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Yakuza: Dead Souls - Vorschau

Zombies in der Underground-Shopping-Mall... im Massagesalon... in der Escort-Bar... beim Oyabun im Büro

Am Anfang schien es wie ein Scherz. In SEGAs neuem Yakuza-Spiel nehmen es Kazuma Kiriyu, Shin Akiyama und Co. mit Zombies auf? Ist das ein Troll-Versuch von Yakuza-Schöpfer Toshihiro Nagoshi? Vielleicht seine Art, sich über den momentan gängigen Untoten-Überfluss auf den aktuellen Systemen lustig zu machen? Nein, kurz darauf war klar: Ryu ga Gotoku: The End, so der japanische Titel des Spiels, ist echt. Die Untoten haben das Rotlichtviertel Kamurocho überrannt und nur vier Männer können die fauligen Horden aufhalten.

Auf die erste Ungläubigkeit folgte dann Widerwillen. Muss das wirklich sein? Braucht die Welt NOCH ein Zombie-Spiel? Was für eine Art von kreativem Ausverkauf soll das denn bitteschön sein? So hielt sich dann auch die Begeisterung in Grenzen, als ich die lokalisierte Vorschau-Fassung in die PS3 schob, die Installation abwartete und mich seelisch schon darauf bereit machte, die schönen Erinnerungen an frühere Abenteuer in Kamurocho zerstören zu lassen. Aber... irgendwie kam es dann doch anders. Zwei Stunden später war die erste Anspielsession vorbei und ich muss zugeben: Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt!

Zunächst mal liegt das daran, dass Yakuza: Dead Souls trotz - oder gerade wegen? - der Zombie-Thematik irgendwie herrlich albern ist. Die wie immer durch und durch coolen, stoischen Protagonisten nehmen die Untoten einfach zur Kenntnis und machen dann ihr Ding. Polizei und Armee sind natürlich vollkommen ineffektiv und der Zombie-Plage kein Stück gewachsen. Klar, dass einzig und alleine die Yakuza, die ja in der gleichnamigen Serie schon seit jeher als letzte Bastion japanischer Maskulinität präsentiert wird, es mit den stinkenden Untoten aufnehmen kann. Dabei vermischen die Yakuza-Spiele seit jeher ein idealisiert-überzeichnetes Bild des organisierten Verbrechens mit einem angenehm exakten Blick auf Aspekte der japanischen Gesellschaft. Wer schon einmal in Tokio, insbesondere natürlich im Viertel Kabukicho war, der wird das sofort bestätigen.

Yakuza: Dead Souls - Charakter-Trailer

Mit Realismus hat Yakuza: Dead Souls aber letzten Endes natürlich nicht mehr viel zu tun. Was in den ersten Minuten noch stark an die früheren, offeneren Episoden erinnert, das wird schon nach kurzer Zeit zu einem recht linearen Shooter. Wege sind stets vorgegeben, Abzweigungen gibt es nur wenige und am Ende jedes Anschnitts werden die benötigte Zeit, eure Treffsicherheit, der genommene Schaden und andere Faktoren bewertet. Wie in einem recht normalen Actionspiel eben. Das ist vielleicht nicht das, was der Yakuza-Fan vom jüngsten Spin-off der Reihe erwartet, aber es ist unterhaltsam.

Richtig interessant wird es jetzt, wenn man Yakuza: Dead Souls mit dem in Kürze hier erscheinenden Binary Domain in Verbindung bringt, immerhin stehen ja die gleichen Entwickler hinter beiden Titeln. Denn auch wenn bereits frühere Yakuza-Spiele den rudimentären Einsatz von Schusswaffen ermöglichten, steht der hier viel mehr im Mittelpunkt, auch die Gegnermassen sind weit größer. Ist es vielleicht möglich, dass Yakuza: Dead Souls auch eine Art spaßiges Herantasten der japanischen Entwickler an die westlichen Shooter-Mechaniken von Binary Domain darstellt? Ein Versuch der Programmierer, in einem halbwegs vertrauten Ambiente mit dem ungewohnten Genre warm zu werden und gleichzeitig die japanischen Spieler an moderne Shooter-Konventionen heranzuführen?

