Battlefield: Bad Company 2
Bumm, Bumm, Bumm
Entwickler sind manchmal ein seltsames Völkchen. Gerade mal zwei Monate vor der Veröffentlichung von Battlefield: Bad Company 2 wurde in Stockholm endlich die Einzelspieler-Kampagne samt ausführlichem Hands-On präsentiert. Unverständlich, denn das Gezeigte konnte voll und ganz überzeugen. Warum also erst diese späte Vorstellung? „Wir wollten nicht, dass der Titel wie der erste Teil als reines Singleplayer-Spiel angesehen wird. Bad Company 2 bietet beides,“ erklärt Executive Producer Karl Magnusson. Keine Sorge, nach drei Mehrspieler-Präsentationen, einer langen ausgedehnten Multiplayer-Beta und jeder Menge neuer Online-Modi kommt niemand mehr auf diese Idee.
Schade, dass man auch diesmal nur zwei Level ausprobieren konnte. Einer im sonnigen Bolivien und einer in den Eiswüsten Alaskas. Immerhin reichte das Gesehene aus, um festzustellen, dass diesmal die Inszenierung stärker im Vordergrund steht. Während im ersten Teil die einzelnen Level oft gigantische Ausmaße erreichten und bis auf kurz Zwischensequenzen vor allem auf lustige Kommentare und das Sandbox-Design setzten, erwarten euch diesmal jede Menge geskriptete Ingame-Sequenzen. Ein Rückschritt? Für einige Spieler vielleicht, doch die Masse möchte eben lieber durch ein kinoreifes Ereignis geschleust werden. Ein Wunsch, dem sich auch DICE nicht entziehen kann.
Und selbst die Story setzt auf Blockbuster-Qualitäten: Anstatt ein paar simplen Goldbarren steht nichts Geringeres als der Weltfrieden im Mittelpunkt. Die Russen müssen dabei mal wieder als Feindbilder herhalten. Ein paar wahnsinnige Hardliner im Kreml haben eine so genannte Scalar-Waffe in Auftrag gegeben, die das Machtverhältnis zwischen Ost und West erneut ins Wanken bringt. Gleichzeitig sind russische Truppen in Südamerika einmarschiert und bringen die USA in Bedrängnis. Mittendrin: Die sagenumwobene B-Kompanie mit Private Preston Marlow, Private Terrance Sweetwater, Private George Gordon Haggard Jr. und Sergeant Samuel D. Redford.
Der humoristische Einschlag bleibt grundsätzlich erhalten. Die Jungs werfen sich die ganze Zeit Sprüche an den Kopf und behalten selbst in harten Situationen die Nerven. Trotzdem gestaltet sich die Stimmung deutlich düsterer. Gleich beim ersten Auftrag in Bolivien geht es hart zur Sache. Den Mannen bleibt kaum Zeit, den malerischen Ausblick samt Regenwald und majestätischen Bergen zu bestaunen. In einem kleinen Dorf lauern ein paar Feindtruppen, die es auszulöschen gilt. Ihr Ziel: Der CIA-Agent Erik Aguire, der sich in Feindeshand befindet und wichtige Informationen gesammelt hat.
Kaum hat das Team eine Patrouille ausgeschaltet, ist das ganze Bergdorf alarmiert. Die B-Kompanie muss sich von Hütte zu Hütte vorkämpfen, Maschinengewehrstellungen ausweichen und bekommt immer wieder geskriptete Ereignisse zu sehen. Ein Soldat, der euch in den Rücken fallen will, wird von Haggard mit einem Stich ins Auge erledigt. Säulen fallen um, Häuser werden in die Luft gejagt und Hubschrauber vom Himmel geholt. Alles Ingame, direkt in der Grafikengine. Das Ganze sieht schick aus und sorgt für Stimmung, die Bewegungsfreiheit ist dadurch zumindest Stellenweise eingeschränkt.
Was sofort auffällt: Die Grafik hat einen gehörigen Schritt nach vorne gemacht. Insbesondere bei den Effekten hat die Frostbite-Engine zugelegt. Während in Südamerika dichte Pulverdampfschwaden und die gleißende Sonne für beeindruckende Szenerien sorgen, bestaunt ihr im hohen Norden glaubhafte Schneeverwehungen und eine gefühlte Kälte, die angesichts der momentanen Wetterlage fast Schmerzen bereitet. DICE hat sich hier selbst übertroffen. Mit viel Liebe zum Detail wurden diese ungewöhnlichen Schlachtfelder zum Leben erweckt. Von der Wucht der Waffen über die beeindruckenden Animationen bis hin zu den inzwischen komplett zerlegbaren Gebäuden brennen die Schweden ein Action-Feuerwerk ab, das fasziniert, ängstigt und sprachlos macht.
Auch eure KI-Kumpanen haben dazugelernt. Waren sie im ersten Teil nur Statisten, greifen sie diesmal wirklich in das Gefecht ein. Ohne eure Hilfe stehen sie zwar auf verlorenem Posten, aber ein paar Gegner werden pflichtbewusst erledigt. Am Ende der Bolivien-Mission lautet das Ziel, den CIA-Agenten Aguire aus einer Geiselsituation zu retten. Wer nicht genau zielt und seinen Kidnapper mit einem sauberen Schuss erledigt, wird mit einem Neustart bestraft. Dank der gesammelten Informationen geht es gleich anschließend in Richtung Alaska. Die eiskalte Mission startet dabei mit einer Rail-Shooter-Sequenz. Mit einer Gatling-Kanone müsst ihr eine russische Basis zu plätten, bevor ihr vom Piloten abgesetzt werdet. Speziell aufgrund der zerstörbaren Umgebung eine spaßige Angelegenheit, auch wenn es spielerisch keine Überraschungen gibt.