APB
Räuber und Gendarm
Über jeden Zweifel erhaben sind dagegen der Charakter-Editor und das reale Crafting-System. Die Spielfiguren sehen nicht nur glaubwürdig aus, sondern lassen sich durch ein extrem breites Angebot an verschiedenen Kleidungsstücken und Accessoires perfekt an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Doch es geht noch individueller: An speziellen Stationen im Social District könnt ihr über ein erstklassiges Crafting-Tool eigene Muster, Farben und Schriftzüge auf der Kleidung anbringen. Auch selbsterstellte Tatoos, Fahrzeuglackierungen und fantasievoll gefärbte Haare sind so möglich. Der Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt.
Im Auktionshaus könnt ihr anschließend eure Meisterwerke verkaufen. Wie bei Second Life oder Forza 3 lässt sich so eine Menge Spielkohle verdienen. Schon jetzt ist das Angebot gewaltig, reicht von witzigen Symbolen über schicke Flitzer bis hin zu wunderhübschen Kunstdrucken. Realtime Worlds macht hier also eine ganze Menge richtig. Sie haben erkannt, dass Individualität in der Internetwelt ein entscheidender Faktor ist. Die Hauptdarsteller sind die Spieler. Im Prinzip ein hervorragendes Konzept. Schade nur, dass die notwendigen NPCs so farblos bleiben.
Apropos richtig: Mit dem Internet-Radio last.fm ist den Entwicklern ein ganz großer Wurf gelungen. Die Auswahl der Titel ist wirklich gewaltig und dank eigener Playlists, müsst ihr euch keinen Schund anhören, sondern könnt ständig euren Vorlieben frönen. Egal ob elektronische Beats, harter Rock oder seichter Pop, für jeden ist etwas dabei. Für mich ein wichtiger Faktor, der so manch langweilige Mission erträglich machte.
APB macht so viel richtig und leider auch eine ganze Menge falsch. Auf der Habenseite gibt es stabile Server, wenig Bugs, ein einigermaßen gelungenes Matchmaking, ein nahezu perfektes Anpassungssystem und die last.fm-Unterstützung. Auf der Gegenseite mittelprächtige Waffen, öde Missionen und ein schwieriges Fahrzeug-Handling. Zum Glück sorgt das Zusammenspiel mit guten Teamkollegen für den nötigen Motivationsschub, um über die Mängel zumindest teilweise hinwegzuschauen. Das Endergebnis sind über weite Strecken spannende Feuergefechte, zum Teil extrem packende Verfolgungsjagden und jede Menge einmalig chaotische Erlebnisse, die von beeindruckenden Rettungsaktionen in letzter Sekunde garniert werden. Das Potential ist also zumindest theoretisch da, doch Realtime Worlds kann es noch nicht voll abrufen.
Momentan gibt es einfach zu wenig Abwechslung. Die zwei Areale nutzen sich zu schnell ab und die Missionen hat man innerhalb von ein paar Stunden ein Dutzend Mal durch. Es fehlen spannende Alternativen wie das Bankraub-Szenario eines GTA IV, frische Szenarien, in denen es mal jeder gegen jeden geht oder man sich gegen KI-Gegner behaupten muss. Außerdem fragt man sich ernsthaft, warum man immer wieder Spielzeit nachkaufen muss, während man bei der zum Teil abwechslungsreicheren Shooter-Konkurrenz nur einmal bezahlt.
Ok, einem Modern Warfare 2 oder Bad Company 2 fehlt die Individualisierung, die offene Welt oder der Rennpart, doch will man dafür auf die Dauer so viel Geld abdrücken? Meiner Meinung nach muss Realtime Worlds noch kräftig nachlegen, um sich das zusätzliche Geld zu verdienen. Aktuell wäre für mich nach den zum Glück recht umfangreichen 50 Inklusiv-Stunden Schluss. Deshalb gibt es für den Online-Shooter erst einmal nur eine 7. Mit zusätzlichen Inhalten, aufgebesserten Waffen und Joypad-Unterstützung ist aber noch Luft nach oben.
Der APB-Vollversion liegen 50 Stunden Spielzeit bei. Für weitere 20 Stunden Spielzeit muss man ca. 7 Euro hinlegen. Alternativ kann man auch 9 Euro pro Monat zahlen.