Alone in the Dark
Feuertaufe mit zwei Meinungen
Martins Test:
"Pain is so close to pleasure", trällerte der unsterbliche Freddie Mercury 1986 und wie recht er doch hatte.
Selten in den letzten Jahren schickte mich ein Spiel in ein solches Wechselbad der Gefühle wie das neue Alone in the Dark, unpraktischerweise namensgleich mit dem allerersten Teil der Serie vor gefühlten Jahrhunderten. Kein anderes Spiel tauchte mit mir in eine solche Reise ein, die dunkel, spannend und voller großartiger Momente mein Spielerleben bereichert. Nur um mich dann wieder für eine halbe Stunde so zu piesacken, dass ich fast vom Glauben an das Gute im Spieledesigner abfalle.
Wo anfangen? Bei der phantastischen Kulisse des zerstörten Central Park, getaucht in finstere, unheimliche Nacht? Die großen, cineastischen Momente? Dem Feuer? Lieber doch erst bei dem, was Alone in the Dark mitbringt, um mich und sicher auch die meisten von Euch auf die Palme zu bringen.
Stellvertretend stehen dafür alle Fahreinlagen im Spiel. Nicht die, in denen Ihr Euch einfach mal ein Gefährt schnappt, um ein wenig durch den Park zu cruisen, hier einen Zombie zu plätten, da eine Sehenswürdigkeit zu besuchen. Diese Einlagen werden Euch trotz des in bester GTA-Schwammigkeit präsentierten Fahrverhaltens eine Menge Freude bereiten.
Es sind die Passagen, in denen Ihr unter unglaubliche hohem Zeit- und Übelebensdruck durch ein Chaos aus Hindernissen manövrieren müsst, ständig verfolgt von dunklen Mächten, die jeden kleinen Dreher oder Rempler praktisch sofort mit einem Neustart quittieren. Die in der letzten Preview gespielte frühe Flucht durch das zerberstende New York bot dabei schon einen ersten Ausblick auf die Torturen, die noch folgen sollten.
Keine Fehlertoleranz heißt das Motto. Ob nun nervige Mutenantenminivampire Euer Gefährt attackieren oder eine Bodenwelle Euch verschlingt, Alone in the Dark tötet Euch gerne, schnell und häufig, und das nicht nur im Auto sitzend. Schon zu Beginn macht es Euch klar, dass Ihr an einigen Stellen keine Fehler machen dürft, selbst wenn Ihr nicht einmal wisst, was ein Fehler sein könnte.
Hängend an der Außenwand eines Wolkenkratzers freut Ihr Euch gerade darüber, herausgefunden zu haben, wie man hangelt, da erschlägt Euch ein explodierendes Auto. Von unten. Großartig. So weit dürft Ihr Euch nicht vorwagen, warten, links und rechts gucken, dann über die Wand hangeln. Gut, dass die Rücksetzpunkte fair verteilt sind.
Solche Stellen werdet Ihr immer wieder häufig genug finden. Sie reißen Euch dann in die traurige Realität zurück und erinnern daran, dass Alone in the Dark leider nicht ganz das perfekte Spiel wurde. Aber es ist ziemlich nah dran. Nah genug.
Dafür sorgt die schon die Stimmung, die hier trotz einiger lausiger Dialoge vermittelt wird und Euch über all die kleinen Bockigkeiten des Designs hinwegsehen lässt. Große Ereignisse überschlagen sich, die Welt wird umgekrempelt, über dem Setting des Central Park senkt sich eine dunkle Nacht und immer wieder lässt Euch das Spiel die Größe des Geschehens spüren. Dramatische Kameraschwenks, bedrohliche Abgründe, viel Spiel mit Licht und Schatten. Dazu die umgewühlte Landschaft des Park, in dem sich vertraute Elemente ständig mit zerklüfteten Schluchten, seltsamen Felsformationen zu einer eigenwilligen, aber überzeugenden Melange verbinden und etwas fremdes, neuartiges ergeben. Schon allein dank der phantastischen Optik werdet Ihr gerne diesen Park erkunden und Euch an der Kulisse weiden.