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XBLA: Geon: emotions

Die Würfel sind gefallen

Man erlebt als Videospieler ja immer wieder Überraschungen. So kommt es manchmal, dass uns die simpelsten und verständlichsten Spielkonzepte, bar jeglicher Komplexität, vor den wahlweise heimischen oder portablen Bildschirm locken. Insbesondere die Geschicklichkeits- und Puzzle-Abteilungen können eine unglaubliche Menge dieser besonderen, teilweise sogar revolutionären Spiele für sich verbuchen. Ich denke da speziell an Tetris und Co., an Kororinpa für Nintendos Wii und an das noch ausstehende Echochrome für die PlayStation 3.

Oftmals genügt schon ein einziger Blick, um die Faszination, die hinter diesen Konzepten steht, zu begreifen. In der Vergangenheit versuchten auch diverse Xbox Live Arcade-Spiele, wie das vor einiger Zeit erschienene Space Giraffe, sich für diese Kategorie zu qualifizieren; gestern schließlich das aus dem Hause Eidos stammende Geon: emotions.

Der erste Anblick lässt auf ein total abgedrehtes, süchtig machendes Spiel hoffen. Kurz und schmerzlos: Das ist es nicht. Ihr steuert einen sechsseitigen Würfel über eine in der Luft schwebende, abstrakte Plattform und versucht dabei, im Stil von Pacman möglichst viele kleine Kapseln einzusammeln. Habt Ihr eine gewisse Menge davon intus, müsst Ihr an den Rand der Stage „rollen“ und per Sprung auf die Kehrseite hopsen – die Schwerkraft wird dabei völlig außer Acht gelassen.

Je nach Emotion ändert Euer Würfel die Farbe.

Dort angekommen gilt es, einen bestimmten Zentralpunkt zu erreichen und somit ein Tor, also einen Punkt, zu erzielen. Euer Gegenspieler tut genau dasselbe, nur eben umgekehrt. Wer zuerst fünf Mal auf der Seite des jeweils anderen einen Punkt gemacht hat, gewinnt das Spiel. Dabei helfen die virtuellen Emotionen, welche Eurem Kubus zusätzliche Fähigkeiten verleihen.

Klingt an und für sich schon mal ganz nett. Das Problem ist, dass dahinter überhaupt nichts Besonderes steckt. Kein Clou, keine Faszination, keine Pointe – eben nichts, das Euch groß vom Hocker hauen würde. Man spielt es einfach und versucht, das Ziel zu erreichen. Spannung wird nicht aufgebaut; das spielerische Können kaum gefordert. Da helfen auch die acht verschiedenen Emotionen Wut, Angst, Neid, Melancholie, Glück, Leidenschaft, Mut und Verzückung recht wenig. Denn deren Fähigkeiten haben unterm Strich fast überhaupt keinen Einfluss auf das Geschehen. Genauso gut könntet Ihr versuchen, den gegnerischen Würfel anzuschreien und Euch somit einen Vorteil zu verschaffen.

Die Stages wirken von der Aufmachung her schon sehr stylisch.

Ein Happen mehr Spielfreude kommt im Mehrspieler-Modus auf. Diesen kann man wahlweise auch online genießen, logischerweise aber nur mit der Voraussetzung, dass man auch einen Gegenspieler zur Hand hat. Wenn man miteinbezieht, dass das eigentliche Spiel recht wenig Spaß macht, dürfte das Auffinden des dringend notwendigen Kontrahenten – ebenso wie bei unseren Versuchen – nur selten von Erfolg gekrönt sein.

Zuverlässigeren Mehrspielerspaß verspricht dann schon eher der Split-Screen-Modus. Doch auch hier hält sich die Dauermotivation stark in Grenzen. Wem wirklich etwas an langfristig fesselnden Geschicklichkeitsspielen liegt, der ist besser beraten, sich nach einer Alternative umzusehen. Schade eigentlich.

Geon: emotions ist ein schwieriger Fall. Der Grundgedanke, der dahinter steckt, ist wirklich gut gemeint und will uns allen keinesfalls etwas Böses. Das Spiel ist nur eben so richtig lahm. Und das auch nur deswegen, weil wir im 21. Jahrhundert schon von so vielen anderen Top-Titeln verwöhnt und beglückt worden sind, dass Geon emotions in keinster Weise durch irgendetwas auffällt. Es ist einfach da. Es existiert. Es wird von dem einen oder anderen vielleicht sogar wahrgenommen werden. Mehr aber auch nicht.

Am 19. September haben die Würfel angefangen zu rollen – für satte 800 Punkte!

2 / 10

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