Xbox-360-Speicher-Showdown: Der Flash-Faktor
Ist USB das neue HDD?
Das letztwöchige System-Update erweitert die Xbox 360 um die Unterstützung von USB-Laufwerken, was Spielern das erste Mal erlaubt - zumindest offiziell -, ihre eigenen Flash-Geräte als zusätzlichen Speicher zu nutzen. Die Ära der offiziellen Microsoft „Memory Unit“ ist endlich vorbei. Durch das neue Update kann man so gut wie jedes ausreichend große USB-Gerät für alle Speicher-Funktionalitäten nutzen, die die 360 bietet.
Einige behaupten, es sei zu wenig und zu spät und begründen dies mit den eingestellten 16GB-Limit pro Gerät. Das bedeutet, dass man selbst ein einem externen 500GB-Massenspeicher nur einen Bruchteil benutzen kann. Andere vermuten, dass dies ein gerissener Schachzug ist, um der Datel-Klage zu entgehen. Der Hersteller inoffizieller Peripherie bot seinerzeit seine eigene MicroSD-basierte Lösung an, bis ein Dashboard-Update sie unbrauchbar machte. Betrachtet man das Update aus positiver Perspektive, bietet es allerdings eine ganze Reihe verlockender Vorteile: Man kann sein Profil, seine Spielstände, DLC und sogar installierte Games nun mit sich umhertragen - auf einem Gerät, nicht größer als ein Schlüssel.
Was noch beeindruckender ist: Ihr bekommt mehr Speicherplatz, schnellere Zugriffszeiten und kürzere Ladepausen für eure Xbox 360 Core oder Arcade als mit der originalen 20GB-HDD, die im Bundle mit den 360-Deluxe-Packs verkauft wurde. Und zwar für unter 30 Euro, möglicherweise sogar günstiger. In diesem Artikel zeigen wir euch, wie.
Wir haben auch einige Emails bekommen, die uns darauf hinwiesen, dass das neue Update, aufgespielt auf eine CD oder ein Flash-Laufwerk, auch die HDD-Installationsfunktionalität wiederherstellt, die aus gebannten Xbox 360ern Ende letzten Jahres entfernt wurde. Warum Microsoft sich dafür entschieden hat, ist uns nicht bekannt. Doch auch dies könnte mit der Datel-Klage zusammenhängen.
Es ist interessant, dass die USB-Speicheroption keinerlei Limitationen zu haben scheint. Jeglicher USB-Massenspeicher kann angeschlossen werden. Wir konnten sogar Kameras direkt mit der Xbox 360 verbinden, die interne SD-Karte formatieren und Halo 3 darauf installieren. Das ist zwar alles (und ich meine „alles“) andere als empfehlenswert, ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass Microsoft die Funktion in Sachen Geräte-Kompatibilität nicht beschnitten hat: Sofern das Gerät Microsofts (extrem niedrige) Leistungs-Testschwelle problemlos passiert, heißt es: Showtime!
Wie funktioniert es also? Ganz einfach. Schließt einfach euer USB-Flash-Gerät an und sucht den Speicher-Bereich des Dashboards auf. Von hier aus könnt ihr das Setup des Laufwerks automatisch durchlaufen lassen oder konfigurieren, wie viel Platz ihr der Xbox 360 zur Verfügung stellen wollt. Ein Minimum von 512MB wird dabei für „Systemvorgänge“ reserviert. Nutzern von 2GB- und 4GB-Flash-Laufwerken setzt diese Tatsache natürlich am meisten zu. In der bevorzugten 16GB-Konfiguration hat man allerdings immer noch 14,4GB tatsächlich nutzbaren Speicher frei, was einen klaren Schritt nach vorne darstellt, wenn man die lediglich 12 freien GB der ursprünglichen „20GB“-360-HDD bedenkt. Nutzt ihr allerdings ein Laufwerk, dessen Kapazität 16GB überschreitet, kann die Xbox 360 die vollen 16GB nutzen. Die 512MB fürs System werden dann einfach vom übrigen freien Speicher des Geräts genommen.
Die Xbox 360 belegt den Speicher des Laufwerkes allerdings auf recht clevere Weise. Es legt keine spezielle Partition an: Die 360 formatiert das Gerät beim Setup, es bleibt aber im gewohnten FAT32-Format der meisten Flash-Laufwerke. Im Betrieb schreibt die Konsole dann einige versteckte Dateien auf den Speicher.
