Die HD Collection von Zone of the Enders bietet alles, was die Serie zu bieten hat. Im Guten wie im Schlechten
Kann das unveränderte Gameplay im Gegensatz zur verbesserten Optik auch heute noch überzeugen?
Um die folgenden Zeilen mit ein wenig Kontext zu füllen, teile ich hier meine Erfahrung mit Zone of the Enders. Beide Hauptspiele der Serie habe ich erst viel später nach dem Release angefasst, und obwohl ich nicht der größte Fan der Serie bin, hat mich die Ankündigung der HD Collection dennoch gefreut. Zwar trifft der Vergleich bei Videospielen nicht so häufig zu, doch vielleicht ist das Weltraum-Epos in den vergangen Jahren wie ein guter Wein gealtert.
Dementsprechend stand ich frei von Vorurteilen in den Hallen der Tokyo Game Show, um mir die überarbeitete Fassung etwas genauer anzusehen. Leider nur für knappe 20 Minuten, was jedoch für einen kurzen Einblick in beide Teile reichte.
Bereits während des Intros kann man leicht feststellen, dass sich beide Versionen in optischer Hinsicht stark verbessert haben, auch wenn die Überarbeitung sich unterschiedlich auf verschiedene Aspekte verteilt hat. So hat das Animationsstudio Sunrise die Zwischensequenzen auf Hochglanz poliert und nebenbei eine neue Szene erschaffen, die in fünf Minuten die Zusammenhänge der beiden Episoden erklärt. Hier wurde nicht einfach hochskaliert, sondern das Filmmaterial professionell bearbeitet.
Im Spiel selbst zeigen sich dagegen kleinere Schwächen. So gibt sich das HUD in der Ego-Ansicht bei Gesprächen wesentlich schärfer und auch die Charaktermodelle hat man einer Kantenglättung unterzogen. Sämtliche Effekte in der Umgebung wirken dagegen wie die ersten Lernversuche mit After Effects. Schießt auf ein Gebäude am Rand und es fliegen ganze Wände wie von Stricken gezogen zur Seite. Beim Bitmap-Feuer, das den Vogel-Effekten aus Birdemic (http://www.youtube.com/watch?v=LrxZblVUkMU) ähnelt, juckt es dann schon ein wenig am Sehnerv. Dieses Manko betrifft allerdings eher den ersten Teil, wobei es meine Immersion stärker beeinträchtigte als zunächst gedacht.
Das eigentliche Gameplay blieb unterdessen unangetastet. Die Orbital Frames steuern sich immer noch so gut wir vor zehn Jahren und auch die Kämpfe laufen reibungslos über die Bühne. Visiert euren Feind an, nutzt den Boost zum Ausweichen und setzt Fern- sowie Nahkampfattacken taktisch ein, um nicht als dampfender Schrotthaufen zu enden. Der Fluss beim Spielen fühlt sich auch Jahre später genau richtig an und bringt euch besonders in den Boss-Kämpfen des zweiten Teils ins Schwitzen.
Was mich eher störte, war die fehlende Kontrolle der Kamera, die in Kojimas früheren Werken noch nie wirklich ausgereift war und die Funktionen eines zweiten Analogsticks nicht ausschöpfte. Sobald ihr nicht auf einen Gegner fixiert seid, kann die Orientierungssuche recht nervig werden, wenn man sich in der Umgebung genauer umsehen möchte oder Angriffe von der Seite nicht frühzeitig erkennen kann.
Neben der Frischzellenkur und der neuen Sequenz bietet die HD Collection sonst keinerlei Verbesserungen. Die Spiele sollten möglichst in ihrer Urform gelassen werden. Trotz meiner Probleme mit der Kamera und einigen Schwächen im späteren Spielverlauf sowie der für Kojima typischen, recht kompliziert vermittelten Geschichte, freue ich mich auf eine Rückkehr der Fan-Klassiker. Dann wird sich letztendlich zeigen, ob ihr Alterungsprozess dem eines Weines oder eher dem von getragenen Socken gleichkommt.
Zone of the Enders HD Collection erscheint am 30. Oktober für Xbox 360 und PlayStation 3. Ob die Collector's Edition außerhalb Japans erscheint, ist derzeit unklar.