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Chrono Trigger

Zu alt? Niemals!

Eigentlich kann man einen Retro-Rerelease ja gar nicht mit modernen Titeln vergleichen. Letztere entstehen auf Konsolen, deren Hardware das NASA-Rechenzentrum der frühen 90er in den Schatten stellte. Daraus folgen wesentlich bessere Grafik, mehr Sound und überhaupt von allem mehr eben. Was in Blue Dragon, Enchanted Arms und Last Remnant resultiert. Oder in Lost Odyssey und Infinite Undiscovery, wenn es mal gut läuft. Sie sind hübscher, das gewähre ich ihnen.

Aber mal ehrlich und Hände hoch: Glaubt Ihr, dass eines dieser Spiele in 15 Jahren noch in irgendwelchen All-Time-Bestenlisten auftaucht? Chrono Trigger schafft genau das in regelmäßigen Abständen mit Leichtigkeit. Und eine mehr als gelungenen Eigenschaft, warum dieses Spiel immer noch ein Lehrstück für alle RPG-Designer sein sollte, lässt sich leicht benennen: Tempo und Timing.

Oft fühlt sich das durchschnittliche J-RPG über lange Strecken eher nach Arbeit als Vergnügen an. Weite Wege wollen beschritten, Millionen von Zufallskämpfen bestanden und endlose Wüsten redundanter Monologe weiter gedrückt sein. Nicht so hier. Die Geschichte von Chrono Trigger verliert sich trotz eleganter Nebenplots nie auf Abwegen, die Kämpfe bleiben dort, wo sie der Zierde dienen, zügig und an den wichtigen Stellen knackig. Nirgendwo drängt sich der Trieb japanischer Rollenspiele auf, Euch um der Level Willen ermüdend und sinnfrei auf Monsterjagt zu schicken.

Die Story selbst beginnt dabei harmlos und unspektakulär und zwar zu einem Grad, der leicht dazu verleitet, das Spiel nach einer halben Stunde auf den „für später“-Stapel zu verfrachten. Eine Prinzessin wird entführt. Weckt mich, wenn es vorbei ist. Das Kidnapping erledigt sich aber sehr schnell und geht in eine Zeitreise durch die verschiedenen Epochen des Planeten über, um, natürlich, den Untergang der Welt aufzuhalten.

Chrono Trigger-Trailer

Nach und nach deckt Ihr einen über nicht weniger als 65 Millionen Jahre gespannten Plot auf. Ein roter Faden zieht sich zielstrebig und mit steigender Spannungskurve durch die gesamte Reise und bugsiert Euch elegant in jedem Zeitalter, in das es Euch verschlägt, zu den Verknüpfungen, die an das Ende der Welt führen.

Auf dieser wahrlich epischen Zeitreise sammelt Ihr einen die Jahrmillionen übergreifenden, bunt gewürfelten Cast aus Mitstreitern zusammen, ein jeder mit seiner eigenen kleinen Geschichte. Ein Frosch, der fechtet, mag anfangs komisch erscheinen, sobald Ihr die Hintergründe erfahrt, schleichen sich Tragik und Rache ein. Ein dunkler Magier spinnt sich hier ein, eine Prinzessin aus der Steinzeit führt man auch nicht jeden Tag durch ferne Zukunftsvisionen. Bunt und denkwürdig präsentiert sich eine Gruppe lohnender Figuren, an die man noch eine ganze Weile gern zurückdenkt.

Bei der Unterstützung der Entwicklung der Streiter sekundiert der Plot Chrono Triggers hervorragend, indem er besten Eifer dabei zeigt, dem Großen Ganzen zu folgen, statt sich ständig in inhaltlichen Belanglosigkeiten zu verlieren. Auf das Hochleveln dürft Ihr praktisch verzichten. Jeder Dungeon genügt für sich, um Eure Helden für den Endboss aufzubauen und diesen in einem fairen Duell zu besiegen. Fair in dem Sinne, dass Ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit ein- bis zweimal das Zeitliche segnet und innerhalb dieser Lernphase die richtige Taktik ausknobelt. Aber es gibt halt keine Siege ohne Verluste.

Chrono Trigger-Charaktere

Die richtigen Strategien zu entwickeln, gestaltet sich angesichts der zahlreichen Möglichkeiten bei der Besetzung der Runde als gar nicht so simpel. Eure Truppe besteht über die weiteste Strecke aus drei Charakteren, die alle miteinander zusammen Kombos ausführen können. Dabei ergänzen sie ihre individuellen Eigenschaften je nach Zusammensetzung neu.

Schwertkämpfer Chrono erhält zusätzliche Unterstützung durch ein ihm unvertrautes Feuerelement von Lucca und zusammen rösten sie ihre Feinde. Im Verbund mit der magieunbegabten Urzeitprinzessin Ayla sieht der Move anders aus. Sie wirft ihn, Schwert voran, und Chrono landet einen wirkungsvollen Airstrike. Die eher friedliche Marle nutzt seinen Schwertwirbelangriff, um ihren Heilzauber auf das ganze Feld zu verteilen. Und bedenkt Ihr, dass es sieben spielbare Charaktere gibt, ergeben sich wirklich eine stattliche Zahl solcher Moves, an denen teilweise sogar alle drei Figuren teilhaben.