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XBLA-Roundup

Discs of Tron, Chessmaster, Poker Smash, Commanders: Attack, N+

Sicher, Spiele dieser Art gibt es im Dutzend billiger, aber Poker Smash gehört auf jeden Fall zu gelungenen Vertreten. Hier gehen im Gegensatz zu beispielsweise Boogie Bunnies Eure Taktiken auf und Ihr könnt trotz des Zufallselements nie alles nur auf die Karten schieben. Die Möglichkeit, Karten zu tauschen, gelegentlich eine unpässliche wegzubomben oder die Zeit zu beschleunigen oder zu verlangsamen, räumen Euch alle Freiheiten ein, die Ihr für gute Blätter braucht. So lange Ihr nur schnell genug denkt und handelt.

Besonders spaßig, geradezu suchterzeugend, wird es im Onlinemodus oder zu zweit vor der Box. Beide Spieler starten mit einem Batzen Chips, die bei gelungenen Kombos von Kontos des Gegners noch aufgestockt werden. Ihr liegt dabei nie zu weit hinten, denn mit wenigen guten Kombos könnt Ihr Euch und Eure fast leere Kasse noch retten. Erst mit dem letzten Chip ist Schluss. Solltet Ihr Erholung von diesem Stress suchen, könnt Ihr Euch durch die 55 Puzzle-Level schlagen oder einfach Euren Score im Endlosspiel erhöhen.

Egal was davon, alles wird Euch immer wieder für eine Runde begeistern können. Auch wenn ich nicht geglaubt hätte, dass man aus dem Asbach-Steinzeit-Uralt-Konzept noch etwas wirklich Frisches und Gelungenes herauspressen konnte: Void Star hat es ohne Wenn und Aber geschafft. Ein echter Gegner für Super Puzzle Fighter!

Wertung: 5 / 5

Commanders: Attack

Entwickler: Southend / Sierra Online
Kostenfaktor: 800 Punkte (9,60 Euro)
Spielerzahl: 1 bis 4, Off- und Online
USK: Ab 12 Jahren
Downloadgröße: 92 MB

Der letzte Kandidat für heute kann auf einen weitreichenden Stammbaum zurückblicken: Bis in die Anfangstage der klassischen, rundenbasierten Light-Strategiegames. Die Vorfahren tragen so illustre Namen wie Nectaris und Battle Isle. Und Sierras Neuzugang Commanders: Attack kann sich da hinter seinem 50s–SciFi–Setting verstecken oder mit seiner 3D-Grafik protzen, so viel er will. Er ist und bleibt einer von ihnen.

Ihr zieht in Runde Eins Eure Truppen, schießt auf etwaige in Reichweite befindliche Feinde oder schraubt ein wenig am Nachschub, danach beginnt die Runde des Gegners und er wird ziemlich ähnliche Dinge tun. Gezogen wird auf Karofeldern - nur bei Bedarf in die hübsche, wenn auch unspektakuläre Landschaft eingeblendet –, jede der 15 Einheiten hat bestimmte Reichweiten und Schadenspunkte zum Einstecken und Austeilen. Sind alle Siegbedingungen wie die Besetzung einer Basis oder der Zerstöre-alle-Feinde-Klassiker erfüllt, habt Ihr gewonnen.

So weit, so unspektakulär ... aber verdammt erfolgreich! Klar, dass Spielprinzip ist mehr als nur ein wenig bekannt, und doch macht es einen Heidenspaß, mit den eigenen 50s Kampfrobotern, mobilen Basen und futuristischen Panzern sich durch die mit nur 15 Levels leider etwas sehr kurze Kampagne zu ballern. Das Terrain bietet genug Möglichkeiten für ein wenig Taktik- und Versteckspiel, Kommandoeinheiten geben lebenswichtige Boni und am Ende der Runde mit dem letzten verbleibendem Zug den letzten Tank des Feindes wegzupusten, verursacht immer auf Neue ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit.

Leider ist das Vergnügen schnell vorbei. Nicht nur absolute Profis werden sich im Nu durchgearbeitet und die gelegentlich lahmende Story hinter sich gelassen haben. Anschließend locken für ein Weilchen noch die 10 Karten des Onlinemodus mit bis zu vier Spielern. Hier glänzt Commanders und bietet viel von Live-Arcades „Schnell mal eine Runde zwischendurch“-Anspruch.

