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Blue Dragon

Ein blaues Wunder?

Als Blue Dragon im Dezember letzten Jahres in Japan veröffentlicht wurde, konnte man etwas beobachten, dass man dort sonst eigentlich nie bei dem Release von Xbox-360-Titeln sieht: Schlangen. Also nicht Serpentes, wie wir Lateiner sagen, die Reptilien, sondern menschliche Schlangen, die in und teilweise auch vor den Geschäften darauf warteten, ein Exemplar des Spiels zu ergattern. Wenn man weiß, wie schlecht Microsofts Konsole ansonsten im Land der aufgehenden Sonne läuft, dann ist das schon mehr als nur etwas Besonderes. Wenig überraschend darf sich Blue Dragon daher mittlerweile auch mit dem Titel des meistverkauften 360-Spiels in Japan schmücken. Aber was macht es eigentlich so außergewöhnlich?

Nun, in erster Linie sind das sicherlich die Namen derjenigen, die bei dem noch jungen Entwicklerstudio Mistwalker für dessen Entstehung verantwortlich waren: Hironobu Sakaguchi, der Produzent des Rollenspiels, hat vor ziemlich genau zwei Jahrzehnten bei Square eine kleine Reihe namens Final Fantasy erfunden und in der folgenden Zeit maßgeblich begleitet. Hinter dem Charakter-Design steckt Akira Toriyama, jedem Anime-Fan dank Dragon Ball und vielen Spielern aufgrund seiner Arbeit an Dragon Quest ein Begriff. Und Nummer drei im Bunde der Legenden ist Nobuo Uematsu, der schon bei etlichen Teilen von Final Fantasy die Musik komponierte und genau das Gleiche für Blue Dragon getan hat.

Kaum verwunderlich also, dass die Erwartungshaltung enorm war beziehungsweise noch immer ist, denn in Europa werden wir voraussichtlich erst im frühen Herbst selbst Bekanntschaft mit dem blauen Drachen machen.

Kleine Weltenretter

Held Shu stellt sich jedem Kampf...

Bei all diesen wohlklingenden Namen und den längst vergebenen Vorschusslorbeeren darf man allerdings nicht übersehen, dass Blue Dragon zumindest oberflächlich betrachtet erstmal ein ganz normales, japanisches Rollenspiel ist - von denen auf der Xbox 360 bislang bekanntlich viel zu wenige existieren. Dennoch setzt es auf vertraute Tugenden und so ist etwa die Ausgangssituation für die Geschichte schnell erzählt: Alle zehn Jahre tauchen mysteriöse, dunkle Wolken in der Fantasy-Spielwelt auf, die Tod und Zerstörung mit sich bringen. Eines Tages erreichen diese Wolken auch das Dorf von Shu, einem Teenager, sowie seinen Freunden Kluke und Jiro. Gemeinsam versuchen sie, dem überlegenen Feind Widerstand zu leisten, entdecken im Folgenden mehrere geheimnisvolle, strahlende Kugeln, verschlucken diese... und plötzlich stehen ihnen gleich drei überraschende Mitstreiter zur Seite: Ihre Schatten.

Hauptcharakter Shu kann auf die Hilfe eines blauen Drachens vertrauen, Freundin Kluke bekommt Unterstützung von einem blauen Phönix und Kumpel Jiro macht Bekanntschaft mit einem blauen Minotaurus. So aufgestellt treten sie dem fiesen Nene gegenüber, der hinter all den Angriffen zu stecken scheint - und kassieren eine herbe Niederlage. In höchster Not können sie entkommen und müssen nun einen Weg finden, die Welt möglichst bald von dem Bösewicht zu befreien.

... und sein Drache ist immer bei ihm.

Im Zuge dessen will diese Welt selbstverständlich erst einmal erkundet werden, denn Shu und seine Freunde haben allerhand zu lernen, weitere Gleichgesinnte aufzutreiben und vor allem Erfahrung zu sammeln, bevor sie ihren Widersacher ein zweites Mal konfrontieren können. Ähnlich wie Final Fantasy XII setzt Blue Dragon auf große 3D-Umgebungen, die Ihr mit den Protagonisten erkundet. Auf leidige Zufallskämpfe trefft Ihr dabei zum Glück nicht, da Ihr jeden potentiellen Gegner sehen und ihm gegebenenfalls ausweichen könnt, falls Ihr friedliebender Natur seid. Dennoch hat Mistwalker das Kampfsystem überwiegend recht konventionell gestaltet, so dass Ihr Euch beispielsweise auf klassische Rundenschlachten statt hektischer Echtzeit-Action freuen dürft.