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Alt gegen neu: UFO: Enemy Unknown gegen XCOM: Enemy Unknown

Nachdem XCOM auch kritische Fans überzeugt hat, geht es nun gegen den härtesten Gegner: Die eigene Vorlage

Nachdem Martin vor einer Weile in unserem ersten "Alt gegen Neu“ Castlevania IV gegen Castlevania: Lords of Shadow in den Ring schickte und der Klassiker dabei das bessere Ende für sich behielt, setzen wir die Reihe nun mit einem anderen ewigen Favoriten fort: UFO: Enemy Unknown, erschienen 1994, war ein Spiel, das sich nur selbst übertreffen konnte. Passenderweise stellt es sich deshalb nun seinem Remake. Das kam erst im letzten Monat heraus und wurde auf dieser Seite von 'yours truly' mit der vollen Punktzahl bedacht. Ich liebe beide diese Spiele, aber welches liebe ich mehr? Es ist, als müsste ich mich zwischen meinen beiden Kindern entscheiden, wenn ich denn welche hätte.

Die Präsentation: Welches Spiel bombardiert Augen, Ohren und Hirn treffsicher?

Der Vergleich ist nur auf den ersten Blick unfair. Art-Direction ist hier Trumpf, Musik sowieso zeitlos und so manche improvisierte Chiptune-Alientodesschreie versprühen mehr Charakter als die besten Synchronsprecher. Und doch muss ich sagen, dass Firaxis in ihrem XCOM (in den USA hieß bereits der erste Teil X-COM und nicht UFO) voll und ganz abliefern. Die markante Musik, zum Teil aus der Feder von Michael McCann (u.a. auch Deus Ex: Human Revolution), bringt das Blut bei jedem Einsatzstart angemessen in Wallung und ruft in ruhigen Momenten auf der Strategie-Ebene gekonnt Erinnerungen an das Original wach.

UFO: Enemy Unknown - 1994

Es sind wirklich ausgezeichnete Kompositionen, denen selbst ihre Neinsager lediglich vorhalten können, dass der markante Future-Style schon vom letzten Deus Ex besser hängen geblieben ist, als XCOM jetzt guttut. Ich kriege trotzdem jedes Mal ansatzlos Gänsehaut, wenn das Spiel den Noppenteppich gerade für sinnstiftend hält. Die Vorlage wiederum begeistert noch heute mit dem unheimlich wabernden Soundteppich seiner Geoscape, hält sich ansonsten jedoch vornehm zurück, um eher mit gemeinen Sphärenklängen Angst vor dem nächsten Zug zu wecken. Man merkt während der unzählbaren Stunden, die man in das Spiel steckt, gar nicht, wie sehr es einem die Musik angetan hat.

Optisch verbindet beide Spiele eine der Echtwelt entrückte Comic-Ästhetik, allerdings geht das Remake mit seiner Action-Figur-Romantik noch stärker in Richtung von Tabletop-Spielen, was das eigentliche Spielgeschehen eigentlich ziemlich gut unterstreicht. Dem zeitlosen Art-Design der Vorlage wird Firaxis mit nah angelehnten Überarbeitungen der alten Widersacher doch sehr gerecht, auch wenn man definitiv sagen muss, dass speziell die Chryssaliden in UFO: Enemy Unknown mit schönem Gruß an Hansruedi Giger deutlich gemeiner aussahen. Ihre heutigen Gegenstücke sind auch hübsch ekelig und scheinen sich in ihrer Idle-Animation angesichts der wandelnden XCOM-Brutkästen fast diebisch auf ihren nächsten Zug zu freuen - nette Animationen machen es möglich -, doch mehr Angst hatte ich eindeutig bei den Microprose-Chryssaliden.

XCOM: Enemy Unknown - 2012

Es ist ein bisschen ein Geben und Nehmen bei der Gestaltung, denn speziell die Mutonen und Cyberdisks sind in der Neuauflage doch ein wenig bedrohlicher, während Firaxis sich mit seinen Thin Men sogar wirklich coole neue Gegner hat einfallen lassen. Aber natürlich steht aufseiten des jüngeren Spiels alles im Dienste der einen Aufgabe, es den Fans recht zu machen und so ist vieles von der tollen Gestaltung direkt auf das Original zurückzuführen, das demzufolge nicht zwangsweise weniger Punkte kassiert. Der Entscheider in dieser Kategorie wäre daher beinahe die Basenansicht gewesen, die mir im zoombaren Ameisenfarm-Querschnitt letzten Monat wirklich exzellent gefiel. Wirklich verwerten kann die Basen-Ansicht diesen Elfmeter aber nicht: Außer, dass nach unten hin immer mehr Einrichtungen dazukommen, ändert sich nichts. Hier hätte mehr Leben und Bewegung gut getan, die zwar UFO damals auch nicht kannte. Trotzdem waren seine Basen irgendwann wenigstens Schauplatz für einige der spannendsten Missionen im Spiel, was die Bindung zu ihnen definitiv erhöhte.

Wo sich die noch ofenfrische Neubearbeitung aber wirklich hervortut, ist in der Aufmachung der Schlachten, die mit schnellen Über-die-Schulter-Blicken und niemals aufdringlichen Action-Cams einige wirkliche Heldenmomente auch als solche in Szene setzt und den Spieler direkt ins Geschehen zieht. Hier sieht XCOM wirklich aus wie ein packendes Action-Spiel. Und das auf die gute Art. Das ist auch der Grund, warum ich - bei aller Liebe zum ausnehmend gut gealterten UFO, seinem Erben den Zuschlag in Sachen Präsentation gebe.

UFO: Enemy Unknown 0:1 XCOM: Enemy Unknown

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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