Alpha Protocol
Lizenz zum Spielpaß?
In vielerlei Hinsicht kann – und muss – man Obsidians jüngstes Werk Alpha Protocol mit BioWares erstem Mass Effect vergleichen. Sowohl inhaltlich, spielerisch als auch technisch. Auch Alpha Protocol strotzt nur so vor Entscheidungen, die ihr als Agent und Retter der Welt treffen müsst – und praktisch jede davon hat ihre Auswirkungen. Spielerisch fühlt man sich so, als würde man mit Commander Shepard durch die Gegenwart laufen. Und technisch, nun, sagen wir einfach, dass auch Obsidians Spiel seine kleineren Makel hat wie seinerzeit Mass Effect 1.
Aber fangen wir erstmal vorne an. Ihr schlüpft in Alpha Protocol in die virtuelle Haut des Agenten Michael Thorton und treibt euch in einer Welt herum, in der nichts wirklich so ist, wie es scheint. Eine Welt voller Verrat, Intrigen, Komplotte und Verschwörungen – also mehr oder weniger das typische Agentengeschehen. Und mittendrin seid nun ihr... wie sollte es denn auch sonst sein? Thortons Leben ist jedenfalls ziemlich aufregend, es verschlägt ihn unter anderem ins heiße Saudi-Arabien, in die italienische Hauptstadt Rom oder ins kalte Moskau - von Lagerhallen über elegante Hotelgebäude bis hin zu feinen Villen ist so ziemlich alles vertreten.
Im Gegensatz zu Mass Effects Shepard hält sich die Individualisierung von Thorton aber in Grenzen. Sein grundsätzliches Aussehen bleibt gleich, ihr könnt ihm auf Wunsch aber längere Haare, einen Bart, eine Sonnenbrille oder einen (mehr oder weniger) schicken Hut in mehreren Variationen verpassen. Schade ist nur, dass hier im Spielverlauf keine zusätzlichen Möglichkeiten hinzukommen. Das macht zumindest die äußerliche Anpassung eher simpel.
Gerne wurde der Protagonist in den bisherigen Previews als eine Mischung aus Bond, Bourne und Bauer bezeichnet. Und ja, das trifft es so ziemlich genau. Je nach eurer Spielweise schlagt ihr mehr oder weniger einen dieser Pfade ein. Entweder übt ihr stets eure Pflicht aus und habt nur die Mission im Kopf, spielt den Frauenhelden oder verhaltet euch wie ein eiskalter Killer, der nicht davor zurückschreckt, über Leichen zu gehen. Oder ihr mischt einfach alles nach Lust und Laune.
Wie auch immer ihr euch verhaltet, eure Entscheidungen haben teils drastische Konsequenzen, die die Beziehungen zu euren Kontakten, die Missionen selbst und das Ende beeinflussen. Pflegt man gute Bekanntschaften, sind die Leute auch eher bereit, euch bei euren Problemchen zu helfen, geben euch über den Schwarzmarkt Zugriff auf weitere Waffen, beschaffen zusätzliche Informationen oder stehen euch im Einsatz zur Seite. Solche Gefallen sind natürlich selten kostenlos, weswegen ihr euch einige dieser Details gegen ein kleines Sümmchen durch eure Schwarzmarkt-Kontakte beschafft.
Dazu zählen Kleinigkeiten, etwa Karten vom Einsatzort, aber auch größere Aufgaben. Damit ihr es bei einem Auftrag leichter habt, könnt ihr beispielsweise einen Ablenkungsangriff durchführen lassen, wodurch euch nur noch die zweitklassigen Wachen am eigentlichen Missionsziel im Weg stehen. Oder jemand deponiert ein Scharfschützengewehr an einem bestimmten Punkt eines Levels, mit dem ihr dann aus der Entfernung in Ruhe eure Gegner ausschaltet. All das müsst ihr nicht verwenden, es erleichtert jedoch hin und wieder eure Aufgaben.
Alpha Protocol ist eben einfach ein Spiel, dass euch fast überall die Wahl lässt. Die Welt zu retten ist nun mal kein Kindergeburtstag. In Rom müsst ihr euch zum Beispiel zwischen einer Frau und einer Bombe entscheiden. Rettet ihr die holde Dame, habt ihr zwar euer männliches Ego kurzzeitig befriedigt, doch zur Entschärfung der Bombe bleibt keine Zeit mehr.