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Zehn Jahre Eurogamer.de (!!!)

Kaum zu glauben, aber wahr.

Wir haben was zu feiern: Heute vor genau zehn Jahren erschien der erste Artikel auf Eurogamer.de! Super-glamourös, durch und durch "high-profile", versteht sich: Eine Vorschau zu PES 6 auf der PlayStation 2. Ausgerechnet von mir. Ich habe lange überlegt, ob ich das verlinken soll, denn nicht nur die Spielelandschaft hat sich reichlich geändert, sondern auch die Fingergymnastik, mit der ich damals meine Texte zu Papier brachte.

Ehrlich gesagt haben wir uns schon ein wenig erschrocken, als wir Anfang des Jahres begriffen, wie lange wir das hier schon machen. Ich denke aber, ich spreche für alle im Team, auch für die, die über die Jahre hinzugekommen sind, dass mittlerweile der Stolz überwiegt. Der, in einem schwierigen Markt mit einem seinerzeit noch unkonventionellen Magazinkonzept fußgefasst zu haben. Eines, das Spiele lieber kritisiert als testet, Meinungsäußerung über Inhaltsangabe stellt und das Erlebnis über technischen Kleinkram. Zehn Jahre und viele Tausend Artikel später begrüßen wir täglich mehr treue - und erstaunlich zivilisierte - Stammleser als je zuvor und freuen uns über einen kontinuierlichen Zustrom neuer Besucher.

Wenn man auf 2006 zurückblickt, war das eine komplett andere Zeit. George Dabbelju war Präsident der USA. Soziale Netzwerke kannte man in erster Linie von Myspace, wir spielten PlayStation 2 und - wenn sie gerade nicht in Reparatur war - die erste Iteration der Xbox 360. Half-Life 2 war noch halbwegs frisch im Gedächtnis, Guitar Hero der heiße Sch***. Der Assassin's-Creed-Hype lief gerade erst an, von BioShock oder Portal hatte noch nie jemand was gehört. Mass Effect und Gears of War waren noch nicht draußen, Trilogie-sierung und Jahresupdates aller möglichen und unmöglichen neuen Spiele noch nicht der Running-Gag, der sie später mal werden sollten. Und die Indie-Szene war noch lange nicht der Lieferant längst vergangener Spieleträume und neuer Ideen für "die Großen", die sie heute ist.

So sah sie mal aus. Danke, Wayback Machine.

Was darbten wir damals schlimm nach Neuauflagen und Weiterführungen längst nicht mehr als massenmarkttauglich geltender Klassiker. X-Com, Master of Orion, Syndicate, Wing Commander oder Elite - alles Kandidaten auf den Wunschlisten von damals, die für Entwicklungen mit großen Budgets nicht mehr hip genug waren und heute inoffiziell von Indies und mittlerweile auch wieder mit strammem Publisher-Backing weitergeführt werden. Hätten die 360 und die PS3 dem auch in der Breite vernetzten Spielen nicht die Tür aufgestoßen, wir würden auf 2006 heute als finstere Phase zurückblicken - und da hatten wir noch nicht einmal einen Schimmer davon, was für eine Welle schlimmer Wackel- und Schüttelspiele uns mit der eigentlich so zauberhaften Wii ins Haus stand.

Und doch war es irgendwie eine schöne Zeit: Open World war damals noch spannend, was die Vorfreude auf das erste Assassin's Creed belegte. Technisch begann sowieso sichtlich eine neue Ära und auch künstlerisch trauten sich die Entwickler immer mehr, bevor Ende der 00er das einsetzte, was ich mittlerweile als die "Nu-Metal-Phase graubrauner Pubertätsspiele" bezeichne. Ohne die Lehren dieser Zeit wäre die Industrie weder im Indie-Rahmen noch im großen Multimilliarden-Dollar-Geschäft heute derselbe inklusive, mannigfaltige und mutige Ort, der sie heute ist. Es gab wahrlich nie eine bessere Zeit, Videospieler zu sein.

Und auch das ist es, was wir in der kommenden Woche ein bisschen mit euch feiern wollen. Sobald wir unsere gamescom-Nachlese vom Tisch haben, beginnen wir mit einer Reihe hoffentlich nicht allzu sentimentaler Artikel - das sehen wir ja dann -, die auf die vergangene Dekade zurückblicken und werfen mit schönen Geburtstags-Gewinnspielen nur so um uns.

Also bleibt dran - aber wem sag ich das: Ihr seid ja sowieso immer hier, darüber freut sich jeder einzelne von uns jeden Tag aufs Neue. Danke für alles!

Hiermit prostet euch die ganze Mannschaft herzlich zu und sagt: "Auf die nächsten Zehn!"

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