Endlich ist es so weit: Ich durfte Zelda in der ersten Hauptrolle ihres eigenen Franchise begleiten und herausfinden, ob Echoes of Wisdom eine abgespeckte Version von Link's Awakening wird oder ein vollwertiger neuer Serieneintrag, der auf eigenen Beinen steht. Bleibt es dabei, dass sich Zelda nur mit Kopien von Monstern verteidigt und kleine Rätsel durchs Verbinden von Gegenständen löst? Oder haben wir es mit einem umfassenden neuen Zelda-Teil zu tun, der Kreativität, Herausforderungen und spannende Kämpfe, an denen Zelda aktiv teilnehmen kann, in den Vordergrund stellt?
Dazu habe ich kürzlich über anderthalb Stunden bei Nintendo in Frankfurt verbracht, die mich Echoes of Wisdom gleich nach dem Prolog in die Hand nehmen ließen. Mein erster Eindruck: Echoes of Wisdom übertrifft aktuell meine hohen Erwartungen und ich könnte nicht gespannter auf die anstehende Veröffentlichung sein. Lasst mich euch erklären, warum:
Übrigens, wie The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom beim Anspielen aussah und klang, seht ihr im obigen Video. Anhand meines Gameplay-Materials könnt ihr auch schon erste Rückschlüsse auf die Lokalisierung ziehen.
Im neuen Zelda tauchen in Hyrule merkwürdige dunkle Risse auf und zerstören dabei nicht nur die Welt, sondern entführen auch ihre Bewohner, darunter einen kleinen Schwertkämpfer, den wir nur zu gut kennen. Tatsächlich begegnen wir Link als Zwischenboss später im Dungeon und das hat wichtige Auswirkungen auf Zeldas Fähigkeiten, aber dazu gleich mehr. Um das Geheimnis hinter den Rissen aufzudecken, wird sich Zelda mithilfe der kleinen Fee Tri und dem Tri-Stab in ihre Abgründe begeben müssen, aber zuerst gerät die Prinzessin ins Verlies, aus dem ich sie befreien sollte.
Die dunklen Risse haben es übrigens atmosphärisch ganz schön in sich: Als ich das erste Mal einen Dungeon durch so einem Riss betrat, fiel mir sofort der Stimmungswechsel auf, den ein leise verstörender Soundtrack untermalte. Beim Umschauen entdeckte ich schwebende, schwarze Kugeln, die sich langsam durch den surrealen Raum bewegten und manchmal Monster absonderten. Natürlich waren Häuser, Bäume und der Boden zersplittert, aber auch die verschwundenen Bewohner hat es dort buchstäblich zerrissen. Sie schwebten blass und erstarrt in der Luft und ein schwarzer Schleim tropfte aus ihren Körpern. Ein totaler Gegensatz zur sonst süßen, bunten Oberwelt, in der alle glücklich wirken. Diesen Stimmungswechsel mochte ich sehr und den vermisse ich seit Majora's Mask in Zelda-Spielen. Ich bin gespannt, ob sich der durchs Spiel zieht, oder ob es bei einer kleinen Überraschung bleibt, die nur beim ersten Betreten wirkte.
Nicht nur mit Weisheit, sondern auch mit Mut und Kraft
Die Fähigkeiten von Zelda sind gleich klar: Mit Echos kann sie Gegenstände kopieren und so einen Weg aus dem Gefängnis finden. Tische, Betten, Bäume und Kisten werden dabei oft als Treppen oder Übergänge genutzt, damit Zelda kreative Fluchtwege findet. Oder höher gelegene Schatzkisten in der offenen Welt erreicht, die oft als kleine Rätsel herhalten. Außerdem kann Zelda "Einklang" nutzen, einen Zauber, der sie mit einem großen oder schweren Gegenstand verbindet, der sich daraufhin analog zur Prinzessin bewegt. So kann sie große Steine aus dem Weg räumen oder schwere Hebel bedienen. "Umgekehrter Einklang" ist dann genau andersherum. Zelda wird synchron zu einer anvisierten Objekt bewegt und kann so beispielsweise im Einklang mit Spinnen Wände hochklettern oder schwebende Blöcke zum Schwingen nutzen.
