Apple MacBook Pro
Futuristisch-minimalistisch
Startet das Programm Bootcamp und nach zwei weiteren Klicks legt ihr die Windows-Installations-CD ein. Der Laptop startet neu und die ganz reguläre Windows-Prozedur läuft durch. Seid ihr dann auf dem Windows-Desktop angelangt, werft ihr die Mac-OS-Scheibe ein und schon werden alle nötigen Treiber installiert, um alles an Hardware und sogar einige Sonderfunktionen des Touchpads nutzen zu können. Simpel, weitestgehend idiotensicher und vor allem ohne den Einsatz einer die Möglichkeiten der Hardware einschränkenden, virtuellen Umgebung. Eine solche innerhalb des Mac-OS gibt es übrigens auch, aber für Spiele sollte es eher die echte Installation sein.
Jetzt kann die Grafikkarte, die ich oben bei der Hardware noch auslies, endlich zeigen, was in ihr steckt. Dass Apple den Gamer-Markt mit den neuen MacBooks nicht ganz links liegen lassen möchte, merkt man an der GeForce GT330M Karte. Wer jetzt denkt, dass diese Karte weit besser sein muss – höhere Nummer und so – als beispielsweise die GTX285M, sieht sich leider getäuscht. Nvidia gibt die „Gaming-Leistung“ der 330 mit 20-fach an, während es die 285 auf 60-fach bringt. Da dieser Wert dermaßen hochtechnisch ausfällt, dass ich eigentlich nichts mit ihm anfangen kann, werfe ich einfach einen Blick auf die verständlicheren Details.
48 Kerne, 512 MB 1066 DD3 Speicher, die 330M ist kein Looser, aber die 285M beispielsweise bringt es auf 128 Kerne und etwa 30 Prozent höhere Taktraten. DirectX 11 wird übrigens nicht geboten, aber da derzeit kein mobiler Grafik-Chip das unterstützt, kann man das Apple nur schwer vorwerfen. Vor allem aber unterstützt die 330M nicht natives PhysX, was zu einigen Problemen mit Spielen führen kann. So versuchte Metro 2033 die PhysX-Treiber zu installieren, scheiterte dabei irgendwie und startete nicht. Nachdem ich aber Futuremarks 3DMark installierte und damit dessen PhysX-Treiber, lief auch Metro. Die direkte Installation der Treiber, heruntergeladen bei Nvidia selbst, klappte übrigens nicht. Also hier der Tipp: Scheitert ihr an PhysX auf dem MacBook, installiert einfach 3DMark. Warum? Weiß ich nicht, aber es funktioniert.
Werte sagen aber nicht viel, also müssen Tests mit richtigen Spielen her. Dabei zeigen die 330M und die restliche Hardware kurz zusammengefasst, dass das MacBook Pro in der Lage ist, Spiele unter Windows 7 laufen zu lassen, aber von einem echten Gamer-Book dann doch noch einen Sprung entfernt ist. Die Testkandidaten waren besagtes Metro 2033, Lost Planet (Teil 1), Just Cause 2 und Modern Warfare 2.
Die gute Nachricht ist, dass man alle diese Games gut auf dem MacBook spielen kann, die schlechte, dass ihr entweder nicht die maximalen Details und Technik-Tricks nutzen könnt oder die maximale Auflösung einbüßt, um auf 30 Frames oder mehr zu kommen. In 1280 * 800 lief eigentlich alles ganz ordentlich, bei Modern Warfare 2 musste ich sogar noch ein wenig mehr heruntergehen. Dank des großartigen Displays sieht das immer noch gut aus und dass diese anspruchsvollen Spiele überhaupt so gut laufen, ist schon ein Novum auf einem MacBook. Aber ein Gamer-Traum wird daraus trotzdem nicht. Es läuft auf die Frage hinaus, ob ihr bereit seid, Kompromisse einzugehen oder vielleicht sowieso im Vergleich hardwareschonendere Games wie Drakensang – Fluss der Zeit oder Kings Bounty spielen wollt. Letztere liefen nämlich ohne Einschränkungen flüssig und wunderbar.
Aber egal was ihr spielt, die bis zu diesem Zeitpunkt eher lauwarme Temperaturentwicklung der Hardware läuft ein wenig aus dem Ruder. Ok, es gehen keine Warnsirenen an, aber schon nach einer halben Stunde wäre es für eure Gesundheit wahrscheinlich besser, das MacBook nicht mehr auf dem Schoss liegen zu lassen. Auch die Oberfläche erreicht deutlich höhere Werte und selbst wenn ihr im Winter spielt, müsst ihr euch über kalte Finger keine Sorgen machen. Die Lautstärkekulisse der Lüfter geht ebenfalls hoch, aber bleibt immer noch im absolut erträglichen Rahmen. Im 2D-Betrieb ist das MacBook wirklich praktisch unhörbar und wo eigentlich die Abluft nach außen geht, weiß ich angesichts nicht erkennbarer Lüftungsschlitze immer noch nicht. Aber da es nach drei Stunden mit Just Cause 2 nicht schmolz, muss es wohl irgendwie funktionieren.
Die von Apple angegebene Laufzeit von acht bis neun Stunden stimmt. Unter der Bedingung, dass ihr praktisch nichts mit dem Book macht, die Helligkeit des Monitors auf das Minimun reduziert und vor allem WLAN und die Tastenbeleuchtung ausschaltet. Im realistischen Normal-2D-Betrieb hält das MacBook allerdings immer noch recht manierliche fünf bis sechs Stunden durch, zumindest solange ihr nicht die CPU durchgehend auf 100 Prozent tretet. Aber das wäre dann ja auch kein Normalbetrieb mehr. In 3D beim Spielen hält das ganze 1,5 bis zwei Stunden, was wirklich ganz anständig ist.
Ok, kommen wir zum Schluss. Hat Apple jetzt einen Gamer-Laptop im Programm? Nein. Mit einer Ausnahme gibt es keinen Mangel an Hardware-Power, aber die Geforce GT 330M bringt einfach nicht das mit, was dafür nötig ist. Das heißt aber nicht, dass man mit dem MacBook nicht spielen könnte, es geht halt nur nicht mit voller Auflösung und allen Details bei modernsten Spielen. Für alle, die das zur absoluten Prämisse eines neuen Notebooks erhoben haben, ist das MacBook nicht die erste Wahl.
Legt man jetzt aber den Maßstab an, dass man einen guten Laptop braucht, mit dem man auch mal gelegentlich und vernünftig spielen kann, sieht die Lage anders aus. So betrachtet verbindet das MacBook in Perfektion alles, was man von einem modernen Laptop erwarten kann. Unter dem futuristisch-minimalistischen Design verbirgt sich jede Menge Rechenpower in Kombination mit langer Akku-Laufzeit, einem grandiosen Display und der nicht zu unterschätzenden Möglichkeit, mit Bootcamp das Beste beider Welten zu nutzen, nämlich das Mac-OS und gleichzeitig und ohne Abstriche Windows 7. Packt noch Apples Können im Bereich von Keyboard, Touchpad und Benutzerfreundlichkeit dazu und ihr bekommt einen Laptop, der sein Geld allemal wert ist. Selbst wenn er nicht Modern Warfare 2 mit 16-fachem Antialiasing abspielt.