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Colin McRae: DiRT 2

Nur im Namen ein McRae

Rallye ist hart und einsam. Manchmal seht ihr das ganze Rennen kein anderes Auto. Nur ihr, die Piste, Natur und die beruhigende Stimme des Beifahrers. "60, hart links, über Klippe, in die Schlucht". Wem das zu eintönig ist, der kann ja zu Colin McRae: DiRT 2 greifen. Rallye? Das war mal. Früher. Die Colin-McRae-Serie stand zumindest am Anfang, und als der Meister selbst noch lebte, für das Beste, was es im Bereich des ernstzunehmenden Rallye-Sports auf Konsolen gab. Das flaute im Laufe von fünf Teilen ab und letztes Jahr kam dann der Next-Gen-Reboot – wunderbare Floskel, damit wurden ganze Marketingabteilungen reich – in Form des schon deutlich gelockerten DiRT.

Der Fokus des Nachfolgers liegt noch weiter ab von der reinen Lehre der Simulation und vielleicht noch in einem Viertel der Events hört ihr die vertraute Stimme eines Kopiloten, der euch sagt, wo ihr gleich in den Acker rasen werdet. Diese wenigen Rennen von Punkt zu Punkt, in denen ihr allein unterwegs seid und nur die Zeit entscheidet, sind selten geworden und vor allem extrem kurz. Epische Langstrecken fehlen vollständig, alles ist auf kurze, schnelle und harte Rennen getrimmt.

Die größte Zahl der Rennen schickt euch in Varianten, die nicht ganz zu dem passen, mit dem der Name McRae eigentlich assoziiert wird. Gegen einen bis sieben Konkurrenten, je nach Rennart, geht es in einem ganz normalen Rennen auf die Piste. Alle lassen an der Startlinie die Motoren heulen, Flagge, Signal, auf geht’s. Rad an Rad, bis der erste über die Linie gewinnt. Das hat nicht viel mit Ralley zu tun. Liebhaber dieses Sports und der Serie werden es auch bemängeln, dass es genügt, wenn der Untersatz es nur noch mit wenigen beweglichen Einzelteilen über die Linie schafft. Es gibt keine Notwendigkeit für Reparaturen nach dem Rennen mehr und auch zwischendurch lassen sich viele Kurven wunderbar nehmen, indem ihr mit der Konkurrenz Autoscooter spielt. Klar, ein Scheinwerfer weniger, die Frontscheibe ist hin, aber was soll es, wenn es drei Sekunden spart.

DiRT 2 - Worldtour-Modus

So weit also, so wenig Rallye. Die Steuerung und das Fahrgefühl blieben bei diesem Crossover von allem, was Offroad heißt, nicht verschont und die Tendenz steuert eindeutig in Richtung des Arcade-lastigere GRID. Momentum und Masse in der Kurve fühlt man jetzt deutlich mehr, was auch daran liegt, dass die Bremsen schwächer anziehen. Man bleibt halt auf Sand nicht gleich stehen und so erinnert das Fahrgefühl nun ein wenig mehr, wenn auch nicht ganz, an das Beste in SEGA Rallye. Nicht Simulation, nicht Arcade, irgendwo dazwischen, aber genau auf der Linie, die viel Fahrspaß verheißt. Und das ist die gute Nachricht. Findet ihr euch damit, ab, dass es eben kein reines Rallye-Spiel mehr ist, hat DiRT 2 einiges zu bieten.

Zum Beispiel die vielleicht derzeit schönsten Rennstrecken. Meist ist es heiß und staubig und da das mit allen Effekten gespickt und poliert wurde, die es so gibt, fühlt man es schon fast in den eigenen vier Wänden. Und wer hätte gedacht, dass sich selbst Kleinigkeiten wie Lens-Flare-Effekte so schön darstellen lassen, dass man nicht umhin kommt, sie zu loben. Angesichts all dieser Schönheit möchte man eigentlich gar nicht in das Innere des Wagens schalten, auch wenn sich diese Ansicht nicht weniger gut lenkt als beim halben Ziehvater GRID und für sich selbst auch keineswegs hässlich daher kommt. Aber durch eine nach dem Crash geborstene Scheibe lässt sich halt nicht so gut die in der dritten Fassung der EGO-Engine zelebrierte Pampa bewundern. Das einzige, was sich rarmacht in all dem Glanz, sind Wettereffekte. Kein Tropfen Regen, kein Nebel, nichts. Eitel Sonnenschein, wohin der Tourkalender euch auch führt.

Dieser selbst, oder vielmehr seine optische Gestaltung, – und das ist wirklich eine rein subjektive Meinung – gefällt mir weit weniger als noch in DiRT. Statt des weißen, eleganten und aufgeräumten Menüs wird hier das Trailerpark-Leben zelebriert. In euerem leicht angeranzten Wohnwagen wählt ihr die Optionen und Rennstationen aus, in einem fließenden Schwenk geht es nach draußen zur Fahrzeugauswahl. Das ist alles hübsch, weit weniger aufdringlich als beispielsweise bei NFS Pro Street, aber trotzdem: Die reine Schönheit des Vorgängers lag mir mehr. Ich bin aber gerne bereit, andere Meinungen anzuerkennen und zu sagen, dass auch dieser Aspekt von DiRT 2 zumindest technisch über jedem Zweifel erhaben ist.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Colin McRae: DiRT 2

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PSP, PC, Nintendo DS

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