Natürlich kommt da die Frage auf, wie Zelda Kämpfe meistert, denn ihre Fähigkeiten sind zunächst insbesondere dazu nützlich, Rätsel zu lösen und man könnte daraus folgern, dass es in Zeldas Rolle der Weisheit dabei bleibt. Zelda nutzt zwar ihr Echo auch dafür, Monster zu kontrollieren, die theoretisch für sie kämpfen können, während sie in der Ecke steht; die Prinzessin kann aber auch aktiv am Kampf teilnehmen. Von den Echos kann sie nämlich nur drei zugleich wirken und muss erst ein Monster besiegen, um dieses kopieren zu können. Stärkere Monster belegen mehr Echos, sodass ich manchmal strategisch überlegen musste, was ich wann beschwöre. Ein Moblin nimmt beispielsweise zwei Echos ein, der Giftwurm nur einen. Heißt, ihr könnt drei Giftwürmer auf den Gegner loslassen, aber nur einen Moblin (und habt dann noch einen Slot für etwas anderes). Gleichzeitig kann Zelda Steine oder andere Gegenstände in den Raum legen und Gegner damit abwerfen, während ihre Monster angreifen.
Bei den vielen Echos, die man sammelt, wird es im Menü schnell voll und es dauert auch mal etwas länger, das gewünschte Echo anzuwählen. Eine Abhilfe würden da sicherlich Schnelltasten, die man selbst belegen könnte, schaffen, aber vielleicht ändert sich mit weiteren Echos das Layout auch einfach. Bisher gab es davon aber noch keine Spur. Gleichzeitig fallen wieder kleinere, dafür ziemlich zufällige FPS-Einbrüche auf, die Zelda gerne mal ins Stocken geraten lassen. Fünf Jahre nach dem Remake von Zelda: Link’s Awakening, das ähnliche Probleme hatte, wäre das bedauerlich, sollte es bis zum Release so bleiben. Dem eigentlichen Spielspaß hat es aber nur wenig Abbruch getan.
Schnell entwickelte sich in den Kämpfen eine spannende Dynamik, bei der ich frei entscheiden konnte, wie ich Gegner am liebsten bekämpfe. Die Kämpfe im Freien waren dabei mein absolutes Highlight, weil die Kombinationsmöglichkeiten schier unendlich scheinen und neben etwas Geschick bei der Platzierung eine Strategiekomponente ins Spiel kommt. Auch der Sammeldurst packt mich, denn die vielen unterschiedlichen Monster mit ihren verschiedenen Angriffsmustern muss man ja erst mal fangen und das erinnert schon stark an die Taschenmonster aus dem anderen Nintendo-Franchise.
Aber Zelda verfügt ja nicht nur über Magie, sondern kann auch mutig ein physisches Schwert schwingen, welches es später in ihr Arsenal schafft. Im Dungeon gibt es dafür sogenannte Energia, die beim Einsammeln eine besondere Leiste befüllen, welche es Zelda erlaubt, in den Schwertmodus zu wechseln, in dem sie übrigens die Gestalt wechselt und zu einer süßen "Linkle" wird (ich nenne sie jetzt einfach so). So kann sie schnell viel Schaden austeilen, was ihr besonders bei Bossen, Monstern mit viel Leben und schwarzen Wänden, die den Weg versperren, massiv weiterhilft. Diese Leiste leerte sich allerdings sehr schnell, sodass ich im Schwertmodus nur begrenzt und eher wenig Zeit hatte, bis ich mich auf die Suche nach mehr Energia machte.
Reine Spekulation, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Zelda später auch noch eine weitere Fähigkeit bekommen könnte, die mit Kraft zu tun hat. Jetzt schon hat mir Echoes of Wisdom unglaublich viel Spaß gemacht und am liebsten würde ich gleich da weitermachen, wo ich in der Demo aufgehört habe. Viele charmante Referenzen innerhalb der Welt, wie die bekannten Rubine, Händler, Musik, Gegner, die Tatsache, dass man in jedem Bett, das man als Treppe nutzt, seine Lebensleiste aufladen kann, indem man sich hineinlegt, und so weiter, verstärken meinen Optimismus. Und zum Glück muss ich auch nicht mehr lange warten, denn The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom erscheint ja bereits am 26. September 2024 für die Nintendo Switch.