APB
Räuber und Gendarm
Spaßig wird diese dröge Spielmechanik erst, wenn euch die Gegenseite versucht, in die Suppe zu spucken. Denn kaum nehmt ihr eine Mission an, bekommen eure Gegenspieler einen Gegen-Auftrag angeboten. Aus dem ruhigen, langweiligen Gecruise wird dann ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Falls ihr ein spezielles Areal halten müsst, ist es das Ziel eures Gegenüber, es euch abzuluchsen. Müsst ihr einen Gegenstand oder ein Fahrzeug an einem speziellen Punkt abliefern, müssen eure Feinde euch im letzten Moment erledigen.
Alternativ werden besonders starke Spieler zum Freiwild erklärt oder ihr könnt als Verstärkung in einer Massenschlacht von bis zu 20 Spielern gelangen. Leider versagt ab und an das Matchmaking und ihr müsst euch als Anfänger gegen absolute Profis beweisen. Über weite Strecken funktioniert die automatische Gruppenzuweisung aber hervorragend und es ergeben sich spannende Kombinationen.
Geschickte Teams legen am Zielort Fallen und bunkern sich in den verwinkelten Gebäuden ein. Mit Granaten, Teamplay und etwas Glück lassen sich diese Überfälle aushebeln, grundsätzlich haben die Verteidiger durch die Third-Person-Perspektive aber einen leichten Vorteil. Einfach an eine Ecke stellen und drumherum schauen. Gerade im 1vs1 eine todsichere Taktik.
Noch hoffnungsloser sind im Einzelkampf die Verfolgungsjagden. Wenn ein Krimineller oder Polizist mit dem Zielgegenstand entkommt und ein Auto besteigt, braucht ihr entweder eine blitzschnelle Kiste oder aber ihr seid zu zweit, dritt oder viert unterwegs. Nur so kann man die Zielperson einkesseln und mit Beifahrerschützen aus dem Weg räumen. Auch hier ist Teamplay entscheidend. Wer die eingebaute Voice-over-IP-Funktion nutzt und mit dem richtigen Partner unterwegs ist, ist hier klar im Vorteil.
Außerdem steigt der Spielspaß exponentiell mit der Qualität eurer Mitspieler. Dreimal traf ich auf absolut erstklassige Partner, mit denen das Spiel deutlich an Fahrt gewann. Blitzschnell jagten wir von Missionsziel zu Missionsziel, nahmen Gegner in die Zange und schnitten fliehenden Gangstern den Weg ab. Mein persönlicher Höhepunkt: Mit einem „Ich geh hinten herum“ jagte ich durch eine Seitengasse, während sich mein belgischer Kollege durch den Gebäudekomplex kämpfte. Ich hörte von weitem Schüsse, schlich mich an die nächste Ecke, hielt an und erblickte auf einem Balkon den Gegner. Gerade als sich dieser umdrehte und stiften gehen wollte, kam ich hervor und jagte ihm eine Salve mit dem Sturmgewehr in den Oberkörper.
Warum kein Headshot? Auf Kopftreffer hat Realtime Worlds bewusst verzichtet. Durch die etwas längeren Laufwege wollten sie die Spieler nicht frustrieren. Insbesondere auf weite Entfernung kann sich eine Auseinandersetzung so ganz schön in die Länge ziehen. Da eure Spielfigur nach einer Weile automatisch seine Lebensenergie regeneriert, könnt ihr nach ein paar Treffern einfach hinter einer Säule in Deckung gehen und euch aufladen. Verteidiger haben oft den Luxus, sich eine gute Schussposition auszusuchen und so Gebrauch von ihren Langstreckenwaffen zu machen. Als Angreifer ist man dadurch noch stärker behindert, erzielt aber mit Hybrid-Waffen wie dem Sturmgewehr recht gute Ergebnisse.
Laut Realtime Worlds besitzen alle Waffen aber den gleichen Gesamtwert. Eure Startwaffe, ein semi-automatisches Sturmgewehr, ist auf mittlere Entfernung selbst nach 20 Stunden Spielzeit noch zu gebrauchen. Trotzdem sorgen die größere Auswahl und die Upgrades oft für einen nicht zu unterschätzenden Unterschied. Einzig die Sturmgewehre sind vielleicht einen Tick zu stark, da sie in dem variablen Schlachtfeld als Allrounder fast überall einen hervorragenden Job machen. Geschickt taktierende Spieler können aber auch mit Maschinenpistolen, Schrotflinten und Scharfschützengewehren einen beeindruckenden Score erzielen.
Das Waffenhandling selbst ist höchstens durchschnittlich. Man hat selten das Gefühl, ein tödliches Mordwerkzeug in der Hand zu halten. Einige Waffen verziehen nach einigen Schüssen zu stark und disqualifizieren sich so auf Entfernung. Außerdem ist die Reichweite der Scharfschützengewehre relativ beschränkt. Da die Zeichentiefe variiert und man kein Zielfernrohr besitzt, wird dadurch ihr Nutzen ad absurdum geführt. Unterm Strich bietet APB hier zu wenig, um sich als anspruchsvoller Shooter zu qualifizieren.
Ein ähnliches Bild zeigt auch das Fahrzeughandling. Die meisten Schrottlauben fahren sich angesichts der sowieso schon schwierigen Tastatursteuerung viel zu schwammig. Da man momentan noch kein Joypad anschließen kann, gibt es noch nicht einmal vernünftige Alternativen. Noch dazu sorgt das seltsame Verhalten der NPCs immer wieder für unnötige Unfälle. Die freischaltbaren Autos sind dagegen deutlich besser zu steuern. Die schnellen Sportfahrzeuge müsst ihr aber erst für viel Geld erstehen. Angesichts des klaren Geschwindigkeits- und Handling-Vorteils aber eine gute Investition. Letztendlich ist also auch die zweite Spielmechanik noch ausbaufähig.