Captain America: Super Soldier
Es geht aufwärts
Die Entwickler von Filmumsetzungen haben ein Problem. Für den Release eines Blockbusters gibt es oft einen festgelegten Termin, die passende Story und damit auch die Thematik steht aber erst oft ein Jahr vor dem Start fest. Zu wenig Zeit, um daraus ein vernünftiges Spiel zu machen. Deswegen nehmen sie gerade beim Gameplay oft Abkürzungen. Meistens wird dabei einfach ein bekanntes und beliebtes Spielprinzip kopiert. Bei Thor war es zum Beispiel God of War, bei Hulk hat man sich an früheren Versoftungen orientiert und bei Captain America an Batman: Arkham Asylum. Insbesondere das Kampfsystem und das Erkundungselement wurden klar vom Rocksteady-Hit inspiriert.
Grundsätzlich ist solch eine Vorgehensweise legitim, schließlich gilt auch bei Spielen: „Lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht". Doch dazu muss man einfach am Ende zumindest ein paar eigene Ideen einstreuen. Steve Rogers kämpft sich dagegen eben nur fast so elegant mit brutalen Nahkampfattacken durch die Hydra/Nazi-Schergen. Das Ganze wird zwar, wie im Vorbild, mit dramatischen Zeitlupen-Sequenzen unterlegt und wirkt manchmal schön brachial, doch die Klasse des Batman-Hits wird dabei zu keinem Zeitpunkt erreicht. Trotzdem macht die neuste SEGA-Versoftung damit zumindest in diesem Punkt einen deutlich besseren Eindruck als nahezu die komplette In-House-Konkurrrenz.
Auch was die eigentliche Spielstruktur angeht, unterscheidet sich Captain America: Super Soldier glücklicherweise dramatisch von dem letzten SEGA-Machwerk Thor. Klar, bei Animationen, Bug-Häufigkeit und Länge hätte das amerikanische Team gern noch etwas drauflegen können, aber im direkten Vergleich ist das schon mal gar nicht soo schlecht, was hier als Alternativ-Handlung aufgebaut wird.
Das Spiel erzählt dabei eine Art Parallelgeschichte, die im Film nicht richtig ausgearbeitet wurde. Captain America ist schon als Supersoldat in Europa im Kampf gegen die Hydra unterwegs, der große Endkampf mit dem Red Skull, das Finale des Films, ist aber noch eine Weile entfernt. Ganz alleine versucht er, eine der Festungen der Bösewichte auszuräuchern, die dort gelagerten Waffen zu vernichten und auch noch seinen Partner Bucky zu befreien. Das ist nicht sonderlich originell, geht aber im Rahmen des Möglichen vollkommen in Ordnung.
Captain America ist im Prinzip ähnlich offen aufgebaut wie Arkham Asylum. Doch statt andere Bereiche und Geheimgänge erst durch neu hinzugewonnene Fähigkeiten zu öffnen, gibt es bei Captain America immer wieder simple, verschlossene Türen. Das Spiel bleibt also relativ linear. Auch der Stealth-Aspekt wurde praktisch komplett gestrichen, die neueste Superhelden-Versoftung setzt vor allem auf die gelungenen, mit der Zeit aber doch etwas zu seichten Kämpfe. Mit simplem Button Mashing und dem linken Stick kämpft ihr gleichzeitig gegen mehrere Gegner. Kombos entstehen dabei ganz von selbst. Wie beim Vorbild könnt ihr Angriffe, die vorher angezeigt werden, entweder blocken, direkt kontern oder ihnen mit einer Rolle ausweichen.
Später sorgen ein paar Riesengegner und feindliche Schildträger für Abwechslung. Die müsst ihr entweder mit einem aufgeladenen Superschlag aus dem Konzept bringen oder von hinten attackieren. Den größten Unterschied macht aber der Schild. Denn während Batman Fernkämpfern relativ schutzlos gegenübersteht, kann sich der amerikanische Nazi-Jäger immer wieder hinter diesem unzerstörbaren Allzweck-Tool verstecken.