Ace Attorney: Apollo Justice
Phoenix Wright 3.5
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Als ich vor gut einem halben Jahr über Phoenix Wright: Trials and Tribulations schrieb, begann mein Review unter anderem mit diesen Worten: "Ich könnte Euch die Story verraten. Aber dann würde ich Euch all die Überraschungen, die Spannung, den Witz rauben, der gerade den Abschluss der Trilogie so auszeichnet."
Die Überraschungen, die Spannung und den Witz will ich Euch auch bei Apollo Justice, dem vierten Teil der Ace-Attorney-Reihe, nicht rauben. Aber gänzlich ohne Spoiler werde ich dieses Mal nicht auskommen. Ich entschuldige mich schon jetzt dafür, doch es hat seinen Grund, wie Ihr im Nachhinein hoffentlich feststellen werdet.
Zur Sache. Ihr habt es wahrscheinlich längst mitbekommen und der Titel verrät es ebenso: Dieses Mal spielt Ihr einen neuen, jüngeren Anwalt, der Phoenix als Hauptcharakter ablöst. Er heißt - richtig! - Apollo Justice und erinnert in vielerlei Hinsicht an seinen Vorgänger. Er ist unerfahren, aber mutig, immer auf der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit - und er trägt eine seltsame Frisur, die regelmäßig dem Spott seiner Mitstreiter dient. An seiner Seite steht ein ebenfalls junges Mädchen namens Trucy Wright, ihres Zeichens Magierin und Phoenix' Tochter, so heißt es zumindest.
Beide Figuren sind nett, sympathisch, lustig... und gleichen Phoenix und Maya beinahe wie ein Haar dem anderen. Insbesondere die Dynamik zwischen ihnen ist absolut identisch. Sie lernen sich zwar erst zu Beginn des Spiels kennen, doch bereits nach einem Tag necken sie sich und reden miteinander wie Ihr es gewohnt seid. Wären da nicht ihre Namen, man würde kaum bemerken, dass man es eben nicht mit Phoenix und Maya zu tun hat.
Auf der einen Seite ergibt das aus Sicht der Entwickler natürlich Sinn. Warum etwas Bewährtes über den Haufen werfen, das drei Spiele lang bestens funktioniert hat? Auf der anderen Seite kommt man aber leider nicht umher, die Frage zu stellen, warum denn überhaupt neue Charaktere eingeführt werden, wenn Sie den alten denn so stark ähneln. Bei den Nebenfiguren sind die Parallelen zum Glück weniger deutlich ausgeprägt, dafür weisen sie andere Schwächen auf. Vor allem Ema Skye, bekannt aus dem ersten Teil, die als Polizistin nun Detective Gumshoe ersetzt. Mehr dazu später, denn das größte Problem, das ich mit Apollo Justice habe, ist erstmal dieses:
Es ist nicht wirklich Apollos Geschichte. Es ist vielmehr ein weiteres Kapitel von Phoenix' Geschichte, was aus so vielen Gründen absolut unverständlich ist, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen will. Ihr habt sicher auf Screenshots gesehen, dass Phoenix wieder mit von der Partie ist. Ihr habt vermutlich auch schon gehört, dass er kein Anwalt mehr ist, vor langer Zeit Beweise gefälscht haben soll und sein Geld nun als Pianist verdient. Dass Ihr ihn im ersten Fall wegen eines Mordes verteidigen müsst und er gleichzeitig als Mentor auftritt.
Aber es ist alles so furchtbar unlogisch. Weshalb Phoenix nicht mehr als Anwalt arbeiten darf, warum ihm - so viel muss ich verraten - kein einziger seiner Freunde zur Hilfe kam, wieso seine Story überhaupt fortgesetzt wird, nachdem sie in Trials & Tribulations einen sehr schönen Abschluss gefunden hatte. Ihr erfahrt im gesamten Spiel fast nichts über Apollo, den vermeintlichen Helden, dafür aber umso mehr über Phoenix, der wiederum so verändert wurde, dass er selbst wie ein neuer Charakter wirkt.
Wie ich schon sagte, das Ganze ist unverständlich, unlogisch, es ergibt schlichtweg keinen Sinn. Und das ist bei einer Serie, die so von ihren Geschichten und ihren Figuren lebt wie Ace Attorney, unverzeihlich.
Möglich, dass da ein bisschen zu sehr der Fan aus mir spricht. Ich liebe die ersten drei Teile, daraus mache ich keinen Hehl. Aber ich hatte nichts gegen einen Neuanfang, im Gegenteil: Ich habe mich sogar darauf gefreut. Nur ist es eben kein Neuanfang, sondern die Fortsetzung einer im Grunde abgeschlossenen Story, die in jeder Hinsicht Glaubwürdigkeit vermissen lässt.