Zwanghafte Spieler sind 'nicht süchtig'
Probleme sind eher sozialer Natur
Wer viele Stunden in World of WarCraft verbringt, muss nicht unbedingt süchtig sein. Zu diesem Fazit kommt mittlerweile Keith Bakker, Gründer und Leiter von Europas erster Klinik für Spielesüchtige.
Seit der Öffnung im Jahr 2006 wurden hier hunderte Jugendliche behandelt, doch nun ändert man seine Behandlung, da man realisiert habe, dass es mehr ein soziales als ein psychologisches Problem sei.
Man habe zwar mit traditionellen Behandlungsmethoden, die auch bei Drogensüchtigen oder Alkoholikern angewendet werden, hohe Erfolgsraten verzeichnet, aber ist der Meinung, dass diese Form der Abhängigkeit nur knapp 10 Prozent der Spieler betrifft.
Was die restlichen 90 Prozent anbelangt, die vielleicht vier Stunden am Tag Spiele wie World of WarCraft zocken, hält Bakker andere Methoden für sinnvoller.
"Diese Jugendlichen zeigen einige Symptome, die ähnlich zu anderen Abhängigkeiten sind", so Bakker. "Aber je mehr wir mit ihnen arbeiten, desto weniger glaube ich, dass wir es eine Sucht nennen können. Viele dieser Kinden benötigen stattdessen ihre Eltern und ihre Schullehrer - es ist ein soziales Problem."
Aus diesem Grund sieht die Behandlung der Klinik nun anders aus. Man konzentriert sich mehr auf soziale Aktivitäten und ihre Fähigkeiten zur Kommunikation, damit sie ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden.
"Das Spieleproblem ist ein Resultat der Gesellschaft, in der wir heute leben", sagt Bakker. "80 Prozent der Jugendlichen wurden heutzutage in der Schule schikaniert und fühlen sich isoliert. Viele ihrer Symptome lassen sich lösen, indem man auf die gute alte Kommunikation vertraut."
Insbesondere bei Jugendlichen sind nach Bakkers Ansicht die Eltern dafür verantwortlich, die ihre Fürsorgepflicht vernachlässigen. Dennoch gibt er an, dass 87 Prozent der Onlinespieler über 18 Jahre alt seien. Und sobald sie diese Grenze überschreiten, müssten sie selbst Hilfe suchen, weil die Eltern nicht mehr länger das Recht zur Einmischung hätten.