Und so solltet Ihr Commanders wohl auch nehmen: Als kleinen und sehr sympathischen Taktiksnack für den gemütlichen Abend. Wer aber schon zum Frühstück Advance Wars durchspielt hat und danach sich seiner Lebensaufgabe in Form der Panzer General-Reihe widmet, hat hier nicht viel zu tun. Aber für solche Leute wurde weder die Live-Arcade noch Commanders gemacht.

Wertung: 4 / 5

N+

Entwickler: Slick Entertainment / Atari
Kostenfaktor: 800 Punkte (9,60 Euro)
Spielerzahl: 1 bis 4, Off- und Online
USK: Ab 12 Jahren
Downloadgröße: 73 MB

Manchmal ist weniger einfach doch mehr und nirgendwo enthält dieser Satz derzeit in der Konsolenwelt mehr Wahrheit als bei N+. Der Look des kleinen Ninjas in der kalten grauen Roboterwelt wird das Erste sein, was Euch zu dem Offbeat-Titel des kanadischen Entwicklers Slick Entertainment locken wird, aber keine Sorge: Ihr kommt für die Optik, aber Ihr bleibt für das Gameplay!

In mehr als 300 Levels kämpft der 1080i-Strichmännchen-Ninja gegen die böse High-Tech-Roboterwelt und in jedem der Areale gilt es härteste Aufgaben zu lösen. Und schnell sind die eines echten Ninjas definitiv würdig, denn der Schwierigkeitsgrad zieht gerade in der zweiten Hälfte des bis auf den Grund puristischen Jump´n´Runs dramatisch an.

Springen, Laufen, Sliden und gelegentlich auch mal schweben, das war es, was Ihr tun könnt, um einer Barrage an Laserwaffen, Bomben und tödlichen Robotern zu entgehen, immer auf der traditionellen Suche eines Ninja nach noch mehr Gold. Gold und Ninjas? Warum nicht, irgendetwas müsst Ihr ja einsammeln, sonst wäre es zu einfach und es gäbe keinen Highscore.

Und außerdem, was eignet sich besser als glitzerndes Metall, um den Geist des Gegeneinanders im Multiplayerteil zu beschwören. Wer sammelt schneller das Gold, ohne in einem Laserfeld zu landen, wer ist der bessere Ninja? Kooperative Geister im entsprechenden Modus arbeiten dagegen zusammen und opfern sich auch schon mal, um eine Bombe auszulösen und so den Weg für den anderen freizuräumen. Die Mehrspielervarianten funktionieren mindestens so gut und spielen sich genauso geschmeidig wie der Single-Player-Teil.

Geschmeidig heißt aber wie schon erwähnt nicht einfach. Das größte Gefahrenpotential geht vom Ninja selbst und den physikalischen Gesetzen der Beschleunigung und Masseträgheit aus, wenn Ihr verzweifelt versucht, die auf den Pixel genaue Steuerung auch bei aberwitzigen Sprungfolgen zu meistern. Das wird häufig genug nicht gleich gelingen und der Tod ist auch bei diesem Ninja ein ständiger Begleiter.

Lasst Euch trotzdem nicht abschrecken. N+ ist eine mehr als würdige Erweiterung des inzwischen gratis zu bekommenden Flashspiels N für PC, Mac und Linux. Der Charme des Minimalen, gepaart mit einem simplen und doch unglaublich reichhaltigen Spieldesign, katapultiert N+ aus der Ecke des Underdog-Geheimtips zu den Must-Haves der XBLA-Welt.

Wertung: 5 / 5

Randnotiz der Woche: Die Erfindung des Pokerspiel kann man als multikulturelles Gemeinschaftsprojekt bezeichnen: Es hat Einflüsse des ägyptischen Ganijfa (ca. 14. Jhd.), des persischen As Nas (ca. 14. Jhd.) und des spanischen Primero (ca. 15. Jhd.), aus dem sich dann das französische Poque oder das deutsche Poch entwickelten. In England wurde dann aus dem „pochen“ das „poke“ und schon sind wir beim Poker.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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