Call of Duty: Modern Warfare 3 - Test
Perfekter Fanservice
Für den Test zu Modern Warfare 3 wurden wir nach London verfrachtet und konnten dort zwei volle Tage lang Kampagne, Koop und Multiplayer der 360-Version antesten und einen Blick auf die PS3-Fassung werfen. Nachdem die Kampagne auf Hardened bezwungen war, ging es ausschließlich online weiter. Insgesamt kam ich auf ca. 14 Stunden Mehrspieler-Erfahrung, erreichte Level 40 und konnte alle Spec-Ops-Missionen abschließen. Genug, um zumindest Xbox 360 und PS3 zu bewerten, schließlich ist der Unterschied zu den anderen Teilen der Reihe sowohl technisch als auch inhaltlich nicht allzu groß. Der PC-Test folgt, sobald wir die entsprechende Version in den Händen halten.
Modern Warfare 3 stellt mich als Tester vor ein schwer zu lösendes Problem. Greift bei einem Produkt wie Call of Duty das übliche Wertungssystem überhaupt noch? Die beteiligten Studios haben in den letzten Jahren das zugrunde liegende System so verfeinert und auf die gewaltige Zielgruppe zugeschnitten, dass echte Innovationen und Neuerungen nur noch im Detail stattfinden können oder sogar müssen. Das Ganze ist in etwa vergleichbar mit FIFA oder PES. Hier ein Animationssystem, dort ein neuer Modus oder eine leicht verbesserte KI, mehr geht einfach nicht. Schließlich muss man mit den jährlichen Updates über 20 Millionen Spieler zufriedenstellen, die gegenüber "ihrem" Produkt eine gewisse Erwartungshaltung haben.
Die Kreativen können also am Ende nur ein Konsensprodukt auf den Markt werfen, dessen Qualitäten vor allem im optimalen Ausnutzen der vorhandenen Elemente bestehen. Das ist weder sonderlich sexy noch wirklich bahnbrechend, aber eben im selbst gesteckten Rahmen noch immer von herausragender Güte. Besonders dann, wenn man es mit Battlefield 3 vergleicht, das sich bei der Kampagne in die Höhle des Löwen wagte und erfolglos versuchte, den Branchenführer zu kopieren.
Modern Warfare 3 erlaubt sich nämlich beim als Abschluss der übergreifenden Geschichte keinen Fehler. Und das sowohl inhaltlich als auch bei der Präsentation. Anstatt sich in wilden, kaum verständlichen Zwischensequenzen zu verlieren, ergibt die Storyline diesmal einen Sinn und packt Fans von der ersten Minute an. Das Wiedersehen mit Price, Soap und den anderen Helden der Vorgänger und die diversen neuen Protagonisten erzählen nahtlos die Geschichte aus Modern Warfare 2 weiter. Der russische Extremist Makarov ist noch immer auf freiem Fuß und sein Plan, die Welt in einem dritten Weltkrieg in Schutt und Asche zu legen, scheint aufzugehen.
Nachdem russische Truppen Washington und das amerikanische Hinterland überfallen haben, geht es nun New York an den Kragen. Eine riesige Flotte taucht auf und droht die amerikanischen Verteidiger gnadenlos zu überrennen. Gleich in dieser Mission wird klar, dass Modern Warfare 3 in puncto Bombast noch einen drauflegt. Die brennende Millionenstadt, die einstürzenden Hochhäuser und Dutzenden Kriegsschiffe verwandeln den direkten Konkurrenten Battlefield 3 in eine fast schon harmlose Räuberpistole. Infinity Ward gelingt es mit der Unterstützung von Sledgehammer Games, trotz der herben kreativen Verluste eine packende, adrenalinschwangere Kampagne auf die Beine zu stellen, die zwar keine allzu großen Überraschungen liefert, aber durch eine gut aufgestellte Spannungskurve und abwechslungsreiche Missionen wirklich nie langweilt.
Immer dann, wenn man das Gefühl hat, von den Dauer-Explosionen und Action-Sequenzen übermannt zu werden, nimmt Modern Warfare 3 die Fahrt heraus und wirft euch in packende, wenn auch stark geskriptete Schleichmissionen. Zusammen mit Price begibt sich ein neuer Held auf die Jagd nach dem Superterroristen und stößt dabei tief ins Feindesland vor. Ihr schlagt euch durch das von Krieg zerfressene Somalia, schließt euch dem Prager Widerstand an und versucht Gefangene aus einer finsteren Burg zu befreien. Dabei wird zwar nie die Qualität der berühmten Prypjat-Mission im ersten Modern Warfare erreicht, doch das gleicht der Titel mit viel Abwechslung wieder aus.