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Another Code: R

Point&Click-Roman

Reden wir über Genres... auch wenn viele Entwickler diese heute gerne mal wild mischen und kombinieren, so ist der Genrebegriff doch meist eine recht gute Hilfe, ein Spiel für sich selbst zumindest grob einzuordnen. Kaufe ich einen Shooter, dann weiß ich ebenso was mich erwartet wie wenn ich ein Sportspiel in mein Regal stelle. Problematisch wird es allerdings, wenn man auf Teufel komm raus versucht, jedes Spiel in seine persönlichen Genre-Schublade zu stecken, auch wenn es gar nicht so recht passen will. Bestes Beispiel dafür: Cings Another Code: R. Das Spiel bietet ein paar Rätsel, sieht aus wie ein Adventure und es fühlt sich auch so an. Es ist aber trotzdem keins.

Und daraus macht das Spiel auch keinen Hehl. Direkt auf der Verpackung steht groß und deutlich sichtbar „Ein bewegender interaktiver Roman!“. Um also das Schubladenspiel aus dem ersten Absatz noch einmal aufzugreifen: Die korrekte Genre-Einordnung für Another Code: R wäre „Visual Novel“, ein Genre, das sich in Japan schon seit Jahren größter Beliebtheit erfreut und auch immer mal wieder einmal seinen Weg in den Westen findet. Als Beispiel denke man nur an Capcoms exzellente Phoenix-Wright-Spiele oder Konamis kürzlich erschienenes Time Hollow für Nintendo DS.

Zugegeben, für den Laien ist der Unterschied zwischen Adventure und Visual Novel eher schwer zu erkennen, es sind die Details, die für den kleinen, aber feinen Unterschied verantwortlich sind. Erzählfluss, Prominenz der Handlung und Rätseldichte sind die entscheidenden Kriterien. Bei einem klassischen Adventure stehen Rätsel und Knobeleien im Vordergrund, bei einer Visual Novel Handlung, Dialoge und Charaktere. Die Rätsel sind in einer Visual Novel meist recht einfach gehalten und dienen eher der Auflockerung, auf kreative Gehirnknacker Marke LucasArts verzichten die meisten Titel – der Spieler soll der Handlung folgen und sich nicht an den Rätseln die Zähne ausbeißen.

Another Code: R – Story-Trailer

Ihr seht bereits die Problematik? Wenn ein Tester eine Visual Novel nun kurzerhand für sich selbst als Adventure deklariert und diese auch nach Adventure-Maßstäben testet, dann kann das Urteil letzten Endes kaum noch allzu positiv auffallen. Meckereien über zu lange Dialoge sind dann ebenso an der Tagesordnung wie Kritik an zu wenigen und zu leichten Rätseln. Und wenn den aktuellen Tester dann Figuren oder Plot nicht so wirklich ansprechen, dann ist der Ofen sowieso aus.

Aber genug des Ausflugs in die Welt der Genre-Theorie. Der wichtige Punkt, den es hier einfach nur mitzunehmen gilt, ist: Another Code: R ist kein Adventure, auch wenn es so aussieht. Gehen wir also endlich in medias res. Zwei Jahre nach den Ereignissen von Another Code: Doppelte Erinnerung hat sich für die junge Ashley nicht alles so gut entwickelt wie erwartet. Zwar war am Ende das Geheimnis um den Tod ihrer Mutter gelüftet und Ashley wieder mit ihrem Vater vereint, doch der erweist sich als ausgemachter Workaholic, der schnell über seiner Arbeit Ashleys Bedürfnisse vernachlässigt. Umso unwilliger folgt sie daher der väterlichen Einladung zum Camping-Ausflug an den idyllischen Lake Juliet. Doch kaum dort angekommen, beginnt Ashley sich an ihre vor 13 Jahren verstorbene Mutter zu erinnern...

Auf der Suche nach ihrer verlorenen Erinnerung trifft Ashley auf zahlreiche andere Menschen, wie den Ausreißer Matthew Crusoe oder Ryan Gray, einen Kollegen ihres Vaters. Mit denen führt sie ausführliche Gespräche, die nur gelegentlich von alternativen Antwortmöglichkeiten unterbrochen werden, aber trotzdem meist zum selben Ergebnis führen. Ebenso linear ist der Rest des Spiels: Ashley läuft über vorgegebene Pfade und kann sich an wichtigen Stellen umsehen und Objekte durch Anklicken genauer betrachten und manchmal auch benutzen oder einstecken.