Skip to main content

Call of Duty: Black Ops 2 - Multiplayer-Vorschau

Eigene Klassen, futuristisches Kriegsgerät, massentauglicher eSport und Streams moderieren leicht gemacht.

Das fängt ja gut an. Mehrspieler-Premiere von Call of Duty: Black Ops 2 in Köln, ich sitze mit dutzenden Kollegen vor den Monitoren für ein Probe-Match im Hardpoint-Modus, eine Art King of the Hill, und dann beiße ich gleich in der ersten Minute ins Gras! Beschämend. Verdammte Rauchbombe! Hätte ich doch diesen ollen Millimeter-Scanner auf mein Sturmgewehr geschraubt statt den verlängerten Lauf. Jetzt ballere ich sinnlos in den Nebel, während mich mein Kontrahent durch die dicken Schwaden und sogar hinter Wänden deutlich sieht. Klar, wer da den ersten Zweikampf gewinnt.

Im konkreten Fall hat der Schütze freilich nicht mit meinen Kollegen gerechnet, die ihm hinterrücks eine Granate zwischen die Füße werfen. Viel Zeit zum Freuen über mein Ableben bleibt ihm jedenfalls nicht. Dafür hat einer meiner Kameraden Minuten später dank der Aktion genügend Score-Streak-Punkte gesammelt und stellt einen Mikrowellen-Geschützturm vom Typ "Guardian" an eine wichtige Weg-Gabelung. Da kommt so schnell kein Feind mehr durch, ohne bei lebendigem Leib gekocht zu werden. Ein Hoch auf die Schlachtfelder im Jahr 2025.

Ich für meinen Teil ziehe Konsequenzen aus der meinerseits unrühmlichen Runde und rüste vor dem nächsten Match besagten Scanner und eine Rauchbombe aus. Dazu einen Perk, durch den ich längere Strecken sprinten kann. Doch wahrscheinlich knobelt mein Konkurrent ebenfalls fleißig in der Create-A-Class-Funktion an einer klugen Mixtur aus Waffen, Ausrüstung und Perks. Man weiß nie genau, mit was für einem Gegner man es zu tun bekommt. Und das ist gut so.

Call of Duty: Black Ops 2 - Multiplayer-Trailer

Dahinter steckt Treyarchs neues "Pick 10" Konzept, das uns kurz zuvor David Vonderhaar persönlich vorgestellt hat, seines Zeichens Game Design Director. Ihr dürft die verschiedenen Slots eures Kriegers beliebig mit Waffen, Sekundärwaffen, Modifikationen, Verbrauchsgegenständen und passiven Perk-Bonusfähigkeiten bestücken. Allerdings habt ihr dafür nur zehn Punkte zur Verfügung. Und jede Fähigkeit, jede Waffe und jedes Extra kostet einen. Dazu kommen noch so genannte Wildcards. Die kosten ebenfalls einen dieser wertvollen Punkte, erlauben aber zusätzliche Slots für eine Kategorie. Zum Beispiel, um zwei verschiedene (statt einer) Granaten auszurüsten, mehr Perks der Stufe 1, 2 oder 3 gleichzeitig zu verwenden oder um mit zwei Primärwaffen auf einmal herumzulaufen.

Theoretisch könnt ihr auch auf alle Primär- und Sekundärwaffen verzichten, nur mit einem Buschmesser über die Karte wetzen und euch rein auf Perks konzentrieren, die euch schneller laufen lassen, eure Score Streaks erhöhen und euch unsichtbar für feindliche Drohnen machen. Dabei haben die Entwickler beliebte Perks wie "Ghost" modifiziert, sodass die Unsichtbarkeit zunimmt, je schneller ihr lauft - wer campt, hat also davon gar nichts.

Die freie Build-Anpassung führt dazu, dass man nach jedem Match wie ein Besessener nachjustiert, um das Optimum aus seinen zehn Punkten herauszuholen. War der Zusatz an der Waffe seinen Platz wert? Soll ich lieber einen anderen wählen? Oder gleich ganz drauf verzichten und stattdessen einen extra Perk für höheren Schutz gegen Blendgranaten aktivieren? Oder schnappe ich mir einen Assault Shield, mit dem ich Kugeln abwehren und den ich als zusätzliche Deckung beliebig platzieren kann? Tüftler werden mit diesem CoD ihren Spaß haben.

Die ganzen Goodies gibt es mit steigendem Rang. Während der Mehrspieler-Gefechte sammelt ihr Erfahrung bis zum Maximallevel von 55. Dazu kommen nochmals 10 Prestige-Punkte. Für jedes Level gibt es ein Token, um Waffen, Modifikationen, Perks und Score Streaks freizuschalten. Leider gibt es mehr Ausrüstung als Stufen - ihr müsst euch also gut überlegen, in was ihr investieren wollt.

Vor allem die mächtigen Zusatzwaffen, die ihr mit genügend Score-Streak-Punkten aktiviert, können im Kampf das Match zu euren Gunsten wenden. Sie sind das Salz in der Black-Ops-2-Suppe. Und beinahe jede gelungene Aktion bringt euch ein paar Punkte, egal ob ihr euren Kameraden per Schild verteidigt, einen Flaggen-Träger niedermäht oder einen zu erobernden Hardpoint verteidigt. Als Belohung winken die technischen Wunderwerke des Jahres 2025: Den Mikrowellen-Turm hatte ich ja bereits erwähnt. Mehrere davon auf der Karte bereiten den gegnerischen Teams buchstäblich Kopfzerbrechen, müssen aber klug platziert werden.

