Alone in the Dark
Feuertaufe mit zwei Meinungen
Entweder greift Ihr hier zu Eurer treuen Taschenlampe oder Ihr spielt mit dem Feuer, der wohl größten Stärke von Alone in the Dark. Mit allen möglichen Objekten dürft Ihr zündeln und müsst es auch, denn die Monster zeigen sich nicht von Kugeln und Schwerter beeindruckt, sondern reagieren nur auf Feuer. Eine Spraydose und ein Feuerzeug ergeben einen Flammenwerfer, Benzin auf die Munition ergibt - unlogisch, aber ein bisschen Ballern muss ja sein - Feuerkugeln. Und das sind nur die offensichtlicheren Varianten. Auch nach Stunden des Spielens werdet Ihr neue Wege finden, Brennbares zu Eurem Vorteil zu nutzen.
Und wie schon in meiner letzten Vorschau begeistert die Darstellung des Feuers. Große Brandherde sehen schlicht phantastisch aus, aber auch kleine Zündeleien entfalten schon viel vom Reiz des Kokelns und zeigen die Ambition des Teams von Alone in the Dark. Sie wollten vieles einfach mal ein weniger anders machen, Spiel und Engine über die bisherigen Grenzen bringen und in weiten Teilen gelang dies gut.
Das System zur Heilung darf sich eigenwillig nennen, aber es stellt eine nette Abwechslung zum Healthpack-Sammeln dar. Hat es Edward gerade mal nicht tödlich verwundet, sammelt er immer mehr kleine Schrammen. Diese lassen sich dann direkt mittels eines Heilsprays verarzten. Nicht unbedingt realistisch, allerdings zumindest ein wenig glaubwürdiger, als einfach nur über einen +25 Pack zu laufen.
Mit noch mehr Blick auf die Wirklichkeit wurde das Inventar realisiert und nur was in Edwards Jackentaschen passt, wird mitgenommen. Vieles lässt sich kombinieren und insoweit ist es ein wenig schade, dass es keinen Rucksack zu finden gibt. Denn auch wenn es Sinn macht, eben keine Massen an Krams schleppen zu können, werdet Ihr Euch so häufig genug ärgern, schöne Dinge zurücklassen oder die mitgebrachten umsortieren zu müssen.
Dank der eigenwilligen Steuerung werdet Ihr damit in der ersten Stunde so Eure lieb Mühe haben. Die Tastenbelegung ist in keiner Weise verfehlt, nur nicht wirklich intuitiv. Fast alle Tasten sind belegt, kontextsensitiv sogar teilweise doppelt. Zweckmäßig ist dies allemal und der Sinn der Belegungen erschließt sich auch, nur braucht Ihr ein wenig länger als bei anderen Spielen. Es ist ein kleiner Tribut an die zahlreichen Möglichkeiten des Spiels, der gezahlt werden muss.
Dafür variiert Ihr im Kampf, was das Zeug hält. Zwangsweise dank der Feuerpflicht. Nach ersten Ankündigungen hatte ich so meine Sorgen, sollte ich wirklich jedes Mal erst etwas Brennbares finden müssen, um einen Zombie zu erlegen. Zum Glück stellte sich diese Befürchtung dank der zahlreichen Möglichkeiten zum Feuermachen und -nutzen als unbegründet heraus. Ihr werdet nirgendwo ohne Material zurückgelassen, alle Situationen lassen sich gut mit den gegeben Möglichkeiten lösen, ohne dass Ihr in große Materialnöte kommt.
Mein Favorit ist dabei sicher die geworfene Flasche, die sich in einer Art Zeitlupe bewegt und die Ihr im richtigen Moment mittels Pistolenschuss zur Granate werden lasst. Nicht zu verachten auch die Feuerkugeln, genauso wie die ewige Freude am oben erwähnten Klebe-Molotov. Und häufig genug greift Ihr einfach einen brennden Gegenstand und drescht mittels Armbewegung umgesetzten Stickschwungs auf die Feinde ein.
Und letztlich ist es die Variation und die niemals einsetzende Monotonie, die für Alone in the Dark nicht nur den Tag rettet, sondern es auch fast zu dem macht, das es so gerne wäre. Fast, wohlgemerkt. Ein echter Hit beleidigt nicht die Hörer eines Landes mit einer mäßigen Synchro, bietet generell bessere Dialoge und lässt Euch nicht an einzelnen Stellen vor Frust und Wut angesichts der Unfairness beben. Solltet Ihr Euch selbst als unvergebenden Perfektionisten betrachten und dies auch bei Euren Spielen einfordern, müsst Ihr Alone in the Dark mit Vorsicht genießen.
Wer wie ich aber bereit ist, einige Kompromisse einzugehen, darf sich daran erfreuen, dass der Rest des Spiels es locker hinbekommt, Euch diese traurigen Moment so schnell wie sie kamen auch wieder vergessen zu lassen. Sofort findet es den Weg zurück in die dichte Atmosphäre des dunkeln Parks, zum Spiel mit dem Feuer, der Physik. Es liefert nicht unbedingt die Neuerfindung des Survival-Horrors. Dafür aber ein verdammt gutes Action-Adventure. Wenn auch ein nicht ganz fehlerfreies.
Ist erhältlich, wie im vorherigen Test schon vermerkt. Was Ihr aber noch nicht wisst: Unsere Komplettlösung zu Alone in the Dark folgt in wenigen Tagen!