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Binary Domain

Roboter statt Gangster

Viel wurde schon über die japanischen Entwickler geschrieben, die nach Meinung mancher westlicher Spieler und auch Journalisten den Anschluss verpasst haben, denen ihre Kollegen aus Europa und den USA den Rang ablaufen und die sich in der neuen HD-Welt irgendwie nicht mehr so wirklich zurechtfinden.

Ob da etwas dran ist oder ob solche Beobachtungen eher darauf zurückzuführen sind, dass japanische Studios und Spieler einfach kein Interesse am im Westen immer noch populären Ego-Shooter-Genre haben, das ist sicher eine interessante Frage, aber auch eine Diskussion, die hier eindeutig zu weit führt. Anstatt uns mit ausführlicher Marktanalye und Entwickler- oder Spieler-Psychogrammen zu beschäftigen, sehen wir uns lieber Binary Domain, einen neuen Squad-basierten 3rd-Person-Shooter aus dem Hause SEGA an.

Denn der stellt eine gute Fallstudie dar. Wie geht ein durch und durch japanischer Entwickler vor, wenn er ein Spiel inszeniert, das sowohl in Japan als auch im Westen ankommen soll? Wie geht er auf japanische und westliche Vorlieben und Geschmäcker ein? Produzent Toshihiro Nagoshi, der Mann hinter der im Westen von einem kleinen, aber feinen Fankreis verehrten, in Japan dagegen universell beliebten Yakuza-Serie erklärt: "Japan steht an erster Stelle. Immerhin mache ich jetzt schon seit 22 Jahren Spiele für ein japanisches Publikum, daher stelle ich erst einmal sicher, dass meine Spiele diesem gefallen. Wenn das geschafft ist, kümmere ich mich um den Westen."

Sieht man sich dann allerdings tatsächlich Binary Domain an, dann kommt man erst einmal ins Grübeln. Was ist daran denn jetzt noch so japanisch? Eine Truppe von vier Söldnern ballert sich mit mal mehr und mal weniger Teamwork - dazu später mehr - durch vergleichsweise sterile High-Tech-Szenarien. Ihr sucht Deckung und nehmt eure Gegner unter Beschuss, gebt euren Mitstreitern Anweisungen und atmet erst auf, wenn kein Gegner mehr steht. Klingt irgendwie nicht so japanisch, oder?

Binary Domain - Trailer

Tatsächlich steckt das Land der aufgehenden Sonne hier im Detail und schaut man genauer hin, dann erkennt der gewiefte Betrachter auch bald, dass es sich hier tatsächlich um einen japanischen Titeln handeln muss. Kennzeichen Nummer Eins: Binary Domain verzichtet auf plakative Gewalt. Wo der durchschnittliche West-Shooter nicht mehr ohne Ragdoll-Leichen und Blut auskommt, das auf die Kamera spritzt, habt ihr es in Binary Domain ausschließlich mit Roboter-Gegnern zu tun. Nagoshi erklärt: "Ich bin absolut kein Freund von übermäßiger Gewaltdarstellung. Natürlich geht es auch in meinen Yakuza-Spielen mal etwas rauer und handfester zur Sache, aber ich lege sehr großen Wert darauf, dass es nicht zu viel wird. Ich will nicht, dass die Spieler in meinen Spielen Spaß daran haben, Menschen zu ermorden."

Eine zumindest meiner bescheidenen Meinung nach sehr bewundernswerte Einstellung, von der sich manch anderer Entwickler eine Scheibe abschneiden könnte... oder bin ich der Einzige, dem es irgendwie seltsam vorkommt, wenn Nathan Drake in einer durchschnittlichen Uncharted-Episode Hunderte von Menschen kaltblütig erschießt und dabei ständig lockere Sprüche reißt?

Da sind Roboter doch viel angenehmere Gegner: Die wankenden Blechbüchsen stecken ein paar ordentliche Treffer ein, zerfallen wunderbar in ihre Einzelteile oder explodieren ansehnlich und bieten zudem noch einen spielerischen Mehrwert: Mit gezielten Schüssen könnt ihr Stück für Stück die Panzerung eurer Gegner absprengen. Das sieht cool aus und macht sie dazu auch noch anfälliger für weitere Attacken.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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Binary Domain

PS3, Xbox 360, PC

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