Crash of the Titans
Kein Titan
Wer heutzutage ein Action-Adventure in 3D entwickeln will, muss sich anfangs unweigerlich die Frage stellen: Wie unterscheidet sich mein Spiel von denen der Konkurrenz? Nicht, dass das nicht auch für andere Genres gelten würde - aber gerade Action-Adventures beziehungsweise Jump'n'Runs, wie man sie denn nun nennen will, ähneln sich untereinander gerne ein bisschen zu stark.
Radical Entertainment, die Entwickler von Crash of the Titans, haben jedenfalls eine recht interessante Antwort auf diese Frage gefunden. Ihr Spiel unterscheidet sich von denen der Konkurrenz dadurch, dass Ihr eine Reihe unterschiedlichster Gegner übernehmen dürft. Dazu müsst Ihr einen Eurer Kontrahenten zunächst bewusstlos prügeln, indem Ihr mehrmals in schneller Folge auf ihn einschlagt. Anschließend klettert Ihr auf ihn und macht Euch so seine besonderen Eigenschaften zu eigen.
Dazu zählt beispielsweise die Fähigkeit, schwere Mauern einzureißen, auf bestimmte Ziele und Widersacher zu feuern, Stacheln aus dem Boden schießen zu lassen und mit einem gewaltigen Laserstrahl ganze Feindesgruppen ins Jenseits zu beförern. Darüber hinaus verfügt jedes "Vehikel" über stärkere Standard-Angriffe, die in Kämpfen ebenfalls sehr hilfreich sein können.
Das Problem von Crash of the Titans: Davon abgesehen ist es ein absolut gewöhnlicher und leider sehr austauschbarer Plattformer. Kein schlechter, wohl bemerkt, weil es nur wenig wirklich falsch macht, aber eben auch kein besonderer, keiner herausragender. Dafür bietet es abseits dieses relativ frischen Features nämlich viel zu wenig Unverbrauchtes.
Es beginnt schon mit der Story. Zu Beginn des Spiels entführt Crashs Erzfeind Cortex doch glatt mal dessen Schwester Coco und Kumpel Aku-Aku. Warum er das tut, lässt sich nur erahnen, aber, okay, der fiese Doktor ist halt ein bisschen verwirrt. Und weil Nichte Nina das ebenfalls bemerkt hat, schlägt sie sich im späteren Verlauf auf Cortex' Seite und zeigt ihm, was es heißt, richtig böse zu sein. Zwischendurch gibt es immer mal wieder ein paar Gags - teils schnarchig, teils ganz lustig - und fertig ist die Geschichte.
Nun könnte man sagen: Hey, aber bei Mario schnappt sich Bowser doch auch jedes Mal Peach. Und war Sonic etwa kreativer? Der Unterschied ist allerdings, dass Mario und Sonic so etwas wie einen eigenen Charakter haben; ihre Spiele zeichen sich dadurch aus, komplett auf sie zugeschnitten zu sein.
Crash hingegen wanderte in den letzten Jahren durch die Hände mehrerer verschiedener Entwickler, weshalb die Serie vielleicht nie so konsistent, nie in sich so stimmig wurde, wie es einigen anderen gelungen ist. Von einigen weitgehend unschönen Ausflügen ins Rennspiel- und Partygenre ganz zu schweigen.
Doch wie bereits erwähnt baut Crash of the Titans wieder auf ein wesentlich klassischeres Fundament, was grundsätzlich eine gute Idee ist. Ihr erkundet also recht lineare Levels, viele davon an der frischen Luft mit hübscher Weitsicht, einige aber auch in verwinkelten und geschickt aufgebauten Gebäuden. Ihr hüpft von Plattform zu Plattform, hangelt Euch an Vorsprüngen entlang, setzt gewohnte Techniken wie den Doppelsprung ein. Kleine Fallen erwarten Euch ebenfalls auf Eurem Weg zum Ziel; mal bewegen sich große Felsen seitwärts an einem Abgrund entlang, mal lauft Ihr über Flächen, die sich drehen oder kippen.