Yakuza 3
Von Japan für Japan
Ein Spiel aus Japan, das in Japan spielt, auf Japanisch erzählt und als Kulturbereich das Japanische zelebriert. Von Japan für Japan. Sieht bei Yakuza 3 fast so aus.
Und eigentlich gibt es nicht mal diesen recht übersichtlich verwestlichten Namen. Offiziell nennt sich der dritten Teil von SEGAs fernöstlicher Verbrechersaga Ryu ga Gotoku: Kenzan und nimmt das Thema der ersten beiden Spiele in eine nicht ganz neue Richtung, aber eine komplett andere Zeit. Statt in modernen Straßenschluchten der Großstädte geht es zurück ins 17. Jahrhundert, ca. 1605, um genauer zu sein.
Damit dürfte von vornherein klar sein, dass alle Handlungsstränge gekappt sind, neue Charaktere werden eingeführt, erst am eigentlichen Spielablauf macht die Lust an der Veränderung dann halt. Yakuza sah zwar schon immer ein wenig nach GTA aus, das aber auch nur solange Ihr nicht genau unter die Haube des Spielablaufs geschaut habt.
Mehr Handlung, weniger Freiheit, viel reden, nicht zu viel kämpfen, dichte Atmosphäre und ein recht gradliniger Weg zum Ziel. Gepaart mit einigen gut entworfenen Charakteren darf sich das erste Yakuza zu den wenig glücklichen Spielen zählen, die trotz vorhandener Qualitäten von der breiten Masse aus nur ihr bekannten Gründen geschmäht wurde.
Auch Teil 3 verlässt sich auf diese Qualitäten und zeigt Euch den Weg klar und deutlich - was das Spiel auch in seiner bisher erhältlichen Form für Nicht-Japaner nicht unbedingt spaßig, aber zumindest spielbar macht. In der Rolle Musashi Miyamoto macht Ihr die Straßen des Vergnügungsviertels von Kyoto unsicher. Japans bekanntester Schwertkämpfer aller Zeiten ist gezwungen, nach der Schlacht von Sekigahara unterzutauchen. Intrigen, Mord, Verrat, Liebe und natürlich ganz großes Drama stehen an.
In der Handlung verbirgt sich auch ein ziemlich genialer Twist - den ich unter keinen Umständen schon jetzt verraten möchte -, so dass am Ende nicht nur die Japanologen mit Geschichtsbewusstsein unter Euch gut unterhalten sein werden. Nichtsdestotrotz: Diese absolute Fixierung auf Japan – der Name Musashi gehört hier nicht grad zum Allgemeinwissen – macht ein Release bei uns Gaijin zwar nicht unmöglich, nur halt auch nicht allzu sicher.
Mit oder ohne Sprachkenntnisse: In dem lebendigen, farbenfrohen und weitläufigen Vergnügungsviertel Kyotos, das sich Musashi als Unterschlupf wählte, schnuppert Ihr die Luft der Ära, aufgepeppt durch leuchtende Farben und wohlanimierte Menschenmengen. Diese gehen weitestgehend ihren eigenen Geschäften nach, bewundern einen Straßenkünstler, halten einen Schnack vor einem Cafe und zeigen Euch kulturelle Blüte in einer Fröhlichkeit, die ein wenig von der schnöden Realität abweichen dürfte. Gut so, macht Laune.
Müßiggang gehört bei Musashi offenbar zur Tarnung dazu, schließlich werdet Ihr viel Zeit mit den Geishas des Ortes verbringen. Diese Beschäftigungen mit den hochpreisigen Unterhalterinnen Japans gehören durchweg in die Kategorie jugendfrei, verbringt Ihr doch einige Zeit am Kartentisch, in gepflegter Konversation, mit Schildkrötenrennen – es liegt eine Kunst in der Langsamkeit der gepflegten Unterhaltung – oder einer Art zivilisiertem Hände-Abklatsch-Spiel, dessen Regeln oder Bedeutung ich noch nicht ganz durchdringen konnte.
Die meisten der Minispiele dürften aber mit ein wenig Experimentieren jedem trotz der Sprachbarriere gelingen, ob sie Euch jedoch Spaß machen, hängt sehr von Eurer eigenen Begeisterung für solche Art Vergnügen ab. Wer sich lieber mit den holden Damen selbst beschäftigt, findet sogar einen Herausgeber für ein „Geisha Heute“ – Magazin. Orte, Vorlieben und viele weitere Informationen finden sich hier, die Ihr auch in der Handlung verwerten könnt und müsst.
Aber nicht alles in Yakuza 3 ist Freude und Weiblichkeit, das ernste Geschäft des Handlungsablaufes zwingt Euch gelegentlich zu eher drögen Ablauf-Aufträgen innerhalb der Stadt. Langbärtiger, älterer Japaner 1 textet Musashi ein Weile voll, anschließend erscheinen ein paar Anlaufpunkte auf der Karte. Diese steuert Ihr jetzt an, redet mit langbärtiger, älterer Japaner 2-4 und erhaltet ein paar neue Wegmarken. Und so weiter, bis anscheinend alles getan ist. Das Ganze mag etwas mehr Laune machen, wenn Ihr wisst, warum Ihr dorthin sollt und was Ihr erzählt bekommt, nur läuft es spielerisch immer noch auf das simple Abstapfen der bunten Stadt hinaus.