Call of Duty: Modern Warfare 2
Multiplayer-Overkill
Doch auch das Level-Design überzeugt. Im brasilianischen Armenhaus entfaltet sich ein tödliches Labyrinth aus klar definierten Feuerbereichen, erstklassigen Scharfschützenpositionen und idealen Hinterhalt-Möglichkeiten. Wie schon die Karten aus dem ersten Teil wirkt auch dieser Abschnitt perfekt ausbalanciert. Zu jeder Position gibt es mehrere Zugänge, nie könnt ihr euch in Sicherheit wiegen oder eure Konzentration vernachlässigen. Speziell im Capture-the-Flag-Modus ein Adrenalin-treibendes Erlebnis.
Die zweite Karte spielt in Afghanistan. Vielleicht ein kleiner Hinweis auf eine mögliche Singleplayer-Mission? Ein Flugzeug ist abgestürzt und die beiden Teams kämpfen in Bunkersystemen, zwischen nackten Felsformationen und dem gewaltigen Wrack. Wer sich über den flachen Sand bewegt, wird schnell zur Zielscheibe. Scharfschützen können sich auf wildes Tontaubengeballer freuen, falls sich unvorsichtige Anfänger in die Todeszone wagen. Deutlich intimer wurde es dagegen auf der dritten Karte.
Highrise spielt auf dem Dach eines Hochhauses. In der Mitte ein Hubschrauberlandeplatz, Klimaanlagen und Rohrsysteme. Die beiden Teams starten im oberen Ende in zwei gegenüberliegenden Bürokomplexen. Mit vielen dunklen Ecken, Glasflächen und Hindernissen ein Alptraum für aggressive Spieler. Außerdem stießen die Auflösung der Konsolenfassung beziehungsweise mein Sehvermögen hier an ihre Grenzen. Ohne Zielfernrohr war es nahezu unmöglich, statische Feinde auf dem Hubschrauberlandeplatz auszumachen. PC-Version, anyone?
Der krönende Abschluss der Veranstaltung war für mich aber das oben erwähnte Gespräch mit Game Director Jason West. Neben einigen Details zur PC-Fassung, seiner Blinddarm-Operation und seinem anstehenden Besuch des Oktoberfestes konnte er mir endlich schlüssig den Special-Ops-Modus erklären. Die Mini-Präsentation auf der gamescom reichte kaum aus, um diese Koop-Variante zu verstehen und die daraus resultierende die Enttäuschung zu verbergen.
Der gezeigte Level war gerade mal zwei Minuten lang, nur zwei Spieler konnten gemeinsam spielen und es durften keine weiteren Fragen gestellt werden. Zu wenig für eine vernünftige Vorschau. Nun bin ich aber schlauer: Dieser Modus soll genauso groß werden wie der Singleplayer und die Versus-Gefechte.
In der Beispielmission Breach & Clear gilt es, ein bestimmtes Areal zu betreten und es von Feinden zu säubern. Wer sich noch an den Miles High Club am Ende des Vorgängers erinnert, kann sich in etwa vorstellen, was ihn erwartet. Je nach Schwierigkeitsgrad wirft das Programm euch immer mehr und vor allem stärkere Kräfte entgegen. Eure Zeit wird dann aufgezeichnet und in eine Online-Rangliste eingetragen. Bei seiner Erklärung, warum das Spiel nur zwei Spieler unterstützt, lieferte er gleich einen Hinweis auf eine weitere Spec-Ops-Mission.
Ursprünglich bestand dieser Modus nur aus Sniper-&-Spotter-Missionen. Gemeinsam mit einem Freund sorgte man hier für Chaos unter den feindlichen Truppen. Ein Spieler markierte die Ziele, der andere beförderte Offiziere und Spezialwaffenteams per Scharfschützengewehr über den Jordan – wetten wir, dass diese Mission noch Teil des Spec-Ops-Modus ist?
Die besondere Dynamik, die dabei entstand, überzeugte Infinity Ward davon, dass Koop am besten mit einem Kumpel funktioniert. Mir persönlich wären zwar vier Spieler lieber gewesen, doch angesichts der enormen Größe des Komplettpaketes (Kampagne, Versus-Multiplayer und Koop-Modus) erscheint einem diese Kritik fast etwas lächerlich.
Im ersten Moment war ich doch leicht enttäuscht. Nach den bahnbrechenden Neuerungen des ersten Modern Warfare steht diesmal „nur“ die Evolution des Multiplayer-Spielprinzips auf dem Programm. Nach den Maßstäben von Infinity Ward eigentlich zu wenig. Trotzdem wird die Mischung aus sinnvollen Neuerungen und dem immer noch erstklassigen Grundgerüst den Titel mit aller Wahrscheinlichkeit erneut an die Spitze der Multiplayer-Charts befördern. Denn unterm Strich bietet Modern Warfare 2 2009 eindeutig das beste Multiplayer-Gesamtpaket.
Meine Wenigkeit freut sich vor allem auf den frischen Demolition-Modus, der abseits vom Team-Deathmatch-Chaos deutlich mehr Taktik erfordert. Die Unterschiede zu Search & Destroy sind zwar nicht gerade gewaltig, doch das schnelle Gameplay und das Respawnen während einer Runde nimmt diesem Modus etwas die Härte, macht ihn massenkompatibler. Die eigentliche Faszination von Modern Warfare 2 dürfte aber die Kombination aus Versus-Multiplayer, Spec-Ops-Koop-Modus und der diesmal etwas umfangreicheren Kampagne sein. Wenn alles gut geht, wird noch 2011 Infinitys Wards neustes Meisterwerk das Maß aller Dinge sein. Beeindruckend.
Call of Duty: Modern Warfare 2 erscheint am 13. November für Xbox 360, PS3 und PC.