Stöpselt man das Laufwerk wieder in den Computer, wird es immer noch als Standard-USB-Massenspeicher erkannt, wenn auch mit geringerem Speicher. Ist noch Platz übrig, kann man ihn weiter für seine eigenen Dateien verwenden. Lasst ihr euch versteckte Dateien von eurem Computer anzeigen, werden die Xbox-360-Dateien sichtbar. Die Menge der Dateien variiert abhängig von der Größe des Laufwerks und davon, wie viel Platz ihr der 360 zugewiesen habt.
Man hat nicht allzu viele Möglichkeiten, Backups von 360-Dateien zu machen, die sich auf Flash-Medien befinden. Kopiert man einen der Ordner von einem Laufwerk auf das andere, wird das Ziellaufwerk anschließend von der Xbox 360 wie ein leerer Datenträger behandelt. Man kann allerdings ein Backup auf den PC ziehen und es später wieder auf dasselbe Flash-Laufwerk aufspielen. Eine Backup-Option, die sich auf das Gerät beschränkt, von dem die Datei ursprünglich kam, ist in ihrem Nutzen natürlich sehr beschränkt und die Einbettung der 360-Dateien in die „Datenbrocken“ sorgt dafür, dass man individuelle Spielstände und Dateien nicht gezielt sichern kann, wie etwa auf der PS3.
Insgesamt ist Microsofts Umsetzung durchaus nett, effizient und anpassbar, wenn auch in einigen Bereichen etwas unterentwickelt. Die Backup-Optionen sind limitiert und die 360 vermag nur 16GB zu nutzen. Es hindert den Plattform-Hersteller allerdings nichts daran, dieses Limit irgendwann anzuheben, wenn er es als nötig erachtet. Nun, wo die 20GB- und 60GB-Laufwerke so gut wie ausgestorben sind und das 120GB-Modell eine bedrohte Art zu sein scheint, bekommt man allerdings irgendwie das Gefühl, dass Microsoft bei dem Speicherlimit ruhig großzügiger sein könnte. Es wäre jedenfalls nett, aber irgendwie glauben wir nicht, dass es in Seattle schon auf der To-do-Liste steht.
Kommen wir nun zu dem Bandbreiten-Problem der vollkommen USB-basierten neuen Erweiterung. Die direkte SATA-Verbindung der 360-HDD mit dem Motherboard bietet einen enormen Bandbreiten-Vorteil gegenüber USB: Hier stehen etwa 300 Megabyte pro Sekunde (MB/s) einem theoretischen Maximum von 60MB/s gegenüber (die man für eine realistischere Einschätzung noch halbieren darf). Wie wird sich die USB-Lösung schlagen? Es wird Zeit für ein paar Benchmarks.
Das Ziel hier bestand darin, eine Reihe kompatibler USB-Geräte auf ihre Leistungsfähigkeit zu testen. Uns interessierte, wie sich das Durchsatz-Defizit im Vergleich mit dem SATA-Interface der 360-HDD bemerkbar machen würde und ob die Flash-Speicher-Option überhaupt konkurrenzfähig sein würde. Die Ergebnisse waren überaus aufschlussreich.
Bei den getesteten Geräten wollten wir einen vernünftigen Querschnitt bieten. Um das Interface an seine Grenzen zu bringen, schlossen wir eine vollwertige SSD via USB-Gehäuse an, um die Bandbreiten- und Zugriffszeit-Limitationen des Speichergeräts zu entfernen. Zusätzlich dazu nutzten wir eine Reihe von USB-Flash-Laufwerken. Diese umfassen den 4GB Sandisk Cruzer Blade, den SanDisk 2GB-Stick, der der Forza 3 Special Edition beiliegt und ein speziell ausgewähltes 16GB-ByteStor-Dataferry-Laufwerk, das wir bei Amazon gekauft haben (zu dieser Wahl später mehr). Darüber hinaus haben wir auch die Laptop-Festplatte einer 40GB PlayStation 3 ausgebaut und sie in einem weiteren USB-auf-SATA-Gehäuse getestet. Zur reinen Erheiterung haben wir noch eine herkömmliche 8GB-MicroSD-Karte per Adapter angeschlossen, die ursprünglich für Mobiltelefone gedacht sind. Hier sind Bandbreite und Tempo nicht gerade oberste Priorität.