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Yoshi's New Island - Test

Mehr Rührei als Omlett.

Nintendo macht einen einfach nur netten, uninspirierten Nachfolger? Tief gefallen sind die Mächtigen unserer Welt.

Warum existert in Nintendo-Titeln noch immer das Konzept von Leben? Also eine Begrenzung möglicher Neuversuche, die nur der Erhöhung des Schwierigkeitsgrades dient. Denn genau diesen Zweck erfüllen sie schon lange nicht mehr, weil Nintendo bei den Spielern keinen Frust erzeugen will. Lieber überschüttet man sie mit Extraleben, anstatt dem Ganzen Einhalt zu gebieten und das System zu entfernen. Sowohl in Super Mario 3D Land als auch in World stieg die Anzahl meiner vorhandenen Leben vor der Hälfte des Spiels in den dreistelligen Bereich. Selbst Donkey Kong Country: Tropical Freeze schaffte es nicht, sich von einem Konzept zu lösen, das man anscheinend allein aus Traditionsgründen beibehält.

Keine Angst vor dem Tod

Auch Yoshi's New Island folgt dem Trend und begräbt euch förmlich in einer Flut an Extraleben, die dadurch ihren Wert und somit ihre belohnende Funktion verlieren. Wenn Nintendo sich so sehr davor fürchtet, seine Kunden in irgendeiner Weise herauszufordern, warum das Konzept nicht gleich in die Tonne knallen? Es fiel mir in Yoshi's New Island noch mehr auf als sonst, weil mein kleiner Dinosaurier überhaupt nicht sterben wollte. Nach dem Abspann konnte ich die Zahl meiner Tode an einer Hand abzählen. In einem kurzen Nachmittag flog ich ohne Probleme durch das Abenteuer.

Dabei gewöhnte ich mich gerade erst an den Titel. Es war nämlich alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Zunächst schockierte mich der etwas neue Look. Eine Art seltsame Mischung aus Yoshi's Island und Yoshi's Story, bei der alle 3D-Modelle einen Buntstiftfilter als Anzug tragen. Zudem beißen sich viele 2D-Hintergründe mit eher plastisch wirkenden Plattformen im Vordergrund. Sicherlich Geschmackssache, doch der Charme der Vorlage ging im ersten Moment verloren. Den größten Unterschied erzeugte überraschenderweise das Anschalten des 3D-Effekts. Plötzlich wirkten die Unterschiede zwischen den Ebenen wesentlich besser und verkörperten eine Art Bühnenbild. In einigen Sequenzen fehlt trotzdem der nötige Kontrast zwischen einzelnen Elementen. Oft vermischen sich Farben auf dem Bildschirm zu einer schwammigen Masse, die das klare Design des SNES-Titels vermissen lässt.

Schaltet beim Spielen auf jeden Fall das 3D an.

Womit ich hingegen überhaupt nicht einverstanden bin, ist der neue Soundtrack. Was ist denn da passiert? Viele der neuen Tracks erzeugen einen ungewohnten Schmerz im Ohr. Brachten die Songs des Originals die kindliche Atmosphäre der bunten Areale zum Leben, fügt sich das audiovisuelle Design nun eher selten zu einer einheitlichen Ausrichtung zusammen. Richtig unerträglich sind die Neuinterpretationen alter Klänge. Die fröhliche Melodie, die euch an jedem Levelende empfängt, klingt nun, als würde jemand die einzelnen Töne in eine verkalkte Tuba furzen.

Ich weiß, ich weiß. Ich vergleiche Yoshi's New Island zu sehr mit seinem Vorgänger, statt es als eigenes Produkt zu sehen, das für sich alleine steht. Doch dafür fehlt dem Titel die nötige Eigenidentität, um sich abzusetzen. Zu sehr fühlt es sich wie eine simple Erweiterung an. Sogar die sechs Welten orientieren sich stark an denen aus Yoshi's New Island, sodass man sich manchmal denkt, doch eine Art Remake zu spielen, die Nintendo als Nachfolger vermarktet.

Die fröhliche Melodie, die euch an jedem Levelende empfängt, klingt nun, als würde jemand die einzelnen Töne in eine verkalkte Tuba furzen.