Der Autonomous Ground Robot (A.G.R.) auf der anderen Seite fährt schwer bewaffnet selbstständig durch den Level und schaltet Feinde aus, kann aber auch manuell gesteuert werden. Die A10 Escort Hubschrauber-Drohne hingegen patroulliert in der Luft und deckt eure Widersacher mit Blei von Oben ein, wobei sie mit maskuliner Stimme über den Funkkanal meldet, was genau sie gerade tut. Die Hellstorm-Rakete kann entweder direkt ins Ziel gelenkt werden oder ihr lasst sie explosive Sprengköpfe regnen. Die MQ-27-Drohne ist mit ihren vier Rotoren besonders wendig und wird vom Spieler in Ego-Sicht gesteuert. Während eines Testmatches habe ich erlebt, wie ein Kollege sich in eine ruhige Ecke der Map zurückgezogen hat, das Teil in die Luft warf und dann minutenlang Jagd auf die Konkurrenz machte.

Vier Karten durften wir ausprobieren: Aftermath (zerstörter Stadtteil von Los Angeles), Cargo (Frachthafen voller Container), Turbine (Windkraft-Anlage mit Schlucht dazwischen) und ein kleines staubiges Bergdorf im Yemen. Das Leveldesign war auf gewohnt hohem Niveau, mit unzähligen Routen, Verstecken, Freiflächen, Aussichtspunkten, zerstörbaren Objekten wie Autos und sogar dem ein oder anderen fest installierten Maschinengewehr. Optisch macht die Engine eine gute Figur und quetscht eine erstaunlich krispe Grafik aus der Xbox 360 - bei absolut Mehrspieler-tauglichen hohen Frameraten ohne spürbare Einbrüche (60 FPS, wenn man der PR glauben schenken darf), wohlgemerkt. Auf der anderen Seite haben die Entwickler bei den gezeigten Karten keine Experimente gewagt. Man hat das Gefühl, die Maps schon in einem guten Dutzend anderer Shooter gesehen zu haben. Natürlich ist der Yemen als Schauplatz für Feuergefechte plausibler als eine Tiroler Alm voller Frühlingsblumen, aber etwas mehr Einfallsreichtum würde ich mir trotzdem wünschen.

Einen frischen Akzent in Sachen Spielvarianten setzt hingegen der Multi-Team-Modus. Hier treten bis zu sechs Teams auf einer Karte gegeneinander an (drei Spieler pro Truppe). Zur Auswahl stehen dabei zum Beispiel die Seals, das FBI, Söldner oder Milizionäre, die sich allerdings nur äußerlich voneinander unterscheiden. In der Praxis führte das zu interessanten Kurz-Allianzen, wenn sich ein Team gerade in einem Gebäude verschanzt hatte und dann von mehreren Gruppen aus unterschiedlichen Richtungen angegriffen wurde. Kurz darauf ballerten dann die verbliebenen Teams aufeinander. Gar nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten.

Das dürfte besonders für so genannte CODcaster gelten, die solche Matches kommentieren und als Stream der breiten Öffentlichkeit präsentieren wollen. Call of Duty: Black Ops 2 hat es sich nämlich auf die Fahnen geschrieben, den eSport massentauglich zu machen, wie David Vonderhaar selbstbewusst in die Blöcke der anwesenden Journalisten diktiert. League Play war dabei das Stichwort - das Matchmaking soll dafür sorgen, dass ihr, basierend auf eurem Können, mit den richtigen Gegnern auf eine Map geworfen werdet. Eine integrierte Ladder versteht sich von selbst. Dabei möchte der neue CoD-Spross nicht nur beim Spielen, sondern auch beim Zuschauen Spaß machen. Eigens zu diesem Zweck haben die Entwickler für eSport-Veranstalter diverse Funktionen eingebaut, um ihnen bei den Übertragungen unter die Arme zu greifen.

CODcaster können ihre Kommentare mit einer Picture-in-Picture-Funktion würzen und in einer Übersicht die aktuelle Rangliste, Punkte, Missionsziele und Streaks einblenden. Hier kann der Kommentator auch zwischen den Perspektiven der einzelnen Spieler hin- und herwechseln. Eine Übersichtskarte zeigt auf Wunsch die Position aller Spieler. Während der Übertragung wird konstant die aktuelle Punktzahl und der Name des verfolgten Spielers eingeblendet. HUD-Elemente können auf Wunsch ausgeblendet werden. Per "Listen In" Option kann sich der CODcaster außerdem in den VoIP-Kanal der Teams einschalten und deren Plaudereien in den Stream einbetten. Treyarch verspricht auch die Entwicklung von Tools, mit denen man aus dem Spiel heraus einen Stream aufsetzen und unkompliziert zugänglich machen kann - genügend Bandbreite vorausgesetzt.

Das wurde während des Events von einigen Damen demonstriert, die immer wieder mit iPads durch die Reihen schritten, auf denen die aktuellen Matches in einem Browserfenster verfolgt werden konnten. Wenn ihr also glaubt, dass ein begnadeter eSport-Kommentator in euch steckt, solltet ihr so langsam mit den Stimmübungen loslegen. Am 13. November diesen Jahres soll Call of Duty: Black Ops 2 nämlich für Xbox 360, PS3 und PC erscheinen.

Schon gelesen?