Brothers in Arms: Furious 4
"Was macken sie, Herrr Fäldwäbel?"
Eins muss man Brothers in Arm: Furious 4 trotz seiner 180-Grad-Gameplay-Drehung lassen: Bei keiner Vorführung auf der E3 hab ich so herzhaft gelacht. Zum Teil lag das an der bewussten Verballhornung der nationalsozialistischen Terror-Kultur, den SS-Mitgliedern mit ihren offenen Hemden, Brusthaar-Matte und denglischen Sprüchen a la „Was macken sie, Herrr Fäldwäbel?", zum anderen an der herrlich banalen Sicht der Amerikaner auf dieses ungewöhnliche Stück Geschichte.
Zu behaupten, Gearbox hätte sich dabei bei Tarantinos Inglourious Basterds bedient, ist dabei noch untertrieben. Sie finden zwar zum Teil eine andere Bildsprache, setzen aber auf die gleiche seltsame Mischung aus brutalster Gewalt und derbem Humor. Ohne dabei jedoch die psychologische Ebene der grenzgenialen Dialoge dieses Films zu erreichen. Stattdessen feiert Furious 4 ein aberwitziges Gemetzel mit ebenso aberwitzigen Stereotypen ab, das in dieser Form wirklich einmalig ist und in manchen Momenten sogar etwas an Bulletstorm erinnert.
Mit der Brothers-in-Arms-Reihe haben die Furious 4 aber nicht mal im Entferntesten etwas zu tun – was die eingeschworene Fangemeinde auf die Barrikade treiben wird. Allein der Ego-Shooter-Ansatz und die Zeitperiode erinnern noch an den knochentrockenen, sehr realistisch angehauchten Taktik-Shooter, dessen letzter Ableger eher semi-erfolgreich war, aber laut Gearbox normal fortgesetzt wird. Nun also ein Vier-Spieler-Koop-Action-Spektakel, das dank wilder Charaktere mit verschiedenen Spezialfähigkeiten und Skilltree sogar etwas nach Borderlands riecht.
Wie bei diesem Ausnahme-Koop-Titel setzt Gearbox auch bei den Furious 4 auf die Unreal Engine 3.0 und verzichtet auf eine realistische Darstellung. Alles wirkt comichaft überzogen, zumindest einigermaßen detailliert und strotzt nur so vor herrliche blutigen Spezialeffekten.
Die anfängliche Skepsis ob der simplen Geschichte war nach den ersten Gameplay-Minuten verschwunden. Während sich der durchgeknallte Allround-Soldat Chock, der Maschinengewehr-tragende Montana, der wahnsinnige Sanitäter Stitch und ein kauziger Texaner namens Crockett durch die ersten Feinde mähen, erklärt uns der anwesende Producer die Mission: Euer Ziel besteht darin, Hitler um die Ecke zu bringen, der sich bei einem Oktoberfest in einem lauschigen Bergdorf aufhält. Nein, das Ganze sieht nicht mal annähernd nach München aus, eher nach Wolfschanze meets „Am Arsch der Welt" im Fachwerk-Look. Ja, wenn man beide Augen zudrückt, könnte das Gesehene irgendwo in Deutschland liegen. Trotzdem drollig, wie die Amerikaner hier mit den Klischees spielen.
Löblich: Nicht nur die Nazis werden auf die Schippe genommen, auch unsere Supersoldaten bekommen ihr Fett weg. Wenn zum Beispiel Montana sein Wanted-Poster mit einem Autogramm verziert, bekommt er von seinen Kameraden dumme Sprüche an den Kopf geworfen. Auf Deutsch: Dank einer großen Portion Selbstironie gelingt es dem Titel, nicht ins Alberne abzugleiten, sondern stets den verdrehten Spaß in den Mittelpunkt zu stellen.