BioShock Infinite
Best of Show?
Allerdings ist bislang nicht bestätigt, ob diese moralische Zwickmühle auch weiterhin, so lange nach der Ankündigung des Spiels, Teil des Konzeptes ist. Ich hoffe einfach mal ja, denn es ist schon ein spannendes Dilemma, nicht unähnlich dem Ernten oder Retten der Little Sisters. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Irrational der Versuchung nicht widerstehen können wird, euch auf diese Art das Schicksal der Elizabeth in die Hände zu legen.
Booker selbst stehen hingegen neben den Waffen, von denen er im Gegensatz zum BioShock-Charakter nur zwei zur gleichen Zeit tragen kann, nicht nur seine wachsenden Körperupgrades zur Verfügung, sondern auch die Skylines. An denen kann er sich wie an einer Achterbahn hängend von Insel zu Insel schießen lassen. Allerdings sind sie weit mehr als ein bloßes Transportmittel zwischen den verschiedenen Leveln.
Irrational platziert sie so, dass ihr sie fließend in Kampf und Erkundung einbinden könnt. Ihr springt behände zwischen ihnen hin und her und fallt etwa Angreifern damit in den Rücken und dergleichen. Optisch wirken die Ritte auf den verschnörkelten Drähten schon mal sehr ansprechend. Ein interessantes Feature, das verhärteten Stellungskämpfen vorgreift und das Schlachtfeld um zusätzliche Optionen und um reichlich Dynamik bereichern könnte.
Zwischen all den Kämpfen muss man allerdings einen ganz wichtigen Punkt betonen: BioShock Infinite ist trotz des ungleichen Duos aus Mädchen und Schläger keine riesige Beschützer-Mission. Elizabeth repräsentiert für euch keine weitere Lebensenergie-Leiste, die ihr möglichst im positiven Bereich halten sollt. Sie hat nicht einmal eine. Wenn ihr etwas passiert, dann durch Entwicklungen in der Geschichte. Dem Eskorten-Frust anderer Titel sollte dadurch wirksam vorgebeugt werden und ihr seid nicht zu einem guten Stück Elizabeths KI ausgeliefert.
Ein weiterer Faktor, der Infinite von seinen Vorgängern spürbar abgrenzt, ist die Bevölkerung Columbias. Nicht jeder NPC dort trachtet euch auch automatisch und unmittelbar nach dem Leben. Teils seid ihr Inkognito unterwegs. Einige erkennen euch zunächst gar nicht als die Flüchtigen, bis euch das Spiel zum Beispiel vor die Entscheidung stellt, eine Hinrichtung eines Unschuldigen zu verhindern und dadurch eure Tarnung auffliegen zu lassen. Man soll die Welt und ihre Bewohner als die tickenden Zeitbomben empfinden, die sie sind, was man sich zu Recht sehr spannend vorstellen darf. Die Andeutung einer Katastrophe ist oft schlimmer als die ständige Eskalation anderer Spiele und da bilden auch BioShock 1 und 2 keine Ausnahme.
Abseits der Kämpfe wird Liz' Talent natürlich auch großen Einfluss auf die Handlung haben. An einer Stelle der Präsentation war ein Pferd in einem der Risse gefangen und litt sichtlich. In ihrem Mitleid versucht unsere sensible Begleitung, den Riss zu öffnen, um das Tier zu befreien, während sich Booker die Gelegenheit bietet, den armen Kläpper mit einem Schuss aus seiner Waffe zu erlösen. Als Elizabeth aber den Riss öffnet, steht der Spieler plötzlich in einer alternativen Version von 1983 (?) – im Kino läuft gerade "Revenge of the Jedi". Sekundenbruchteile, bevor der staunende Booker von einem Bus erfasst wird, holt Elizabeth ihn aber in die Spielrealität zurück.
Es sind diese Momente, die schon jetzt ungeduldig auf dieses Spiel machen, was angesichts der angepeilten Veröffentlichung – lose "2012" – an Quälerei grenzt. Vor allem, wenn man bedenkt, wie uns Irrational aus der Präsentation entlässt: Es kommt zur befürchteten Katastrophe, die als Songbird-förmiges Damoklesschwert über den Köpfen unseres ungleichen Duos hing. Das gewaltige Flugtier kracht durch eine Häuserwand und bricht Booker beinahe alle Knochen. Wehrlos liegen wir da – denken an unser Versprechen, an unsere große, kräftige Hand um Elizabeths schlankem Hals – wir haben versagt. Wie konnten wir ihr das antun?
Das Mädchen tritt vor ihre Nemesis, stellt sich schützend vor uns. "Entschuldige. Ich hätte nicht weglaufen dürfen. Ich werde es nie wieder tun", verspricht sie ihm. Als sie sich von ihm mitnehmen lässt, sehen wir Tränen ihre Wangen herunterlaufen.
Wie ich schon sagte ... es ist grundlegend anders.
BioShock Infinite erscheint 2012 für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.