Armed Assault 2
Schwer bewaffnet in Prag
Die Biene Maja und Kriegssimulationen haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam und stehen einander völlig konträr gegenüber. Auf der mehrstündigen Bahnfahrt nach Prag kommen mir aber unvermittelt beide Themen in den Sinn, denn irgendwie verbinde ich mit der goldenen Stadt auch deren "goldene Stimme". Nämlich den lieblichen Gesang des Karel Gott und damit zugleich die Titelmelodie der altehrwürdigen Zeichentrickserie.
Auf der anderen Seite ist dies natürlich keine Vergnügungsreise, schließlich haben Bohemia Interactive und Publisher Morphicon nach Tschechien geladen, um den aktuellen Stand von Armed Assault 2 vorzustellen. Spätestens nach der Ankunft in der Hauptstadt des Landes werden Gedanken an den "Sinatra des Ostens" daher schnell verdrängt und von militärisch-taktischen Impressionen überlagert.
Damit ist natürlich nicht der Sturm des kalten Buffets gemeint. Bereits bei der Ankunft auf dem Gelände von Bohemia Interactive ein wenig außerhalb der Tore Prags wird schnell klar, dass es sich bei dieser Zusammenkunft nicht um einen "Kindergeburtstag" handelt. Die versammelte Pressemeute aus Deutschland wird von schwerbewaffneten Soldaten empfangen, die den Eingang zum Präsentationsraum absichern. Ohne zuvor unsere Dogtags empfangen und umgehangen zu haben, dürfen wir nicht passieren. In militärischen Kreisen muss eben alles seine Ordnung haben und so fügen wir uns widerspruchslos. Befehle ist Befehl – Yessir!
Diese kleine Prozedur lassen wir natürlich gerne über uns ergehen, denn schließlich sind wir nicht den weiten Weg gefahren, um nutzlos und faul in der lauen Herbstsonne rumzugammeln. Wir wollen ausgiebig Armed Assault 2 begutachten, die Fortsetzung der vor knapp zwei Jahren veröffentlichten ultra-realistischen Militärsimulation.
Bei Armed Assault handelt es sich, Fans wissen das selbstverständlich schon, um eine ausgefeilte Kriegssimulation, die mit herkömmlichen Shootern recht wenig gemeinsam hat. Klar, auch hier gibt es jede Menge Wummen und Ballerei. Doch anders als etwa bei einem vergleichsweise arcadeartigen Actionspiel a la Call of Duty, bei dem es rein um die intensiven Gefechte und Daueraction geht, setzt Entwickler Bohemia Interactive voll und ganz auf eine möglichst realistische Umsetzung bewaffneter Konflikte. Hervorgegangen ist diese Spiele-Franchise ursprünglich aus dem sehr erfolgreichen Operation Flashpoint (2001), von dem nach Angaben des Publishers über zwei Millionen Einheiten abgesetzt werden konnten.
Obwohl das Entwicklerstudio der geistige Vater des Spiels ist, gehört die Lizenz dem Publisher Codemasters. Daher veröffentlichte man den inoffiziellen Nachfolger unter dem Titel Armed Assault, mit dem man allerdings "nur" noch gut ein Fünftel der vorherigen Abverkäufe erzielte. Nun will man möglichst an den Erfolg früherer Zeiten anknüpfen und setzt dabei in erster Linie auf die Hardcore-Fans.
"Armed Assault 2 ist keine leichte Erfahrung", sagt denn auch unser militärischer Berater. "Es handelt sich dabei um eine Hardcore Militär-Simulation, wie man sie bisher noch nicht gesehen hat." Untermauert wird diese Aussage durch eine Vielzahl von inhaltlichen Details. So enthält der Titel die enorme Fläche von sage und schreibe 225 Quadratkilometern (zum Vergleich: fünf Mal mehr als die ohnehin schon riesige Spielfläche von Far Cry 2!). Mit über 50 Städten und Dörfern - basierend auf realen Satellitendaten -, auf denen sich nicht nur eine knappe Million 3D-Objekte (u.a. Vegetation) und 326 Kilometer Straßennetz mit fast 2000 Verkehrszeichen befinden, sondern natürlich ebenso die Spielerfiguren (jeweils 10.000 Polygone) tummeln.