Ace Combat: Assault Horizon
Dogfight > Catfight
Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Denn wie oft passiert es schon, dass eine Serie noch mit ihrem achten Teil noch die Reserven findet, die über all die Jahre eingefahrenen Muster, Ticks und Angewohnheiten aufzuweichen? Wie oft schafft es ein Entwickler, dass sich sein neues Spiel auch weit über ein Jahrzehnt nach Erscheinen des ersten Teils noch frisch und anders anfühlt?
Das sind natürlich rhetorische Fragen, denn so aus dem Stegreif und mit dem Lauf meiner eigenen geladenen Argumentationspistole auf der Brust mag mir natürlich auch kein passendes Beispiel einfallen. Da wäre - vielleicht - FIFA, das 2009 auf einmal gut war. Oder ein Final Fantasy X und ein Call of Duty: Modern Warfare, die den Charakter ihrer jeweiligen Serien mit nur einem Spiel gründlich veränderten. Und obwohl ich jetzt, nach circa sechs Stunden mit der Kampagne von Ace Combat: Assault Horizon, noch nicht sagen kann, ob Namco Bandai das in einem ähnlichen Umfang gelingt, so fühlt sich der jüngste Titel der altgedienten Kriegsflugmaschinen-Mär doch mit einem Mal wieder relevant und aufregend an.
Dass es dazu ausgerechnet ein auf den ersten Blick etwas bemühtes Mainstreaming brauchte, mag man dem Entwickler daher gar nicht verübeln. Klar, es ist schon ein bisschen schade, wie Namco Bandai die Geschichte in die Realität verlegt und damit sein fiktionales Universum um die Kontinente Yuktobania und Osea hinter sich lässt. Und natürlich sind russische Separatisten nicht unbedingt ein Gegner, gegen den es heutzutage noch Millionen Spieler in den Krieg zieht (wobei, streicht diesen Satz). Doch letzten Endes zählen Spielbarkeit und Fluggefühl und hier schlägt Assault Horizon Töne an, die man so von der Reihe bisher nicht kannte.
Die zentrale Neuerung des achten "großen" Ace Combat stellt für die Serie nicht weniger als die Versöhnung mit ihren Arcade-Wurzeln dar, was Simulations-Fans, die das ohnehin immer schon arg "spielige" Ace Combat bisher nur mangels Alternativen zu sich nahmen, vermutlich ein wenig ärgern dürfte. Dennoch ist der neue Dog-Fight-Modus eine echte Augen- und Ohrenweide und entledigt die Reihe mal eben ihres Rufes, mit ihren beinahe allmächtigen zielsuchenden Raketen ein ausgemachtes Fire-and-Forget-Flugspiel zu sein.
Schon in früheren Spielen gab es unter den Gegnern "Asse" und Wingleader, die deutlich schwieriger zu treffen waren, im Allgemeinen war ein Luftkampf mit erfolgter Feindaufschaltung aber auch beinahe schon wieder vorbei - zumindest, sofern man nicht vollends mit seinem Timing daneben lag. Und tat man das einmal doch, dann feuerte man gleich die nächste seiner weit über 100 ferngesteuerten Sprengkörpersalven ab. In Assault Horizon ist es von vorneherein bedeutend schwieriger, einem Feindflieger mit den Standard-Raketen heimzuleuchten. Es ist zwar möglich, sofern die relativen Flugbahnen zweiter Jets zueinander keine für eure Geschosse unmöglichen Kurven beschreiben. Nur verlassen könnt ihr euch nicht mehr auf einen Treffer.
Wollt ihr sichergehen, müsst ihr an den Triebwerksdüsen des zukünftigen Bruchpiloten schnuppern. Nähert ihr euch über einen bestimmten (recht nahen) Punkt hinaus, signalisiert euch ein Kreis um euer Ziel herum, dass ihr per linkem und rechtem Bumper den DFM starten könnt. Das allein ist in hitzigen Gefechtssituationen schon schwierig genug, eure Gegner sind nämlich alles andere als Opfer, weichen geschickt und mit extremen Manövern aus und erscheinen oft genug nur Sekundenbruchteile vor eurem Bug.