You Rock Guitar
Alle Spieler sind willkommen.
Sollte euch alles missfallen, lassen sich 65 weitere Slots mit eigenen Sounds bestücken. Backing Tracks sind natürlich auch dabei und sogar eine spezielle Funktion, die euer Spiel automatisch synchron zum Backing laufen lässt. Die Gitarre unterstützt dabei MIDI-taugliche Programme wie Logic Pro oder Reason, sodass Experimentierfreudige das Ergebnis ihres Werkelns sofort abgreifen und weiterverarbeiten können. Oder einfach gucken, was sie da so zusammengeschrubbelt haben.
Der Klang selbst hängt dabei stark von den gewählten Sets ab. Manche, gerade einige der Gitarren-fernen Sounds, klingen etwas schräg, auch ein paar der Verzerrungen wirken insoweit seltsam, dass man die Künstlichkeit der Soundgenerierung klar heraushört. Andere dagegen können es ganz mit einer E oder auch einer Akustik aufnehmen, ohne jetzt aber natürlich die klangliche Reinheit wirklich hochwertiger Instrumente zu erreichen. Es gibt halt doch Gründe, warum Fender oder Gibson ihre Gitarren für ein paar Dollar mehr verkaufen und auch andere MIDI-Gitarren das fünf- bis zehnfache des hier geforderten Preises sehen wollen. Trotzdem, gerade für Einsteiger kann die Soundqualität angesichts des Preises und natürlich den Möglichkeiten zum Herumprobieren mit verschiedenen Effekten absolut überzeugen. Es ist ein Weg, um einfach mal zu schauen, was einem so gefällt, und dann auf die Suche nach einer echten Gitarre zu gehen, die diesen Sound dann verfeinert.
Für die You Rock als Gitarren-Einsteiger und Lerngerät spricht natürlich diese Vielseitigkeit, aber auch die Möglichkeit, direkt die Sounds mittels der genanten Programme aufzunehmen und zu sehen, was man macht und sofort Fehler beim Spielen sehen zu können. Einen Gitarrenkurs, in dem einem die richtigen Griffe und das grundsätzliche Spielen gezeigt werden, ersetzt sie natürlich nicht, sodass ihr euch, solltet ihr den Wunsch haben Gitarre zu lernen, nicht allein auf die You Rock verlassen könnt. Auch sprechen die extrem harten Saiten eher gegen die Anfänger-Theorie, aber es wird euch nicht umbringen und deshalb hart machen.
Einen leichten Weg zum Lernen eines Instruments gibt es nicht, aber einen spielerischen. Und das bekommt die You Rock sehr gut hin. Somit hier das erste Zwischenfazit: Um einfach mal herauszufinden, ob einem Gitarrenspiel Spaß macht und ein erstes Gefühl zu bekommen, ist die You Rock eine echte Empfehlung. Auch Profis sollten sie aber nicht abschreiben, die vielen MIDI-Möglichkeiten zum wilden Experimentieren findet man so bequem zu einem so kleinen Preis mit allen nötigen Anschlüssen selten. Zumindest nicht in so anständiger Qualität. Für Musiker und solche, die es werden wollen, ist dieser Gitarren-Synthie-Hybrid eine echte Überlegung wert.
Kommen wir zum spielerischen Teil mit Guitar Hero und Rock Band, die diese Gitarre auch unterstützt. Und zwar alle. Guitar Hero 3 funktionierte ebenso wie Warriors of Rock, bei Rock Band spielt es keine Rolle, ob nichts hinter dem Namen kommt oder ob da Beatles, 2 oder sonst was steht. Jedes dieser Spiele arbeitet brav mit der You Rock zusammen. Und ihr müsst beim Kauf der Gitarre nicht einmal darauf achten, ob ihr eine PS3, Wii oder 360 - für letztere soll der Adapter in Kürze erscheinen - im Regal stehen habt. Das hat allerdings einen anderen Grund. Von Haus aus unterstützt die Gitarre keine Konsole, stattdessen müsst ihr für etwa 35 Euro den jeweils passenden Adapter kaufen. Vorteil, Nachteil, ich bin mir nicht ganz sicher. Schließlich kann man das gute Stück dann auch mal zu einem Freund mitnehmen, der seine Band-Partys auf einer anderen Konsole feiert, und muss halt nur die einmaligen Extrakosten berappen. Auch passt es zur Philosophie, dass die You Rock in erster Linie ein Musikinstrument und erst in zweiter Garde einen Game-Controller darstellt. Ihr wisst Bescheid, zu den 250 Euro kommen nochmal 35 dazu.
Rock Band 3 verspricht, dass man mit seiner Gitarre echte Griffe zu den Songs bringen, die richtigen Akkorde spielen muss, sofern ihr diesen Modus im Spiel auswählt. Das ist mit der You Rock nicht möglich und kann es auch gar nicht sein. Darauf sind die Games einfach nicht ausgelegt, die Software unterstützt nichts in dieser Richtung und so kann auch die Gitarre selbst hier wenig bieten. Es bleibt bei fünf Farben und diese legte man kurzerhand auf jeweils fünf Bünde, einmal am oberen und einmal am unteren Ende. Die Wahl, auf welchen der beiden ihr spielt, bleibt euch überlassen. Eine reine Geschmacksfrage. Der Whammy-Bar funktioniert wie gehabt, nur eine Sache macht die You Rock anderes und leider sehr viel schlechter: Offenbar bringt sie keinen Bewegungssensor mit und so hat das Hochreißen zwar einen Boost eurer Coolness zur Folge, aber kein Auslösen der Star-Power. Diese wird auf einer Taste am Ende der Saiten unten neben dem Whammy aktiviert. Spätestens auf den oberen Schwierigkeitsgraden wird es zur Herausforderung, überhaupt einen Punkt in manchen Songs zu finden, an dem man gefahrlos die Sekundenbruchteile nutzen kann, um schnell mal herüberzugreifen. Mit viel Übung und Songkenntnis geht das, aber leichter wird es nicht.