Battlefield: Bad Company 2 - Vietnam
Apocalypse Now
Es ist hart, nach ein paar Monaten der Abstinenz zu Battlefield: Bad Company 2 zurückzukommen. Ohne Kartennachschub und mit allen freigeschalteten Waffen hatte ich ein wenig die Lust verloren. Ja, diese Fixiertheit auf neues Material war zu seeligen Counter-Strike-Zeiten deutlich weniger ausgeprägt. Damals war ich aber auch in einem Clan aktiv und wollte meine Fähigkeiten ständig verbessern. Da ich nun berufsmäßig ständig etwas Neues vorgesetzt bekomme, bin ich eben verwöhnt.
Vor zwei Wochen gab es dann die erste Schnupperportion für das Hauptspiel. Vier neue Karten, als VIP kostenlos, versüßten mir den Einstieg. Doch in den ersten Gefechten bekam ich auf den PC-Servern gnadenlos einen Einlauf verpasst. Meine Kontrahenten haben scheinbar kräftig weitergespielt, während ich es mir mit diversen Shootern, Online-Rollenspielen und Strategietiteln bequem gemacht hatte. Frustrierend, nachdem ich mich kurz nach Release von Battlefield Bad Company 2 schon einmal so Zuhause gefühlt hatte.
Und mit dem Multiplayer-Add-On Battlefield Bad Company 2: Vietnam, das am Wochenende für den PC an den Start ging, wird alles nur noch schlimmer. Auch wenn sich auf den ersten Blick spielmechanisch wenig getan hat, sorgt schon der Verzicht auf austauschbare Visiere und damit auf jede Zielhilfe für eine enorme Umstellung.
Die Gefechte fallen durch diesen Kniff und durch die dschungellastigen Karten viel intimer aus. Besonders als Assault-Spieler hat man gegen die immer noch mit einer festen Vergrößerungsstufe ausgerüsteten Sniper selbst auf mittlere Entfernung kaum noch Chancen. Es ist brutal, wie anders sich das Add-On durch solch eine kleine Änderung spielt.
Doch nicht nur in diesem Punkt wurde das Spiel verändert. Technik-Spielereien wie Drohnen, Infrarot-Markierer und unterschiedliche Panzerfäuste wurden gestrichen. Hier geht es nur noch um euch, eure Waffe und die Standard-Extras: Heilpaket, Munitionsnachschub und das Wiederbelebungstool, hier eine Adrenalin-Spritze anstatt des Defibrillators. Klar, an der Funktion der fernzündbaren Sprengladung hat sich durch den Wechsel von C4 zu TNT wenig getan, doch ohne Sensor-Granate, Mine und Co. fühlt man sich zu Beginn irgendwie nackt.
Auch bei der Waffenauswahl und den Fahrzeugen hat DICE diesem Spezialmodus eine Schrumpfkur verpasst. Es gibt 15 von Anfang an verfügbare Waffen, inklusive dem brachialen Flammenwerfer, keine Schützenpanzer, keinen Black Hawk und keine Quads mehr. Pro Seite maximal ein Tank, ein Jeep und ein umgebauter Huey als Kampfhubschrauber sowie auf den Fluss-Karten noch ein Boot mit Maschinengewehr und Granatwerfer. Das Ergebnis: Jedes einzelne Fahrzeug wird dadurch noch wichtiger, auch weil es nicht mehr so einfach durch einen Markierer ausgeschaltet werden kann.
Im Conquest-Modus bereitet aber genau das im Moment noch Probleme. Auf der Karte Vantage Point entsteht so oft ein Ungleichgewicht. Wer den Hügel in der Mitte einnimmt, einen Panzer entsprechend gut platziert und damit die zweite von drei Flaggen sichert, hat nahezu automatisch gewonnen. Durch den Höhenunterschied und die klar auf den Rush-Modus ausgelegte, extrem lineare Level-Geometrie mit ihren vielen Choke-Points ist ein Comeback nahezu unmöglich.
Deutlich besser spielt sich der Conquest-Modus im Phu Bai Valley und auf der Karte Operation Hastings, die aus dem Quasi-Vorgänger Battlefield Vietnam stammt und mit 69 Millionen kulminierten Teamaktionen freigeschaltet wird. Bei beiden sorgen das weitläufige Areal und die vielen Zugangswege für spannende Auseinandersetzungen, die immer wieder hin- und herwiegen. Verbittert wird um kleine Tempelanlagen, fragile Pfahlbauten und notdürftig zusammengezimmerte Verteidigungsanlagen gekämpft. Hier können Hubschrauber eingesetzt werden und es entsteht echtes Battlefield-Feeling.