BloodRayne: Betrayal
Die angenehme Sorte Betrug
Es ist wohl eines der unwahrscheinlichsten Comebacks seit ... na gut, seit Duke Nukem Forever dann doch noch rausgekommen ist (und besser nicht wäre). Der Gute hatte – bei all seinen eigenen Problemen – allerdings nicht annähernd den Trümmerhaufen vor sich, aus dem sich jetzt Bloodrayne: Betrayal erheben soll, um wieder zum Thema unter Gamern zu werden.
Die Marke – die sich ohnehin immer schon eher durch ihren Trash-Appeal hervortat als durch außerordentlich beseeltes Spieldesign – hat unter Uwe Bolls Knute mindestens genauso gelitten wie die Summe der Hundertausenden von Ahnungslosen, die bisher seine Filme über sich ergehen lassen mussten: Aktuell gibt es drei Streifen über die Halbvampirin, in denen der bemitleidenswerte Achtzigerjahre-Senkrechtstarter Michael Pare mittlerweile zum dritten Mal eine andere Rolle verkörpert. Aber das ist eine ganz andere Leidensgeschichte, die hier nur am Rande Erwähnung finden soll.
BloodRayne: Betrayal vergisst nun zum Glück den amateurhaften Mummenschanz des wohl berüchtigtsten Filmemachers seit Ed Wood komplett und sagt sogar den Third-Person- und 3D-Wurzeln der Metzelei ade. Was Majesco und die Macher von Shantae: Risky's Revenge, A Boy and his Blob und Batman: The Brave and the Bold, WayForward, hier vorlegen, ist traditionelle, aber höchst gediegene 2D-Action, die in Sachen Qualität das zum Kulttitel aufgestiegene Original bei weitem übertreffen könnte.
Wie in einem Castlevania, das nie den Sprung in 3D gewagt hat, geht es in feinstem HD durch ein handgemaltes Schloss, in dem ihr Obervampir Kagan die Zähne ziehen sollt. Hier tummeln sich riesige und gut animierte Gegnersprites, an die die Kamera oft auch selbstbewusst nah heranfährt, um das stilvolle, japanisch angehauchte Charakterdesign zu präsentieren. Vorbei die Zeiten, in denen BloodRayne sich mit generischen Nazis prügelte, hier haben sich einige Grafiker richtig angestrengt, hübsche Gegner zu gestalten. Die zurückhaltend erzählte Geschichte breitet sich unterdessen in Comic-Sprechblasen über den Charakteren aus, während im Hintergrund der passende Piano- und Spinett-durchzogene Hardrock aus den Boxen bollert.
Falls ihr aber aufgrund des Vergleichs mit Konamis Traditionsreihe ein Action-Adventure mit offenem Ablauf und einer Item-Schnitzeljagd über eine riesige Karte erwartet: Bei BloodRayne: Betrayal handelt es sich eher um einen geradlinigen und flotten Action-Plattformer, dessen Fokus doch stark auf dem facettenreichen Kampfsystem liegt. Rayne kennt nur eine Richtung – geradeaus –, während ihre Doppelklingen tiefe, blutige Schneisen in das dicht gepackte Gegneraufkommen schlagen und drastische Blutfontänen hinter sich herziehen. Es ist ein effektvolles Gemetzel, bei dem jeder, der nicht weiß, was er tut, nur allzu schnell den Überblick verliert. Selbst von geübten Spielern wird die volle Konzentration verlangt. Old-School eben.
Im Gegensatz zu ihren auf die Nacht beschränkten Feinden hat es das Schicksal mit Rayne sehr gut gemeint. Als Dhampir - halb Mensch halb Vampir – hat sie hauptsächlich die Boni des Untoten-Daseins mitbekommen, was sich auch deutlich im Spielablauf niederschlägt: Per Biss in den Hals entzieht Rayne zumindest annähernd humanoiden Widersachern ihre Lebensenergie und kann so mit dem richtigen Timing über eine beeindruckende Health-Reserve verfügen. Wer den Hals seines Gegenüber hingegen nur kurz punktiert, verwandelt es in eine Fernzünder-Bombe auf zwei Beinen.