Anders betrachtet helfen die Ähnlichkeiten dem Titel sogar, da er nun einmal auf einem der besten Platformer des Super Nintendo basiert. Auch wenn sich Yoshi nun ein wenig langsamer bewegt, steuert sich der knuffige Dino weiterhin perfekt. Im Gegensatz zu einem Mario oder Rayman baut er keine hohe Geschwindigkeit auf. Er definiert sich mehr durch seine Fähigkeit, Gegner zu fressen und sie als Eier zu werfen. Auf Knopfdruck erscheint die gewohnte Zielmarkierung auf dem Bildschirm, die euch die Wurflinie vorgibt. Ihr selbst lenkt die Ausrichtung nur indirekt. Der Cursor bewegt sich in schnellen Schritten auf und ab. Erreicht er die gewünschte Höhe, feuert ihr entweder euer Ei sofort ab oder haltet die Flugbahn fest, um die Proteinbombe später zu schmeißen. So weit alles beim Alten.

Vielfraß

Die einzige Neuerung an diesem System besteht in der Einführung riesiger Eier. An bestimmten Stellen tauchen nun gigantische Shy-Guys auf, die Yoshi in einer fast schon erschreckenden Animation durch seinen dehnbaren Körper jagt. Rieseneier zerstören neben normalen Objekten auch feste Steine und erinnern stark an den Mega-Pilz aus New Super Mario Bros., der ebenso kurzweilig wie unglaublich spaßig ist. In fast allen Situationen zeigt ihr nur auf den gewünschten Punkt und schon ist die gesamte Ebene von Problemen befreit. So simpel der Vorgang spielerisch auch sein mag, generiert er jedes Mal ein befriedigendes Gefühl. Verschiedene Abwandlungen wie beispielsweise das Metall-Ei ermöglichen Yoshi zudem das Tauchen im Wasser.

Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Noch immer bleibt der zentrale Reiz die Erkundung, um an sämtliche Sammelgegenstände zu gelangen. Neben den versteckten Blumen und roten Münzen sorgen die Ministerne weiterhin für die größte Herausforderung. Sie erhöhen eine Art Lebensanzeige in Form von Zeit. Kassiert ihr einen Treffer, fällt Baby Mario von eurem Rücken und schwebt in einer Blase durch die Luft. Läuft eure verbleibende Zeit ab, bevor ihr das quängelnde Kleinkind erreicht, setzt euch das Spiel am letzten der karg verteilten Checkpoints ab.

An bestimmten Stellen tauchen nun gigantische Shy-Guys auf, die Yoshi in einer fast schon erschreckenden Animation durch seinen dehnbaren Körper jagt.

Baby Marios Geschrei ist noch immer die klangliche Verkörperung des Teufels.

Die Stärken liegen weiterhin im cleveren Leveldesign, das euch zwar nicht mit Hindernissen fordert, dafür aber einige Überraschungen bereit hält. Zum Beispiel kurze Momente, in denen ihr neben eurem Yoshi einen Doppelgänger steuert und diesen in Stacheln lockt. Zwischen einigen Abschnitten verwandelt sich Yoshi wie gewohnt in verschiedene Fahrzeuge, deren Steuerung dieses Mal euer 3DS übernimmt. Eine perfekte Möglichkeit, sich im Bus oder der Bahn als Vollidiot zu etablieren.

Obwohl es sich bei Yoshi's New Island um einen kompetenten Plattformer handelt, fehlt dem Spiel irgendwie die Identität oder persönliche Note. Außerdem vermisse ich das Herzblut und die Liebe zum Produkt, die man zu jeder Sekunde bei Super Mario 3D World oder Rayman Legends spürt. Yoshi's New Island fühlt sich dagegen wie ein simpler Nachfolger mit wenigen Änderungen an. Spaß macht es trotzdem, keine Frage. Dafür sind die vorhandenen Elemente zu gut umgesetzt. Probleme zeigen sich mehr in der Optik, der Musik und dem fehlenden Ansporn zu neuen Höhen. Man gab sich mit gut zufrieden und mehr ist es auch nicht geworden.

7 / 10

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