XCOM

Wie sich die Kontrolle des Spielers über die Kollegen im finalen Spiel gestaltet, ist derzeit noch fraglich. In der E3-Demo konnte man bisher keinerlei Einfluss auf die NPCs ausüben. 2K Marin verspricht aber, dass die Kollegen alles andere als gesichtslose Pappkameraden sein werden. Die Entwickler sind sich offensichtlich bewusst, wie sehr X-Com-Spieler mitunter an ihren liebevoll aufgepäppelten, rundenbasierten Alienmördern hingen. Ich bin gespannt, wie sie diese Bindung hinbekommen wollen.

Ansonsten scheint es schnörkellose und nur leicht taktisch angehauchte Gefechte zu geben, bei der sich eure Strategie vor allem in der Art niederschlägt, welche Waffen ihr mitbringt, welchen Gefahren ihr euch stellt und welchen lieber nicht. Viele Gefechte sind mit eurer Standardausrüstung nicht zu gewinnen, ihr müsst erst passende Technologien entwickeln. Ein weiteres Element, das seine Rückkehr feiert (und dessen Rückkehr ich feiere), ist nämlich die Forschung. Zwar ist noch nicht bekannt, wie sie genau ablaufen soll. Aber wenn ihr findet, dass ihr genügend Beweise und Informationen auf eurem Einsatz gesammelt habt, um etwa eine neue Waffe zu entwickeln, mit der ihr einem vorher übermächtigen Feind Contra geben könnt, so ist es häufig besser, Feierabend zu machen und mit euren Kollegen einen sicheren Rückzug hinzulegen. Bevor noch ein Unglück passiert.

Und Unglücke passieren - eine weitere wunderbare Leihgabe vom Original, das viel Faszination aus seinem Zufallsfaktor und den vielen vernichtenden Niederlagen der Prä-Quicksave-Ära zog. Ressourcen und Manpower sind nämlich begrenzt, Munition habt ihr immer nur so viel, wie ihr tragen könnt (im Suburbia der 50er findet man nicht mal so rein zufällig die passende Munition in einem Müllcontainer) und wenn eine neue Alien-Gattung auftaucht, wie etwa der im Trailer gezeigte Monolith, dann habt ihr zunächst mehr als nur schlechte Karten, den Einsatz lebend zu überstehen. Hier zeichnet sich ein spannendes Pokerspiel ab: Mache ich weiter und riskiere damit Leib und Leben meiner (wenn 2K alles richtig macht) Lieblingsmitarbeiter? Oder kann ich es nicht verwinden, die vielen Zivilisten in diesem schönen Vorort ihrem Schicksal zu überlassen?

Toll auch, dass erneut der wirtschaftliche Aspekt eine gewichtige Rolle spielen soll. Auch im Reboot werdet ihr von der Regierung für eure Leistungen bezahlt und sogar die Gunst der Bevölkerung wird laut 2K eine Rolle spielen. Wie sich das genau auswirkt, ist bisher nicht bekannt. Allerdings sollt ihr häufig vor der Wahl stehen, euch bereits vertrauten Gefahren zu stellen (und damit bessere Überlebenschancen für euch und eure Kollegen zu haben, ohne allerdings großartig Neues über die Bedrohung zu erfahren) oder einer neuen Sache auf den Grund zu gehen (was gefährlicher, dafür aber aufschlussreicher ist). Auch die Rettung von Zivilisten steht natürlich wieder einmal auf den Plan - mit Schrecken erinnert sich jeder X-Com-Fan an die „Terrorangriff“-Missionen gegen die Chrysaliden des Microprose-UFOs -, ebenso wie die Beschaffung der wertvollen außerirdischen Energiequelle Elerium 115. Allerdings kann die XCOM auch nicht überall zugleich sein und so gehen einige Missionen ungelöst an euch vorbei, nur weil ihr euch für eine andere entschieden habt.

Diese Zutaten, dieser Aufbau und diese Non-Linearität sind im Geiste genau der Stoff, aus dem auch das erste UFO war. Und das Versprechen, dass sich mit der Forschung und Entwicklung auch die Basis weiterentwickelt (auch wenn noch nicht bekannt ist, wie viel Einfluss man auch hier letztendlich hat) rundet einen durchweg ins Positive verkehrten Ersteindruck gelungen ab. 2K weiß offenbar, was das Original zu dem Klassiker machte, der er heute ist: Es ist die Bedrohung, die der Star ist, das grausame „Bigger Picture“ der Invasion. In X-Com war das etwas, das weit größer war als ihr. Und wenn 2Ks XCOM euch das gekonnt vermittelt, dann haben wir hier vielleicht nicht unbedingt den Nachfolger, von dem wir Fans all die Jahre geträumt haben. Sehr wohl aber möglicherweise einen, von dem wir gar nicht wussten, dass wir ihn haben wollten.

Und falls es nichts wird, beruhigt euch: Das Original ist immer noch hier, immer noch sehr, sehr spielbar - immer noch magisch. Da ist es wieder, dieses Kribbeln...