XCOM
I want to believe!
Eine zugegebenermaßen recht rudimentäre Taktik, allerdings merkt man schon, dass trotz aller Anleihen an Mass Effect deutlich mehr Teamplay und Strategie gefordert ist. "Run and Gun" ist zumindest nicht mehr zu befürchten, denn wer die KI-Kumpanen einfach machen lässt, wird es offenbar sehr viel schwerer haben. Koordination und clevere Aktionen werden belohnt.
Fans der Reihe – sofern die sich bis hierhin noch nicht vollkommen ausgeklinkt haben – dürfte Gefallen, dass Spezialfähigkeiten, deren Einsatz man per Taktik-Ansicht anordnet, Zeiteinheiten verbrauchen. Ihr könnt also die Tarnung oder etwa den Disrupt-Skill nicht spammen, sondern müsst warten, bis ihr sie wieder einsetzen könnt. Auch stellt euch das Spiel vor einige strategische Dilemmas: Mit der Disrupt-Fähigkeit kann ein Geschützturm zunächst außer Gefecht gesetzt werden, woraufhin sich das buchstäblich kubistische Gebilde auf eine handliche Größe zusammenfaltet.
Ihr müsst nun entscheiden, ob ihr diese Ressource für die Erforschung mit zurück in eure Basis nehmen wollt oder ob ihr sie später in der Mission noch einsetzt. Wer sich diesen außerirdischen Feuerschutz noch im selben Einsatz gönnen will, kann ihn aber später nicht mehr untersuchen. Im Verlauf des Kampfes finden die stilecht in Schlips und Kragen gekleideten XCOM-Recken auch eine Laserwaffe der Aliens, allerdings heißt es in diesem Fall noch "Hands-Off". Bis eure Armada an Forschern in der Zentrale das Gerät nicht untersucht hat, ist es für euch nicht von Nutzen. Die Wissenschaftskomponente der Reihe scheint also zum Glück noch intakt zu sein. Neue Waffen und Geräte, die die von euch eingestellten Eierköpfe bereitstellen, ermöglichen im weiteren Verlauf wie gehabt zusätzliche Taktiken zu Felde.
Die uns vorgeführte Schlacht schlug im weiteren Verlauf jedenfalls eine immer breitere Schneise der Zerstörung in das einst so friedliche Örtchen. Ein Schulhof muss dran glauben, ebenso das Innere der Lernwerkstatt. Und dann wird es erst richtig ungemütlich: Ein Titan erscheint, der zunächst an den bösen Bruder des Monolithen aus 2001 erinnert, bis auch er seine formwandlerische High-Tech-Natur preisgibt. Tausende Quader formen plötzlich einen Ring, der aus seiner Mitte einen gewaltigen Energiestrahl auf die Agenten richtet. Doch die XCOM hat ihre Hausaufgaben gemacht und diese Technik offenbar schon erforscht. Mithilfe der Disrupt-Technik wird auch dieser gewaltige Feind übernommen, wodurch sich der Verlauf der Auseinandersetzung für die Menschen zum Guten wendet.
Schließlich erreichen die Agenten ein weiteres Schulgebäude, hier irgendwo muss Dr. Weir sein. Das Team überrascht eine andere Gattung Alien, die einige Menschen durch unheimliche Portale schleifen will. Todesmutig tritt auch Carter im letzten Moment durch eine der Öffnungen und findet sich plötzlich an einem fremdartigen Ort – riesige Kristallgebilde schweben durch die Luft. Eine andere Dimension oder "nur" ein fremder Planet? Im nächsten Frühjahr finden wir es heraus.
So viel steht fest: Auch mit dem neuen Fokus auf Truppenmanagement und Taktik wird XCOM kaum leichteres Spiel mit der Fangemeinde haben. Aber ist der Vergleich überhaupt fair? Dieser Titel wäre beileibe nicht der erste, der sich bei einem Versuch, die Essenz des ersten UFO einzufangen, herzhaft auf die Nase packt. Und Clones, die nichts weiter schaffen, als einen dazu zu verleiten, doch lieber die DOSbox mit dem Original zu bestücken, gibt es ebenfalls mehr als ein durchschnittlicher UFO-Anfänger im ersten Spielmonat an Rekruten verschleißt.
Stattdessen empfehle ich: Drückt den Jungs die Daumen. Denn wenn sie die vorgestellten Ideen in ein rundes Spielerlebnis verpacken, bekommen wir Alien-Jäger in jedem Fall eine interessante Mischung aus Forschung und Taktik, noch dazu mit offenem Spielablauf, bei dem allem Anschein nach sogar eine ansprechende Invasionsgeschichte erzählt wird. All das sieht jedenfalls bisher sehr nach etwas aus, das ich gerne spielen würde – und wenn sie es versauen, können wir immer noch die Fackeln und Mistgabeln auspacken.
XCOM erscheint am 9. März 2012 für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.