Ace Combat: Assault Horizon
Dogfight > Catfight
Die Kontrolle der Feindesmengen in den Missionen, die teils über malerischen Landschaften mit noch malerischen Skyboxen und teils über wunderschön nachgebildeten Weltmetropolen ausgefochten werden, wird in Assault Horizon so zu einem Aspekt, der dem Spiel zusätzlich an Tiefe verleiht.
Wenn ich meckern müsste, dann darüber, dass während meiner vielen Bildschirmtode oft nicht so ganz klar war, wer mich jetzt abgeschossen hat. Eine "Killcam" würde mir zumindest Aufschluss darüber geben, ob hier nun die Luftabwehr oder ein Feindflieger das Problem war. In Missionen mit vielen verschiedenartigen Feinden wird es im HUD-Anzeigen-Urwald so oft zum Ratespiel, wie man die Mission am besten angeht.
Auch die Streichung der Befehlsfunktion finde ich etwas schade. Als A10 "Warzenschwein"-Bomber im Anflug auf einen feindlichen Flugzeugträger würde es mir bedeutend mehr Sicherheit verleihen, meinem Geleitschutz zu befehlen, sich für den nächsten Anflug um meine Verfolger zu kümmern. Natürlich schwört die KI, dass sie auf mich aufpasst, aber ich hatte oft das Gefühl, ein bisschen von ihr im Stich gelassen zu werden.
Ebenfalls neu sind einige der Untersätze, in die euch Namco Bandai schnallt. Hier und da steigt ihr auch in einen Kampfhubschrauber oder versucht euch als Geschützmann an der Türkanone eines Black Hawk. Soweit ich das bisher sehen kann (acht bis zehn Missionen gespielt) stehen aber zum Glück deutlich die Flugzeuge im Vordergrund, sodass man die Exkursionen in den Helis getrost als willkommene Auflockerung sehen kann.
Auch wenn ich bezüglich dieser Elemente im Vorfeld sehr zwiegespalten war, kann ich mir mittlerweile gut vorstellen, im Apache-Helikopter noch einige Missionen mehr zu fliegen. Nach einer kurzen Umgewöhnung an die exotischere Steuerung und das langsame Tempo spielten sich die fliegenden Panzer vollkommen natürlich. Und selbst als Gatling-Kanonier, einer Rolle, in der man mehr oder weniger einen glorifizierten Fadenkreuz-Shooter spielt, bleiben die Missionen dank ihrer Unvorhersehbarkeit und dem fordernden Schwierigkeitsgrad stets spannend.
Neuland überfliegt Namco Bandai auch in Sachen Mehrspieler. Mit freischaltbaren Skins für Flugzeuge sowie Perks, um deren Eigenschaften zu pimpen, bietet der Entwickler erstmal einen Online-Modus, der mit persistenter Spielerentwicklung fesseln soll. Das gelingt natürlich nicht mit schnöden Deathmatches - die aber trotzdem mit von der Partie sind -, weshalb mit Domination etwa eine an Battlefields Conquest-Modus angelegte Eroberungsvariante angeboten wird.
Herzstück ist aber die Capitol Conquest, in der es über zahlreichen Haupt- und Großstädten zu Kämpfen zwischen Bombern, Jägern und Helikoptern kommt, bis das Hauptquartier der Feindfraktion in Trümmern liegt. Bisher war von Washington, Paris, Miami und Dubai zu hören. Klingt jedenfalls sehr motivierend und könnte durch das Wechselspiel der verschiedenen Einheitentypen exzellent funktionieren. Die tief fliegenden Helis sollen etwa verhältnismäßig schwierig zu orten sein und ihre tödliche Ladung eher unbemerkt abliefern können, während die Bomber zwar maximale Vernichtsungskraft mit sich bringen, aber träge sind und verhältnismäßig aufwendig geschützt werden müssen.
Was bleibt, ist also - zumindest bis hierhin - luftiges Wohlgefallen in fast allen Disziplinen. Jede Neuerung greift, bereichert das Spiel sogar nachhaltig, anstatt es einfach nur als neue Zutat ein wenig durchzuwürfeln, bis der Nachfolger wieder mit etwas Neuem ankommt. Es ist ein gewagtes Experiment, aber allem Anschein nach auch ein gelungenes, das uns Project Aces hier mit seinen neuen, intimeren Luftkämpfen kredenzt. Das Spiel fühlt sich neu und vertraut zugleich an und erzeugt mit seiner exzellent inszenierten Actionfilm-Ästhetik ein Mittendrin-Gefühl, das den Vergleich mit einer Großproduktion wie Call of Duty achselzuckend besteht. Ja, Assault Horizon scheint sogar beinahe die Frage zu stellen: "Warum wollt ihr laufen, wenn ihr auch fliegen könntet?"
Ace Combat: Assault Horizon erscheint am 14. Oktober für Xbox 360 und PlayStation 3.