CoD: Modern Warfare 2
Der nächste große Wurf?
Mit steigendem Level und durch das Erfüllen von Aufgaben schaltet ihr, wie gehabt, nach und nach Spielmodi, Killstreak-Belohnungen, Schießprügel und Ausrüstung frei. Die Jagd nach diesen Gimmicks motiviert. Nur noch ein Level, eine neue Fähigkeit oder eine neue Waffe. Noch dazu die tadellose Spielbarkeit, die phänomenalen Karten und die bewährte Steuerung, und erneut werdet ihr vom einmaligen Spielgefühl gepackt. Inifity Ward hat somit erneut einen sehr gelungenen Job abgeliefert. Aber: Es gibt keine großen, posiviten Überraschungen.
Eher negativ ist dagegen die Streichung der dedizitierten Server für PC-Nutzer und die Reduzierung auf 9vs9-Gefechte. Das Matchmaking-System über Steam funktioniert relativ gut. Wie beim Xbox Live-Vorbild könnt ihr Spieler zu einer Party einladen und dann gemeinsam in den Kampf ziehen. Clan-Spiele können theoretisch von einem Schiedsrichter eröffnet werden, um Ping-Vorteil auszumerzen. Ohne solche Tricks hätte der hostende Spieler klare Ping-Vorteile. Ein faires Gefecht ist so nahezu unmöglich. Außerdem fällt zudem der Mod-Support flach. Ein harter Schlag für die PC-Community. Trotzdem angesichts des Umfangs kein Grund abzuwerten.
Und auch der neue Spec-Ops-Modus kommt nicht ganz ohne Blessuren davon. Die KoOp-Missionen spielen sich zwar deutlich abwechslungsreicher als es bei der Gamescom den Anschein hatte, doch dafür können nur zwei Spieler gleichzeitig antreten. Unverständlich angesichts diverser Konkurrenz-Titel und dem direkten Vorgänger Call of Duty: World at War, der sogar in der Story eine Vier-Spieler-Variante lieferte.
Im Gegenzug erhaltet ihr zwanzig spannende, vollkommen unterschiedliche Aufträge, die den beiden Kampagnen (Modern Warfare 1 und 2) entnommen beziehungsweise extra für diesen Modus erschaffen wurden. Neben einfachen Kill-Aufträgen müsst ihr Stellungen gegen Gegnerhorden verteidigen, eurem Kollegen mit einem Gunship Feuerunterstützung liefern oder das Ende einer schwer verteidigten Brücke erreichen.
Auf ein Matchmaking wurde hier leider verzichtet. Da sich die Missionen aber auch hervorragend alleine spielen lassen, fällt die Enttäuschung deutlich geringer als zum Beispiel bei Halo ODST aus. Dank unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, Ranglisten und dem bewährten Freischaltsystem seid ihr mit diesem Modus viele vergnügliche Stunden unterwegs. Meiner Meinung nach zwar kein echter Ersatz für einen Kampagnen-KoOp-Modus, aber packend genug, um dem Spiel eine neue Facette abzugewinnen.
Doch reicht das, um den brillianten Vorgänger zu überflügeln? Fest steht: Die hervorragende Qualität von Modern Warfare macht es dem Nachfolger schwer, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Die Fans wollen erneut eine spielerische, inhaltliche und grafische Revolution. Und nein, Infinity Ward kann diese nicht ganz erfüllen. Die Kampagne liefert zwar einige erstklassige Missionen, etwas mehr Länge und absolute Hochspannung, doch sie ist nicht so stilbildend inszeniert wie beim ersten Teil. Vielleicht stumpft man bei den ganzen Superlativen etwas ab. Vielleicht ist noch mehr Bombast und eine flexiblere Kampagne in der aktuellen Generation nicht möglich. Auf jeden Fall haben einige herausragende Missionen aus dem ersten Teil einen bleibenderen, prägenderen Eindruck hinterlassen.
Und auch beim Multiplayer regiert Stagnation auf hohem Niveau. Das bewährte System wurde sinnvoll ergänzt, im Detail verbessert und nahezu perfekt ausbalanciert. Das Endergebnis ist dadurch besser, als es im ersten Moment den Anschein hat. Schon nach kurzer Zeit stellt sich wieder die Sucht nach neuen Waffen, Ausrüstungsgegenständen und Fertigkeiten ein. Unfaire Stellen wurden ausgebügelt, die taktische Tiefe erhöht und die Identifikation der Spieler durch Embleme verstärkt. Nur auf individuelle Outfits, Clan-Unterstützung und Fahrzeug-Schlachten müsst ihr noch immer verzichten. Trotzdem ist der Mehrspielermodus von Modern Warfare 2 das Maß aller Dinge, auch wenn sich PC-Spieler mit Esport-Ambitionen den Kauf angesichts der fehlenden Mod- und Server-Unterstützung genau überlegen sollten.
Der ausschlagende Punkt, erneut eine 9 zu ziehen, ist aber der Spec-Ops-Modus. Nicht weil dieser außergewöhnlich gut geworden ist, sondern weil er die Kampagne und den VS.-Multiplayer hervorragend ergänzt. Die vielen spannenden Missionen mit einigen einmaligen KoOp-Momenten haben mich am Ende doch noch überzeugt. Der Vorgänger mag zwar bahnbrechender gewesen sein, doch Modern Warfare 2 liefert abseits der moralischen Debatte erneut ein einmaliges Paket aus einer brillant inszenierten Kampagne, einem unschlagbaren Multiplayer und einem erfrischenden Missions-Modus. Das reicht. Diesmal.
Call of Duty: Modern Warfare 2 erscheint am 10. November für PC, Xbox 360 und PS3.