Skip to main content

Alone in the Dark

Feuertaufe mit zwei Meinungen

Dafür, dass Ihr Euch dabei niemals verliert, sorgt die Episoden-Struktur, die sich, ohne rot werden zu müssen, einmalig nennen darf. Wie bei bekannten Fernsehserien gibt es einen bestimmten, klar definierten Handlungsabschnitt, der stets in einem Cliffhanger endet, bevor die Credits durchlaufen. Entweder macht Ihr jetzt eine Pause oder es geht einfach weiter.

Auf diese Weise bleibt trotz teilweise offener und freier Areale stets das Tempo vorhanden, wenn Ihr mitziehen wollt. Der nächste Punkt ist auf der Karte verzeichnet. Geht direkt hin oder streunert ein wenig herum. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr Euch ganz an die flinke Erzählweise halten und erlebt einen Plot, der wenig Zeit zum Atem holen lässt. Oder zumindest die Art von Langeweile verhindert, die aufkommt, wenn man zu lange an einem Ort verweilt.

Inhaltlich ist es nämlich ein wenig wie bei der TV-Show "24". Nicht jeder siebte Cliffhanger sitzt auf den Punkt und gerade ein wenig hinter der Mitte beginnt kurzfristig inhaltlicher Leerlauf, abgelöst von einer stark erhöhten Rätseldichte, was mehr eine Art Paradigmenwechsel als ein Manko darstellt. Nur halt einer, bei dem Ihr dann nicht im Viertelstundentakt neue Häppchen des großen Ganzen zugeworfen bekommt.

Insgesamt dürfte aber der ein wenig Klischee-beladene Plot um den ewigen Gut-Gegen-Böse-Kampf biblischer Ausmaße die meisten zufrieden stellen. Nicht zuletzt, weil es nicht versäumt wurde, eine Reihe harmloser Referenzen zu frühen Spielen der Serie unterzubringen. Glücklicherweise keine zum Film.

Sieht auf der Karte nicht so groß aus, aber das täuscht: Central Park

Die einzige Referenz, die ich zu Uwe Bolls Werk vermisse, sind dessen halbwegs professionelle Synchronsprecher, an denen sich die deutschen Stimmen des Spiels ruhig hätten orientieren dürfen. Es gibt schlimmeres auf dem Markt, aber gerade die weibliche Hauptrolle mit einer absoluten Laiensprecherin zu besetzen, schmerzt hier und da mehr als einmal.

Sofern Ihr des Englischen - oder Spanischen und Französischen - mächtig seid, wird es dramatisch besser. Solange es in den Dialogen nicht um Zwischenmenschliches geht. Die Actionsprüche sitzen in der Regel und den Sieg über einen kniffeligen Endgegner kommentierten Edward und ich unisono mit einem lautstarken "S.o.B.".

Im Falle, dass die Geplänkel zwischen Edward und seinem weiblichen Sidekick Sarah so sein sollten, müssen die Autoren aber noch viele Nachhilfestunden nehmen. Und zwar in Kursen für Rhetorik, Speeddating oder besser gleich Basiskommunikation mit menschlichen Wesen. Nur gut, dass diese schmerzhaften Momente so schnell vorbei gehen wie sie kommen und dank des abwechslungsreichen Spielverlaufs mit seinem hohen Tempo bald vergessen sind.

Und das passiert, wenn Ihr zu lange mit Spraydose und Feuerzeug herumspielt.

Im Ablauf variiert Alone in the Dark dabei gern und häufig. Lineare Passagen folgen auf wiederholtes, freies Herumstreifen im Park. Während des gradlinigen und furiosen Starts bekommt Ihr einen ersten Einblick in die aufwendige Physik-Engine und ihre Möglichkeiten zur Rätselgestaltung. Mit der im Spielverlauf steigenden Puzzledichte, steigt auch deren Qualität drastisch an und einige davon werden Euch zwar nicht die ganze Nacht hindurch wach halten, dafür Euch aber auch nicht komplett verzweifeln lassen. Myst-Profis werden nur müde abwinken.

Das Spektrum reicht dabei von ganz offensichtlichen Kleinigkeiten bis zu größeren, über mehrere Räume verteilten und mit Monstern gespickten Einlagen. Ein Stromkabel verwandelt einen gefluteten Gang in eine tödliche Falle, der Sicherungskasten ist nicht fern. Ein wenig hangeln, nach alternativen Wegen Ausschau halten. Ein kleines Vieh rennt immer wieder zu einem Ort, den Ihr sprengen wollt, also flugs mittels Klebeband und Molotowcocktail eine improvisierte Zeitbombe basteln. Eine mysteriöse Dunkelheit verschlingt alles, was sich ihr nähert, mit einer Lichtquelle könnt Ihr aber ungehindert passieren.