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Call of Duty: Modern Warfare 3 - Test

Perfekter Fanservice

Nur selten müsst ihr euch einfach durch gewaltige Gegnermengen kämpfen. Die meiste Zeit variiert das Spiel das Tempo auch während der Aufträge. Mit dem Scharfschützengewehr Deckung geben, Flugzeugen Ziele zuweisen oder mit einem Raketenwerfer Panzer ausschalten, hier gibt es genau die richtige Mischung, die der Battlefield-3-Kampagne abging. Besonders beeindruckend ist der schon in der letzten Vorschau beschriebene Paris-Level. Hier geht es abwechselnd auf dem Boden gegen die russischen Invasoren und anschließend direkt in eine AC-130, um den Fußsoldaten mit schweren Geschützen Deckung zu geben. Da werden Panzer, ganze Squads und sogar halbe Häuserblöcke dem Erdboden gleichgemacht. Natürlich ist auch das wenig innovativ, dafür aber wirklich packend inszeniert und genau mit dem richtigen Wumms umgesetzt.

Erstaunlich ist außerdem, dass einige Schauplätze mehr Platz bieten als der direkte Konkurrent aus dem Hause DICE. Das Ziel ist zwar klar definiert, wie ihr euch aber durch das Hafenareal oder das somalische Hüttendorf ballert, ist im Prinzip vollkommen egal. Es ist zwar nicht immer einfach, diese Alternativrouten zu bestreiten, weil ihr zum Teil nicht die richtigen Trigger auslöst, aber zumindest theoretisch seid ihr nicht auf einen klar vorgeschriebenen Lösungsweg angewiesen.

Die meiste Zeit werdet ihr dabei von nachströmenden Gegnerhorden verschont. Wer sich genug Zeit nimmt, kommt so voran, auch ohne den nächsten Trigger auszulösen. Nur in zwei bis drei Fällen war ich in einer solchen Endlosschleife gefangen. Nervig, weil das Spiel dazu auffordert, eurem Partner zu folgen, dieser aber nur dummdreist in der Gegend herumsteht. Dieses seltsame Verhalten bringt uns zur KI, die im direkten Vergleich mit Battlefield 3 einen Tick besser agiert, aber trotzdem durch eine fast schon magische Treffsicherheit fordert, die auf "Hardened" fast schon groteske Züge annimmt. Gleich an mehreren Stellen entstehen dabei echte Knackpunkte, die die sonst recht überschaubare Spielzeit von ca. sechs Stunden noch mal um zwei weitere verlängert. Und nein, das ist immer noch zu kurz.

Call of Duty: Modern Warfare 3 - Redemption Singleplayer-Trailer (Deutsch)

Hier also ein kurzer Zwischenstand: Die beiden Studios Infinity Ward und Sledgehammer liefern in der Modern-Warfare-Kampagne ein deutlich abwechslungsreicheres und vor allem besser inszeniertes Action-Spektakel ab als die Schweden, das sich auch noch hervorragend steuert und inhaltlich Sinn macht. Klar, nüchtern betrachtet verbirgt sich hinter der brachialen Inszenierung wenig spielerische Substanz, langweilige Charaktere und praktisch keine Neuerungen, doch wer hat da etwas anderes erwartet? Immerhin wird dabei fast das Niveau des ersten Modern-Warfare-Teils erreicht, ein Umstand, den ich Infinity Ward nach dem Weggang von West und Zampella nicht zugetraut hätte. Also hier ein klarer Sieg für Modern Warfare 3.

Doch wie sieht es mit der Grafik aus? Schließlich setzt DICE auf eine nagelneue Engine, die mit vielen neuen Effekten, erstklassigen Animationen und einer beeindruckenden Soundkulisse überzeugt. Und ja, im direkten Vergleich sieht Battlefield 3 auch auf Konsolen besser aus. Mit installierten HD-Texturen wirkt das Spiel im Detail einfach runder und realistischer. Doch in der Hitze des Gefechts gehen solche Feinheiten oft unter. Außerdem sorgen die nahezu stabilen 60 FPS von Modern Warfare 3 für eine deutlich konstantere Spielererfahrung. Hier gibt es weder Slowdowns, noch starkes Tearing, dafür müssen eben Texturen und Polygon-Details leiden. Trotzdem sieht Modern Warfare 3 noch immer gut aus und kann dem Konkurrenten zumindest Paroli bieten.

Doch nicht nur bei der Kampagne, auch beim Koop-Modus drängt sich ein direkter Vergleich auf. Schließlich müsst ihr in beiden Varianten zu zweit Aufträge erfüllen, die von simplen Verteidigungsmissionen über Schleicheinsätze bis hin zu Geleitschutz reichen und euch in puncto Schwierigkeitsgrad vor eine harte Herausforderung stellen. Und wie in der Kampagne gelingt es Modern Warfare 3, seinen mit vielen Vorschusslorbeeren geschmückten Konkurrenten locker abzuhängen. Die 16 Spec-Ops-Missionen sind nicht nur deutlich spannender als ihre Battlefield-3-Pendants, sondern bieten auch mehr Abwechslung.