Einiges spricht dafür. Der erste Kontakt mit der Schuss-Mechanik ist simpel. Akiyama steht ein paar Untoten in einem abgegrenzten Bereich gegenüber und soll sie unschädlich machen. Das könnte einfacher kaum sein. Mit Druck auf die R1-Taste schießt er automatisch auf den nächsten Zombie. Zielen? Unnötig. Munition? Unbegrenzt. Im Grunde eine simple Brawler-Herangehensweise, nur eben mit mehr Distanz. Mit der Zeit werden dann weitere Möglichkeiten eingeführt. Ihr könnt strafen und so den Gegner stets im Blick behalten und als komplexeste Technik kommt tatsächlich auch das direkte Zielen mit der Waffe hinzu.

Und selbst das ist noch vergleichsweise einfach gehalten. Einer der ersten Skills, den ihr für einen Levelaufstieg kaufen könnt, ist eine Ziel-Unterstützung, mit deren Hilfe ihr direkt den Kopf des nächsten Untoten anvisiert. Gleichzeitig Laufen und Zielen ist nicht möglich. Haltet ihr den entsprechenden Knopf, dann bleibt eure Figur stehen und ihr bewegt mit dem linken Analog-Stick das Zielkreuz. Das sind alles Mechaniken, die Baller-Veteranen vielleicht etwas simpel erscheinen, Neulingen oder all jenen, die das Genre sonst eher meiden, aber sehr entgegenkommen.

Hat man sich an die etwas vereinfachten Shooter-Techniken gewöhnt, dann steigt auch schnell der Spielspaß. Ihr verteilt fröhlich Headshots, feuert gelegentlich mal einen besonders kunstvollen Superschuss ab und tragt schon nach kurzer Zeit ein ganzes Arsenal nützlicher Waffen mit euch herum. Coole Aktionen wie das Wegtreten eines Zombies mit anschließendem Kopfschuss gehen locker von der Hand und wer genug vom Geballer hat, der greift auf alte Yakuza-Tricks zurück. Steckt die Waffe weg, schnappt euch einen Gegenstand und haut ihn den Zombies um die Ohren, da kann ein Golfschläger oder ein Fahrrad genauso effektiv sein wie eine Maschinenpistole. Und praktischerweise hat wohl jemand kurz vor dem Ausbruch der Untoten-Plage jede Menge explosiver Fässer in Kamurocho verteilt. Ihr wisst, was mit denen dann zu tun ist.

Wie schon die Vorgänger wirkt auch Yakuza: Dead Souls in technischer Hinsicht eher zweckmäßig. Während die Mimik der Figuren in den Zwischensequenzen vorbildlich ist, sind die Protagonisten im Spiel selbst weniger detailliert, auch durchgehende Sprachausgabe gibt es nicht. Im Vergleich mit westlichen AAA-Titeln sind die Umgebungen ebenfalls weniger prächtig modelliert. Dank sorgfältig angerichteter Zerstörung, stimmiger Farbwahl und einer überzeugenden Wiedergabe der echten japanischen Architektur ist Yakuza: Dead Souls aber dennoch hübsch anzusehen, leider ist sie aber auch bedingt durch die Thematik natürlich weniger interaktiv als in den früheren Yakuzas. Aber dafür ist so ein Spin-Off ja auch gut - einfach mal neue Thematiken und Spielsysteme in vertrauter Umgebung auszutesten.

Yakuza: Dead Souls - Trailer

Auf dem Papier (oder dem Bildschirm, man geht ja mit der Zeit...) liest es sich seltsam, doch in der Praxis ist SEGAs Zombie-Gangster-Mix überraschend unterhaltsam und überzeugend! Die Spielbarkeit ist sauber und flüssig, die vereinfachte Steuerung kommt gerade mir als Baller-Abstinenzler angenehm entgegen und die Thematik ist einfach herrlich albern. Die mutmaßliche Shooter-Herantastübung des Yakuza-Teams hat das faulige Zombie-Herz am rechten Fleck.

Jetzt wäre es natürlich schön gewesen, wenn wir Yakuza: Dead Souls und Binary Domain in der richtigen Reihenfolge hätten spielen können, um das Herangehen der Entwickler noch besser nachzuvollziehen. Aber auch so sollten wir uns einfach freuen, dass Yakuza: Dead Souls doch noch den Weg in den Westen schafft. Bei der Yakuza-Serie ist das mit den Veröffentlichungen außerhalb Japans ja immer so eine Sache.

Yakuza: Dead Souls erscheint am 16. März für die PlayStation 3.

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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Yakuza: Dead Souls

PS3

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