Borderlands
Wie die Faust aufs Auge
Was für ein Ritt: 32 Stunden Borderlands in zwei Tagen liegen hinter mir. Ich habe gefühlte 2.000 Gegner erledigt, hunderte Kilometer in einem Buggy zurückgelegt und mich durch Millionen von Waffen, Schilde und Modifikationen gewühlt. Auf der Suche nach dem besten Fundstück habe ich extreme Umwege in Kauf genommen, mich nochmal im Koop durch ganze Abschnitte geschlagen und bis um 5 Uhr morgens an den letzten Leveln samt brachialem, aber auch etwas enttäuschenden Ende gesessen. Trotzdem juckt es mich schon wieder in den Fingern, während ich diesen Artikel schreibe.
Borderlands macht zwar nicht alles richtig, nervt immer mal wieder mit Redundanzen und ein bis zwei nicht zu Ende gedachten Features, doch der Suchtfaktor ist wirklich gewaltig. Die Jungs von Gearbox haben nämlich meine beiden absoluten Lieblingsgenres geschickt miteinander kombiniert und mir so den Titel praktisch auf den Leib geschrieben. Extrem dynamische, taktische Schusswechsel aus der Ego-Perspektive, zum Teil prächtig inszenierte Endgegner-Gefechte und vor allem eine geniale Rollenspielmechanik samt zufällig generierten Gegenständen und einem durchdachten Elementarsystem passen einfach wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Dabei gewinnt das Spiel mit der Geschichte keinen Blumentopf. Als einer von vier Schatzsuchern werdet ihr auf dem Wüstenplaneten Pandora abgesetzt, wo ihr euch auf die Suche nach einer mysteriösen, außerirdischen Kammer begebt. Über weite Strecken müsst ihr von minimalen Storyfetzen leben. Irgendeine mysteriöse Lady begleitet euch durch Videoübertragungen bei eurem langen Weg durch heruntergekommene Grenzstädte, verrostete Fabrikanlagen und verlassene Wüstenareale.
Ihr nehmt Quests von den Bewohnern an, ballert euch durch ständig regenerierende Monster und fahrt mit Geländefahrzeugen durch die Gegend. Ein paar Aufgaben geben euch kleine Hinweise auf den außerirdischen Ursprung der Kammer. Ihr findet die omnipräsenten Audio-Logs, mysteriöse Alien-Waffen und sogar eine bewachte Artefakt-Kammer.
Doch wie beim Action-Rollenspiel-Klassiker Diablo 2 ist die Geschichte nur das Vehikel für das Loot-orientierte Gameplay. Im Zentrum stehen die vier Klassen, die sich zum Teil erheblich unterschiedlich spielen, auch wenn die zugrunde liegende Shooter-Mechanik gleich ist. Während Brick, der Berserker, als Mann fürs Grobe besonders in Nahkampf hervorragend austeilt, setzt der Scharfschütze Mordecai auf eine ruhige Hand, einen angriffslustigen Adler und einen gewaltigen Damage-Output.
Vervollständigt wird die illustre Viererrunde noch durch den Allrounder Roland, der als Soldat im Koop lustigerweise auch als Heiler fungiert, und die Elementar-Expertin Lilith. Die Dame ist eine Meisterin im Umgang mit Schock-, Feuer-, Säure- sowie Explosiv-Waffen und kann per Phasenverschiebung nicht nur blitzschnell aus der Gefahrenzone fliehen, sondern durch den Wiedereintritt auch mächtig austeilen.