel das umfangreichste SmackDown vs. Raw darstellt. Alle anderen, die sich an den oben beschriebenen Problemen bereits in vergangenen Ablegern störten, lassen den Titel besser im Regal stehen.

WWE SmackDown vs. Raw ist ab sofort für Xbox 360 und PS3 erhältlich. Zudem sind weitere Versionen für Wii, PS2 sowie PSP zu haben.

7 / 10

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